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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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über Davos und sah aus wie eine riesige Hochzeitstorte mit seinen zweihundert Zimmern, von denen jedes einen Balkon mit weißen Säulen vorzuweisen hatte. Schon die Zufahrtsstraßen wurden streng kontrolliert. Überall gab es von Demonstranten belagerte Absperrungen, an denen Schweizer Soldaten postiert waren. Zwischen ihnen und dem Hotel standen Übertragungswagen internationaler Fernsehsender. Kabel wanden sich über den Schnee und versorgten unzählige Lampen, Mikrofone, Kameras und Satellitenschüsseln mit Strom. Hier und da war eine einzelne Gestalt zu sehen, die, in weißes Scheinwerferlicht getaucht, Zuschauern in aller Welt die Ereignisse schilderte.
    Sie hatten keinerlei Anhaltspunkt, wo sie de Groot suchen sollten. Falls er sich in der Gegend vorübergehend ein Apartment gemietet hatte, konnte er fast überall sein. In Davos oder Klosters oder in irgendeinem der umliegenden kleineren Orte.
    Plötzlich hatte McBride eine Idee.
    »Musik ...«, sagte er leise.
    »Was?« Adrienne rieb sich die Augen. Es war kurz vor zwei Uhr in der Nacht.
    »De Groot steht auf Trance-Musik. Er wollte mich einmal in einen Club mitnehmen.«
    Sie blickte verwirrt. »Was ist denn Trance-Musik?«
    »Das geht so in Richtung Techno und Rave. Ist in Europa ein ziemlicher Renner.«
    »Tatsächlich?«
    Er lächelte. »Ich schätze, Junganwältinnen haben keine Zeit, tanzen zu gehen.«
    »Ach? Und wieso kennst du dich mit so was aus?«
    Er blickte verlegen. »MTV.«
    Irgendwie wurde Adrienne durch die laute Musik und die wild tanzenden Körper in den Diskotheken nur noch müder. Sie klapperten den Club Soda, das Trax, Rumpelstilzchen und den Kit Kat Klub ab. McBrides Deutschkenntnisse erwiesen sich als nützlich bei der Befragung von Rausschmeißern, Barkeepern, DJs und dem einen oder anderen Diskobesucher, der erschöpft von der Tanzfläche getaumelt kam. Überall die gleiche Frage: Sie suchten einen Holländer, einen kräftigen Typen aus Rotterdam, blondes, kurz geschnittenes Haar, Kettenraucher — schon mal gesehen? Und überall die gleiche Antwort: nein, nein und nochmals nein. Der DJ im Rumpelstilzchen schrieb ihnen netterweise noch ein paar Diskotheken auf, wo »Trance« gespielt wurde oder zumindest etwas in der Richtung »House«. Doch als sie bei fast allen auf der Liste ihr Glück versucht hatten, waren sie nicht weiter als zuvor: Niemand kannte einen Henrik de Groot, weder mit Namen noch von der Beschreibung her.
    »Wir könnten am Bahnhof übernachten«, schlug Adrienne vor. »Oder im Wagen. Ich bin völlig kaputt.«
    McBride nickte. »Okay, aber vorher machen wir noch ein paar Versuche.«
    Als er drei weitere Klubs auf der Liste des DJs durchstreichen konnte, dämmerte schon der Morgen. McBride war kurz davor aufzugeben — so auch Adrienne, die zwar nicht klagte, sich aber vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten konnte.
    »Nur noch einen Versuch«, sagte McBride, »dann trinken wir irgendwo einen Kaffee.«
    Und da sah er es:
    Trance-Club
    Darunter ein kreisrundes Schild, das ein verwirrendes Muster aus konzentrischen silbernen und schwarzen Kreisen zeigte, in deren Mitte ein Neonauge zwinkerte. Um die Kreise herum sausten wie verrückt Lauflichter. McBride starrte so lange und intensiv auf das Auge, dass er es noch zu sehen glaubte, nachdem es ausgegangen war.
    »Da«, sagte er, trabte auf das Schild zu und zog Adrienne hinter sich her.
    »Was ist da?«, fragte Adrienne.
    »Hier war er immer.«
    »Woher weißt du das?«
    »Er hatte eine Streichholzschachtel. Bei seinen Zigaretten. Mentholzigaretten. Ich weiß, dass ich sie gesehen habe — als ich Duran war. «
    Sie sah ihn zweifelnd an.
    In der Diskothek saßen die Kellnerinnen und Barkeeper an der Bar, rauchten und tranken Kaffee, während sie die Abrechnung machten. »Geschlossen«, sagte ein Mann mit gepiercter Zunge. Er deutete auf den schmuddeligen Raum hinter sich, wo ein dunkelhäutiger älterer Mann mit Pferdeschwanz einen großen Staubsauger über den schmutzigen schwarzen Fußboden mit aufgemalten silbernen Sternen schob.
    »Ich suche jemanden«, sagte McBride. Eine Kellnerin mit stacheligem Haar und silbernem Lippenstift öffnete den Mund, aber McBride kam ihr zuvor. »Im Ernst. Ich suche einen Holländer. Kräftiger Typ. Blond. Er heißt Henrik.«
    »Klar«, sagte die Kellnerin. »Ich kenne Henrik. Der ist oft hier wenn er nicht auf Geschäftsreise ist.«
    »War er heute Abend hier?«
    »Ja. Ist vor einer Stunde gegangen.« Sie runzelte die Stirn. »Ist

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