Gefährtin Der Finsternis
etwas Glück würde der Priester ihn nicht erkennen. Simon würde ihn erneut bannen, das Grab öffnen, das er hinter der Kapelle gegraben hatte, und sicherstellen, dass Michel dort war, wo er hingehörte, sicherstellen, dass Orlando Recht hatte. Und wenn nicht …
»Hinfort!« Der Priester hatte die Tür im Tor geöffnet und trat nun hervor, einen kreuzförmigen Stab in der einen und ein Keramikgefäß in der anderen Hand. »Unhold aus der Hölle, hinfort von hier, sage ich!«
Malachi bäumte sich auf und wieherte schrill, als schreckte ihn das Kreuz ebenso sehr wie den Vampir. »Ruhig«, befahl Simon und rang um Kontrolle über das Pferd, während er sein Gesicht abwandte, seine Augen brennend von dem Anblick. »Pater, bitte – ich will Euch nichts antun …«
»Ich sagte hinfort!« Der alte Mann schleuderte das Gefäß mit überraschender Kraft und besprengte den Vampir mit Weihwasser. Dieses Mal war es Simon, der schrie, sein Gesicht brannte wie Feuer. Malachi machte aus eigenem Antrieb kehrt, schrak aber zurück, als die Zügel erschlafften, und Simon hörte durch seine eigenen Schmerzensschreie hindurch, wie die Tür zugeschlagen und der Riegel wieder vorgeschoben wurde.
»Gut gemacht, Pater Colin«, murmelte er, als er wieder sprechen konnte. Seine Haut begann schon zu heilen, aber er hätte es dennoch nicht gewagt, in einen Spiegel zu sehen, aus Angst vor dem, was er zumindest noch eine kleine Weile sehen würde. Malachi tänzelte und schnaubte und scharrte auf dem Weg, als empfände er für seinen Herrn Zorn. »Nein, er hat es richtig gemacht, Freund«, sagte Simon, während er die Zügel wieder aufnahm und das Pferd tätschelte. »Er hat es richtig gemacht.« Er würde den Kirchhof nicht aufsuchen können, zumindest nicht heute Nacht. Und da der Priester so wachsam war, konnte man sich nur schwer vorstellen, dass ein weiterer Vampir vor seinen Augen herumwanderte. Vielleicht hatte Orlando doch Recht.
Er hörte ein Rascheln hinter sich, sowie ein weiteres Geräusch, das ein Lachen hätte sein können, und er ließ das Pferd sich in engem Kreis drehen, seine rechte Hand lag auf dem geborgten Schwert. »Wer ist da?« Malachi wieherte tief in seiner Kehle leise und beunruhigt, während ihn ein Schauder durchlief. »Was ist los?«
Zwei Augen schimmerten ihm aus dem Gebüsch entgegen, und während er die Zügel fester um seine Faust schlang, um sein Pferd zu kontrollieren, hörte er ein leises, kehliges Knurren. »Ruhig«, murmelte er und zog sein Schwert, als der Umriss des Wesens näher kam, schwarz wie die Schatten, zu schwarz, um ihn deutlich zu sehen, selbst mit Vampiraugen. Malachi schnaubte, mehr zornig als ängstlich, und Simon lächelte. »Ja, wir werden ihn erwischen. Was auch immer er ist.«
Plötzlich griff das Tier sie an, ließ mit einem Sprung die Schulter des Schlachtrosses hinter sich und mit einem weiteren den Kopf des Vampirs, während seine Klauen sich tief in Simons Brust und Malachis Flanke gruben. Das Pferd wirbelte mit einem Aufschrei reinen Zorns herum, fast noch bevor der Vampir die Zügel packte, und galoppierte zur Verfolgung in den Wald.
Die Jagd ging meilenweit durch so dichte Bäume und Gestrüpp, dass Simon seine Beute kaum erblicken konnte. Aber er konnte sie riechen, ihre Bosheit spüren, und Malachi konnte es anscheinend auch – das Pferd wankte nicht und verlangsamte sein Tempo nicht, auch ohne Spuren. Plötzlich öffnete sich der Wald auf eine Lichtung – derselbe Kreis von Bäumen, in dem Simon den Hirsch gerissen hatte, wie er erkannte, und er ließ das Pferd in den Schritt fallen. In der Mitte der Lichtung stand der Wolf.
Malachi bäumte sich einmal auf und blieb dann stehen, stellte sich dem Tier unerschrocken, aber Simon wollte es nicht riskieren, das einzige Pferd der Christenwelt zu verlieren, das seine Gegenwart ertragen konnte. Er stieg langsam ab, umfasste sein Schwert, und die gelben Augen des Wolfes wankten nicht, beobachteten jede seiner Bewegungen. Simon hatte sich nie selbst in Wolfsgestalt gesehen, aber er stellte sich vor, dass dieses Tier sein Zwilling hätte sein können. Sein Fell war pechschwarz, und seine Schultern mit warnend gesträubtem Nackenfell waren so breit wie seine eigenen. Es entblößte knurrend seine Reißzähne, als der Vampir näher kam, und Simon hatte das seltsame und eher erschreckende Gefühl, dass er seiner Beute auch so erscheinen musste, raubgierig und grausam.
Er hob sein Schwert mit der rechten Hand und zog mit der
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