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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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sie sich ihm zu und sagte: »ich glaube, die nächste Polizeiwache ist irgendwo beim Wasserturm.«
    »Da fahren wir nicht hin«, antwortete er.
    Sie sah ihn an, als wäre er verrückt (was natürlich eine Möglichkeit war). »Wir müssen zur Polizei«, beteuerte sie. »Wir können nicht immer nur auf der Flucht sein —«
    »Es ist besser, wenn wir nicht dahin fahren«, sagte er und steuerte auf den Highway zu, der aus dem Ort hinausführte.
    »Wieso?«
    »Weil es besser für uns ist, wenn wir tot sind.«
    Sie wandte den Kopf ab und betrachtete sein Spiegelbild im Fenster. »Was soll das heißen?« fragte sie.
    »Das soll heißen, dass es gut für uns ist, wenn die glauben, sie hätten uns umgebracht. Auf diese Weise leben wir länger.«

29

                

             D as klappt nicht«, sagte sie.
    »Was?«
    »So zu tun, als wären wir tot.«
    Duran verstellte den Rückspiegel, damit ihn die aufgehende Sonne nicht blendete. »Wieso nicht?«
    »Weil der Wagen weg ist. Was darauf schließen lässt, dass wir nicht im Haus waren. Und die Zeitungen werden berichten, dass niemand getötet wurde.«
    Duran zuckte die Achseln. »Zumindest haben wir so einen Tag gewonnen.«
    Nach zwei weiteren Meilen wandte Adrienne sich erneut an Duran. »Dann fahren wir jetzt nach. Washington«, sagte sie.
    »Warum?«
    »Weil wir Zeit haben, und weil ich in meine Wohnung will. Ein paar Sachen holen.«
    Er bedachte sie mit einem skeptischen Blick.
    »Sie haben doch gerade gesagt, wir hätten einen Tag gewonnen.«
    »Ja, aber ... was, wenn ich mich täusche? Ich meine, ich weiß ja nicht mal, wie die uns überhaupt gefunden haben.«
    »Aber ich«, sagte Adrienne.
    Duran warf ihr einen misstrauischen Blick zu. »Ach ja? Wie denn?«
    »Sie haben es ihnen gesagt.«
    »Was hab ich? Wem hab ich was gesagt?«
    »Sie haben denen gesagt, wo wir sind«, sagte sie. »Sie waren online ... in einem Chatroom oder so.«
    Duran blickte kurz zu ihr hinüber, um zu sehen, ob sie scherzte. Aber sie scherzte nicht. Sie war todernst. »Wovon reden Sie?«
    »Von vorgestern Abend. Da haben Sie mir eine Heidenangst eingejagt.«
    »Ich? Wie denn das?«
    »Sie waren auf irgend so einer verrückten Website. Erst blitzten da rasend schnell Bilder auf, und dann ... war es wie eine von diesen Nachrichten bei AOL.«
    »Was?«
    »Glauben Sie mir.«
    »Und ... was stand da?«
    Jetzt zuckte sie mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Guten Morgen oder so.«
    »Das ist alles?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Dann kam: Hallo, Jeffrey. Dann wurde gefragt, wo Sie sind. Und Sie haben was getippt.«
    »Was habe ich getippt?«
    »Keine Ahnung. Es erschien nicht auf dem Bildschirm. Aber die haben gefragt, und Sie haben geantwortet. Möglich, dass Sie denen sogar die Postleitzahl gegeben und ihnen gesagt haben, wo sie parken können, keine Ahnung.«
    »Ach, das gibt's doch gar nicht.«
    »Im Ernst«, beteuerte sie.
    »Wieso haben Sie mich nicht dran gehindert?«
    »lch hab's versucht! Aber es war ... ich weiß nicht. Es war, als wären Sie weg. Weit weg. Ich musste Dr. Shaw anrufen.«
    »Was?«
    »Ich hatte Angst vor Ihnen! Dann hat er Sie übers Telefon hypnotisiert«, sagte sie. »Erinnern Sie sich nicht?«
    Duran schüttelte den Kopf, dachte, das kann nicht passiert sein. Sonst würde ich mich erinnern. Weil nein Kurzzeitgedächtnis in Ordnung ist. Das hat Shaw gesagt. Was bedeutet, dass Adrienne lügt. Oder... es gibt mehr als nur ein Ich von mir. Jekyll und Hyde. Multiple Persönlichkeit. Großer Gott ... Das Armaturenbrett gab einen Warnton ab, und er blickte auf die Tankanzeige. »Wir müssen tanken«, stellte er fest.
    Sie fanden nicht weit von Bridgeville eine Tankstelle, doch die Zapfsäule akzeptierte Durans Mastercard nicht. Duran bat Adrienne, ihm Geld zu geben, doch sie wurde kreidebleich. »Meine Handtasche war im Haus! Ich habe keinen Cent bei mir!«
    Er rief die Servicenummer auf der Rückseite seiner Kreditkarte an, tippte die Kontonummer ein und rief die Voicemailoption auf, um sich über seinen Kontostand informieren zu lassen. Stattdessen teilte ihm eine Stimme vom Band mit, seine Karte sei »gesperrt« worden und man würde ihn mit dem Kundenservice verbinden. Er wartete und erfuhr gleich darauf, dass seine Karte als gestohlen gemeldet worden war. »Wir schicken Ihnen eine neue in ... gut zwei oder drei Tagen zu. Sie ist in Vorbereitung.«
    Duran konnte es nicht fassen. »Hören Sie«, sagte er, »ich habe die Karte hier. In meiner Hand. Ich habe

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