Gefährtin Der Finsternis
glänzend schwarzen Hals. »Und ich will niemanden töten.«
»Vielleicht solltet Ihr es«, erwiderte Orlando. »Ich denke, Euer Geist versagt vor Hunger.«
»Zu schade, dass du nur ein Happen bist«, giftete der Vampir zurück. Der Zauberer trat erschreckt einen Schritt zurück, und Simon lächelte. »Warum öffnest du nicht diese Tür?«
»Was ist mit Eurer Suche?«, beharrte Orlando und folgte ihm. »Ihr habt eine Pflicht …«
»Ich sagte bereits, dass ich es nicht vergessen habe.« Simon schwang sich in den Sattel und empfand das Gefühl, auf einem Pferderücken zu sitzen, wieder als tröstlich. Es ließ ihn sich weniger wie ein Ungeheuer fühlen, was auch immer Orlando sagen mochte. »Ich werde weit vor der Dämmerung zurück sein.«
»Simon …« Der Zwerg öffnete eilig die Stalltüren, als das Pferd in Trab verfiel.
Isabel hatte gesehen, wie Simon den Hof überquerte, und war in ihr Zimmer gelaufen, um die Schriftrollen ihres Vaters zu holen. »Simon!«, rief sie ihm hinterher, als die Zugbrücke herabgelassen wurde, und lief ihm nach. Aber er hörte sie nicht mehr.
»Ich fürchte, er hat Euer Pferd gestohlen«, sagte eine Stimme neben ihr – Orlando, der aus dem Stall trat. »Aber ich nehme an, dass er zurückkommt.«
»Das hoffe ich gewiss«, erwiderte sie lächelnd. »Ich bin diesem Pferd sehr zugetan.«
»Das wundert mich nicht«, antwortete er, ohne ihr Lächeln zu erwidern. »Es ist ein schönes Tier.« Er beobachtete sie mit nicht allzu freundlicher Miene, wie sie bemerkte. »Außerdem hat er versprochen, Euer Schloss zu verteidigen.«
»Simon? Ja, das hat er getan.« Sie ging wieder in Richtung Halle, und er folgte ihr. »Er hat es Euch natürlich erzählt.«
»Und Ihr habt versprochen, ihn in Ruhe zu lassen.« Sie blieb im Torbogen stehen und wandte sich überrascht zu ihm um. »Und doch seid Ihr hier.«
Nun lächelte er, aber es war dennoch keine beiläufige Bemerkung gewesen. »Ich wollte ihm etwas zeigen – etwas sagen«, erwiderte sie. Wie viel hatte Simon seinem seltsamen, kleinen Diener über die vorige Nacht erzählt? »Ich denke, ich kann ihm helfen.«
»Das könnt Ihr nicht«, antwortete er in einem Tonfall so kalt wie Stein, alle vorgetäuschte Artigkeit war verschwunden.
»Wie könnt Ihr da so sicher sein?«, erwiderte sie. Ihre eigenen Dienstboten sprachen nicht in diesem Ton mit ihr. Warum sollte sie es bei ihm dulden, auch wenn er ein Zauberer war? »Und was geht es Euch an?«
»Ihr könnt Simon nicht helfen, Mylady, sondern ihn nur verletzen.« Die Menschen in der Halle betrachteten sie neugierig, und sie ließ sich von ihm in den Sonnenraum führen, eher um Fragen zu vermeiden, als weil sie unbedingt hören wollte, was er zu sagen hatte. »Er ist nicht der Mann, für den Ihr ihn haltet, Lady Isabel, so gerne er es auch wäre.« Sie sah ihn in seiner Tasche umhertasten, als wollte er etwas darin berühren. »Seine Suche ist wichtiger, als Ihr jemals vermuten könntet, seine Schwüre tödlicher, wenn er sie bricht.«
»Orlando, was ist das für ein Fluch?«, wollte sie wissen. »Was für eine Todsünde hat er begangen?«
Seine Mundwinkel wölbten sich zu einem verzerrten, verbitterten Lächeln. »Ich wünschte, ich könnte es Euch sagen, Mylady«, antwortete er. »Ich wünschte, ich könnte es Euch begreiflich machen.«
»Wann habe ich Euch etwas anderes als Freundlichkeit erwiesen, Orlando?«, fragte sie. »Warum solltet Ihr mich so ablehnen?«
»Euch ablehnen? Nein, Mylady, ich schwöre, das ist es nicht«, protestierte er. »In Wahrheit mag ich Euch sehr, mehr als ich zugeben möchte. Meine Warnung dient ebenso Eurem eigenen Schutz wie dem Schutz meines Herrn.« Er nahm ihre Hand mit warmem, aber kraftvollem Griff zwischen seine Hände. »Er mag Euch, das weiß ich, und das fürchte ich. Er könnte Euch vernichten, Mylady, Euren Körper und Eure Seele vernichten.« Sie öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber der Ausdruck in seinen Augen erstickte die Worte, bevor sie ausgesprochen wurden. »Und das würde wiederum ihn vernichten.«
»Orlando, ich verstehe nicht.« Sie umfasste seine Hand stärker, hielt sie fest, als er loslassen wollte.
»Haltet Euch von meinem Herrn fern, Mylady«, antwortete er. »Deutlicher kann ich es Euch nicht sagen. Wenn Ihr ihm helfen wollt, dann haltet Euch von ihm fern.«
Simon fand die Tore des Kirchhofs für die Nacht verschlossen und verriegelt vor. Er beugte sich aus Malachis Sattel herab und läutete die Eisenglocke. Mit
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