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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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alte Frau sprach, aber sie vermutete, dass es nicht wirklich wichtig war. Nach all dem, was geschehen war, fühlte sie sich, als könnte sie selbst ein wenig Unsinn reden.
    »Eure Mutter wusste, dass Ihr hübsch würdet«, sagte Mutter Bess und betrachtete mit Augen, die vom Alter getrübt waren, forschend ihr Gesicht. »Sie sagte, Ihr würdet den Wolf bezaubern.«
    »Den Wolf?«, wiederholte Isabel. »Mutter, der Wolf ist tot. Simon hat ihn getötet, erinnert Ihr Euch?«
    »Der Wolf kann nicht sterben, meine Liebe. Ihr wisst das. Selbst Euer Narr von Vater muss es Euch gesagt haben.« Der letzte der Leichname wurde an ihnen vorbeigetragen, der Soldat mit der herausgerissenen Kehle, und sie bekreuzigten sich. »Manches, was tot ist, kann sich dennoch erheben.«
    »Mein Vater hätte das Aberglauben genannt, Mutter«, erwiderte Isabel lächelnd. »Ist das der Grund, warum Ihr ihn einen Narren nennt?«
    »Der Normanne wollte in seinem Bett brennendes Feuer nicht sehen«, höhnte die alte Frau. »Aber Eure Mutter hat ihn geliebt. Sie wollte keinen anderen.« Eine Träne glitt ihre welke Wange hinab. »Sie wusste, er würde ihr unsere Siegerin schenken.«
    Kaltes Zittern durchströmte Isabel, obwohl sie nicht hätte sagen können, warum. »Ihr müsst durcheinander sein, Mutter Bess«, sagte sie. »Was Ihr sagt, ergibt keinen Sinn. Lasst mich Euch etwas Brühe oder Wein holen …«
    »Ihr braucht keine Angst zu haben, Kind«, sagte die alte Frau und umfasste mit überraschender Kraft Isabels Handgelenke. »Ihr werdet ihn letztlich besiegen.« Sie streichelte mit ihrer freien Hand Isabels Wange. »Aber ich denke, Ihr werdet um Euren Mann trauern. Ich trauere um diesen jungen Mann.«
    »Simon?« Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte sie die Worte der Frau mit Humor genommen, ohne wirklich auf sie zu achten. Aber heute Abend kamen ihre Worte Isabels Ängsten so nahe, dass sie sie anscheinend unmittelbar ins Herz trafen. »Meint Ihr Simon?«
    »Er trägt auch ein Zeichen«, sagte Mutter Bess und nickte. »Aber ich kann es nicht deuten.«
    »Warum sagt Ihr, dass ich ihn betrauern werde?«, fragte sie. »Was glaubt Ihr, wird ihn verletzen?«
    »Der Wolf, mein Kind«, sagte die alte Frau und klang überrascht über die Frage. »Der Wolf wird keine Rivalen dulden.«
    »Es ist eine dunkle, böse Nacht, alte Mutter«, sagte Brautus. Isabel war so in das vertieft, was Mutter Bess gerade gesagt hatte, dass sie ihn nicht bemerkt hatte. »Nur eine Hütte allein ist vielleicht ein karger Schutz, meint Ihr nicht?«
    Die alte Frau zog sich von Isabel zurück und sah ihn finster an. »Sagt mir, was Ihr meint«, beharrte Isabel, verwirrter denn je. »Welcher Wolf?«
    »Ihr solltet in der Hölle schmoren, alter Mann«, sagte Mutter Bess. »Ihr und Euer närrischer Herr.«
    »Ihr solltet ein wenig Suppe essen und Euren Knochen Ruhe gönnen«, antwortete Brautus ihr. »Und Eurer Zunge auch.«
    »Sie weiß nichts?«, wollte die alte Frau wissen und deutete auf Isabel. »Ihr habt ihr nichts gesagt?«
    »Und was hätte ich ihr sagen sollen?«, höhnte er. »Mylady ist zu alt für Märchen.«
    »Vielleicht bin ich das nicht«, unterbrach Isabel ihn. In Wahrheit klang das, wovon auch immer das uralte Weib glaubte, dass sie es wissen solle, nicht wie ein Märchen, das sie jemals gehört hatte. »Erzählt es mir.«
    »Die Dinge stehen bereits schlimm genug«, sagte Brautus. »Wir brauchen diese alte Hexe nicht, um sie noch durch einen Haufen heidnischer Torheit zu verschlimmern.«
    »Erzählt es mir, Mutter Bess«, wiederholte Isabel. »Achtet nicht auf ihn. Dies ist mein Schloss, nicht seines.« Sie nahm die Hand der alten Frau. »Wer ist dieser Wolf, der nicht sterben kann?«
    Die alte Frau berührte ihre Wange und lächelte. »Ihr seid Eurer Mutter so ähnlich.« Dann umwölkte sich ihre Miene, und ihr Blick stahl sich über Isabels Schulter zu Brautus. »Aber ja, ich bin hungrig«, sagte sie und ließ Isabel los. »Ich werde etwas Suppe essen.«
    »Ihr werdet in der Küche gebraucht, Mylady«, sagte Brautus. Sie wandte sich um und blickte ihn erneut finster an, aber er lächelte, wirkte müde. »Ich schwöre dir, Kind, es ist nichts.« Er berührte ebenfalls ihre Wange. »Gibt es nicht bereits genug, weshalb wir uns fürchten müssen?«
    Isabel wollte etwas einwenden, aber was hätte das für einen Sinn gehabt? »Ich werde Euch Suppe bringen, Mutter«, sagte sie und erhob sich. »Wie können später reden.« Sie warf Brautus einen letzten unheilvollen

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