Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
Vom Netzwerk:
zufriedenzustellen, und trat dann zu dem Einzigen, den er wirklich sehen musste, zu dem gutaussehenden Bauern. »Das hat kein Wolf getan.«
    »Nein, Mylord«, sagte Wat eifrig. »Das habe ich auch gesagt – ich sagte, es sieht so aus, als wäre er vor Schreck gestorben.«
    »Nein, Dad, er sieht so friedlich aus«, widersprach Kevin. »Sieh dir sein Gesicht an.« Hannah schluchzte, und Isabel stieß hinter ihnen auch einen kleinen Laut aus.
    »Still«, warnte Simon und sah alle Männer, die mit einem verständigen Nicken antworteten, reihum an. »Genug.« Er wandte den Kopf des toten Mannes zu einer Seite und betete im Stillen, dass er nicht sehen würde, was zu sehen er sich fast sicher war, aber da war es, zwei winzige Einstichstellen in der Kehle.
    »Seht da«, rief Kevin und zeigte hin, und Wat bekreuzigte sich mit einem geflüsterten Fluch.
    »Ich sehe es.« Simon berührte die fast zierliche Wunde. Die Bissstellen waren zu nahe beieinander. Das konnte kein Biss eines Menschen gewesen sein. Aber es war fast sicher die Tötung durch einen Vampir.
    »Susannah«, sagte Hannah hinter ihm. »Jemand muss sie suchen.«
    »Sie suchen?«, fragte Simon und wandte sich um.
    »Sie ist vom Tanz nicht zurückgekommen«, erklärte Isabel. Sie wirkte ebenso blass wie die Übrigen, aber sie drängte sich nicht mehr in Brautus’ Arme. »Unsere Leute haben sie gesucht, als sie diese Männer in der Nähe der Hütte von Mutter Bess tot in den Wäldern vorfanden.«
    »Nicht einmal versteckt«, bestätigte Wat. »Draußen im Freien, damit alle Welt sie sehen konnte.«
    Simon zog den Dolch aus seinem Gürtel und ließ ihn an der Brust des toten Mannes in die Haut gleiten.
    »Jesus«, schrie Glynnis auf und streckte eine Hand zu ihrem Mann aus.
    »Kein Blut«, sagte Wat ehrfurchtsvoll flüsternd, während er seine Frau festhielt.
    »Es sollte auch nicht bluten«, sagte Isabel, während sie neben Simon trat. »Tote Menschen bluten nicht.« Sie berührte Simons Arm, nickte und wappnete sich gegen Übelkeit.
    Er versenkte den Dolch in das Herz des Leichnams und drehte ihn, so dass Hannah aufschrie. Aber der erwartete Blutschwall blieb aus. Dicker, roter Schaum bildete sich rund um die Klinge, aber das war alles. Simon schaute zu Wat. »Kein Blut.«
    »Gütiger Himmel«, rief Hannah und sank auf eine Bank nieder, als würden sie ihre Beine nicht mehr tragen. »Was ist das für eine Teufelei?«, fragte sie, als Kevin sich zu ihr gesellte. »Was hat Susannah fortgenommen?«
    »Ich weiß es nicht, Liebes«, sagte Kevin und hielt sie fest. »Aber vielleicht geht es ihr doch gut.«
    »Hoffen wir es«, stimmte Simon ihm zu und bemühte sich, aufrichtig zu klingen. Ein Vampir hatte diesen Menschen getötet, ein Vampir mit dem zarten Mund einer Frau oder eines Kindes. Hannah hatte Recht. Etwas hatte Susannah fortgenommen. »Verriegelt die Tore doppelt«, sagte er zu Brautus, während er seinen Dolch abwischte und in den Gürtel zurücksteckte. »Stellt auf der Mauer über der Zugbrücke eine Wache auf und auch innen. Behaltet den See im Auge.« Er begegnete Isabels Blick. »Ich komme zurück, sobald ich kann.«
    Isabel beobachtete vor Schreck erstarrt, wie er die Halle verließ. Er konnte nicht wirklich vorhaben, einfach allein in die Dunkelheit hinauszustürmen. Orlando stand ihr genau gegenüber und betrachtete die Leichname mit der seltsamsten Miene, die sie je gesehen hatte, fast lächelnd, aber auch angstvoll. Der Zauberer schaute auf, als er ihren Blick spürte, und sein Gesicht unter dem langen, grauen Bart war aschfahl.
    »Simon, warte!«, rief sie, ihre Lähmung war gewichen, als sie ihm eilig folgte.
    Sie holte ihn am Eingang ein und zog ihn in die Schatten des Ganges zur Halle zurück. »Wohin willst du gehen?« Sie hielt ihn an beiden Handgelenken fest. »Wie willst du Susannah finden?«
    »Ich weiß es nicht«, gab er zu. »Ich werde dort beginnen, wo diese Männer gefunden wurden …« Er sah Tränen in ihren Augen. »Liebste, nein.« Er wandte sie zu sich um und hielt sie fest, spürte sie zittern, während sie sich an ihn klammerte, spürte ihre Tränen auf seiner Haut, als sie weinte, ihr Gesicht in der Öffnung seines Hemdes an seine Brust gepresst. »Schsch«, murmelte er und streichelte ihr Haar, und verzweifelte Liebe durchströmte ihn wie eine Woge. »Es ist gut.«
    »Ist es nicht.« Sie klammerte sich mit aller Kraft an ihn, und ihr Herz pochte vor Angst und Liebe gleichzeitig. Sie durfte sich nicht so gehen lassen. Sie

Weitere Kostenlose Bücher