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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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romantische Poster von nostalgischen Orten und exotischen Dingen (Biarritz und Orientexpress) und eine Reihe gerahmter Umschlagseiten von Tintin-Comics. Er bückte sich und nahm ein Buch auf, dessen Titel ihn erstaunte: »Allein durch Sri Lanka«. Er nahm ein weiteres auf: »Trekking in der Türkei«. Und ein drittes: »Mauritius, Réunion und die Seychellen «.
    »Sie reisen viel?«, fragte er.
    »Nein«, erwiderte sie, als sie aus dem anderen Zimmer auftauchte. »Ich verreise nie.«
    Duran dachte darüber nach, während sie vorsichtig durch die Müllhalde ihres Wohnzimmer ging. »Wieso nicht?«, fragte er.
    »Kein Geld.« Sie blieb stehen. »Sehen Sie hier irgendwo eine Spieldose?«
    Er sah sich um und schüttelte den Kopf.
    »Und Sie?«, fragte sie.
    »Was meinen Sie?«, erwiderte Duran.
    »Reisen Sie viel? Haben Sie schon viel von der Welt gesehen?«
    Er überlegte. »Ja. Ich glaube, ja.«
    »Wo waren Sie denn schon überall?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht.«
    Sie ging durch den Raum zu einen kleinen Schreibtisch, griff da­ runter und holte eine mit Intarsien verzierte Holzschatulle hervor; die auf den Boden gefallen war. »Plaisir d' Amour« erklang, als sie den Deckel hob und zwei Kreditkarten und einen Pass herausnahm.
    » Voila!
«
    »Verreisen wir?«, fragte er.
    »Das ist der einzige Ausweis, den ich noch habe«, sagte sie. »Alles andere ist verbrannt.«
    Sie nahm das Chaos in Augenschein. Sie hatte gedacht, sie könnten die Wohnung vielleicht in zwei Stunden aufräumen, aber es war hoffnungslos. Keine Chance. Es wurde eine Woche dauern. Aber sie würde ja reichlich Zeit haben, sobald das hier alles vorüber war, rief sie sich in Erinnerung, denn sie hatte keinen Job mehr. Sie förderte ein paar Sachen zum Anziehen aus den Haufen zu Tage und holte rasch ihre Haarbürste aus dem Bad.
    Sie führte Duran zur Hintertür hinaus, um Mrs. Spears aus dem Weg zu gehen. Gemeinsam gingen sie durch die Gasse zur Mount Pleasant Avenue, wo sie an einer Tankstelle einen Kanister Benzin kauften — und als sie schließlich wieder am Dodge ankamen, klemmte ein Strafzettel an der Windschutzscheibe.
    »Wieder hundert Dollar futsch«, jammerte Adrienne. »Einfach entsetzlich!« Sie stampfte mit dem Fuß auf, was Duran zum Lachen brachte — was sie noch wütender machte. »Was soll man davon halten«, fragte sie, als sie in den Wagen stieg, »wenn diese verdammte Stadt nur gut darin ist, Parksünder zu verfolgen?«
    Duran schüttelte den Kopf. »Das ist wahrscheinlich das Ende der Zivilisation, wie wir sie kennen.«
    Die Operation war für acht Uhr am nächsten Morgen angesetzt. Duran ging daher schon für die Nacht ins Columbia Presbyterian Hospital, und Adrienne musste allein ins Mayflower Hotel.
    Als Duran in der Neurochirurgie ankam, bekam er einen Krankenhauspyjama und einen Bademantel. Ein Plastikband wurde an seinem Handgelenk befestigt, und eine Schwester Führte ihn zu einem Zweibettzimmer am Ende des Korridors. Nahezu stündlich kam eine Krankenschwester herein und maß bei ihm Temperatur und Blutdruck. Sein Zimmergenosse, der an viele Schläuche angeschlossen war, lag wie im Koma.
    Am Abend schaute Shaw mit dem Neurochirurgen Nick Allalin herein, einem Mann mit geröteter Nase, großen Zähnen und hoher Stimme, der Duran irgendwie an ein Kaninchen erinnerte.
    Shaw machte die beiden miteinander bekannt, und Duran fiel auf, dass Allalins Hände erstaunlich weiß waren, als würden sie, wenn sie nicht gebraucht wurden, in einer Schachtel aufbewahrt. Die Finger waren lang und muskulös wie bei einen Pianisten, makellos und perfekt manikürt.
    Zum zweiten Mal wurde ihm der Ablauf der Operation erläutert. »Dr. Shaw wird am oberen Gaumen, direkt unter der Nase, einen kleinen Schnitt vornehmen. Dann wird er durch die Nasengänge zur Keilbeinhöhle vordringen. Von da an wird er zum Beobachter. Ich werde auf einem speziellen Stuhl sitzen«, sagte Allalin, »neben dem Tisch, und ein chirurgisches Mikroskop mit dem Fuß bedienen, so dass ich auf einem Monitor in Vergrößerung sehen kann, was ich mit den Händen mache. Der Gegenstand ist im Hippocampus eingebettet, und wir holen ihn raus.«
    »Wie lange wird das dauern?«, fragte Duran.
    »Fünfunddreißig oder vierzig Minuten.« Er hielt inne und fuhr dann fort: »Sie werden fast während der ganzen Operation aufrecht sitzen, Kopf nach hinten gelegt — und halb betäubt.«
    Duran erbleichte, und. Shaw lächelte. »Sie werden nichts spüren«, versicherte der

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