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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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müssen wir nun mal mit Ihnen machen.« Er hielt inne, runzelte die Stirn und überlegte. Dann lächelte er breit. »Ich weiß. Wir machen es wie bei H. M. Sie erinnern sich doch an H. M., oder?«
    Und ob. Und bei dem Gedanken daran musste er angewidert den Blick abwenden.
    Der Arzt war plötzlich fassungslos. »Zittern Sie etwa?« Zum zweiten Mal beäugte er McBride eingehend. »Tatsächlich! Wer hätte das gedacht!« Er brach in kicherndes Gelächter aus.
    McBride zitterte wirklich. Durch die Anstrengung, sich aus der Zwangsjacke zu befreien, verlor er die Kontrolle über seine Motorik. Der Trick, von dem er als Kind in einem Buch über Entfesselungskünstler gelesen hatte, war eigentlich ganz einfach — in der Theorie. Wenn einem die Zwangsjacke angelegt wurde, musste man sich so dick wie möglich machen — was McBride getan hatte —, indem man die Brust blähte, die Muskeln anspannte und die Ellbogen so weit nach außen drückte, wie es die Umstände erlaubten. Wenn man sich dann nach dem Anlegen entspannte, hatte man genug Spielraum, um die Arme frei zu winden. So hoffte er wenigstens.
    »Arbeitsunfall«, rief Opdahl ihm in Erinnerung. »Klassischer Fall! Der gute alte H. M. bekam eine Stange durch den Kopf wie auf diesen Karikaturen, wo einer mit einem Pfeil durch den Kopf herumläuft, nur bei ihm war es echt. Und wie Sie ja wohl wissen, hat er überlebt, aber eben nicht ganz unversehrt. Erinnern Sie sich? Er hatte sein Langzeitgedächtnis verloren. Seine Frau musste sich ihm jeden Tag neu vorstellen, und jeden Tag war es, als würde er sie ganz neu kennen lernen. Ebenso seine Eltern und Freunde.« Wieder lachte er. »Wir könnten Ihnen jeden Tag denselben Witz erzählen, und jeden Tag würden Sie lachen.« Er blickte entzückt. »Und es würde Sie nicht mal deprimieren. Kein bisschen! Sie wären ein simples Gemüt. Denn jeder Tag wäre für Sie« — sein Gesicht erhellte sich — »vollkommen neu.«
    McBrides rechter Arm war fast frei. »Was ist Jericho?«, fragte er. Opdahl blickte beeindruckt. »Donnerwetter, Sie haben aber wirklich Ihre Hausaufgaben gemacht, was?«
    »Was ist es?«
    Der Arzt nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette und blies eine Rauchfahne in die Luft. Dann neigte er den Kopf und sah McBride an. »Versuchen Sie etwa aus dem Ding da rauszukommen?«,
    Als McBride nichts erwiderte, schnitt er eine Grimasse und sagte: »Na, dann viel Glück.« Er rückte vom Schreibtisch ab, ging zum Fenster und schaute hinaus in den Schnee. Grübelnd murmelte er über die Schulter: »Jericho«, und drehte sich zu McBride um. »Morgen früh haben Sie es ohnehin vergessen«, sagte er und fing an, in einem weiten Kreis gegen den Uhrzeigersinn durch den Raum zu schreiten.
    »Sie haben keine Vorstellung, worum es hier geht«, sagte Opdahl. »Das Institut, die Klinik — hier geht es um bedeutend mehr, als es den Anschein hat.« Er hielt inne und überlegte. »Stellen Sie sich das alles hier als Kreuzung von Realpolitik und Realmedizin vor. Hier läuft beides zusammen.«
    McBrides Ellbogen hing am Rand eines Ärmels fest. Nur noch ein kleines bisschen mehr und ...
    »Als Chirurg ist es meine Verantwortung, krankes Gewebe herauszuschneiden. Das Institut hat die gleiche Verantwortung, nur dass seine Patienten keine Individuen, sondern Staaten sind.«
    »Mit anderen Worten, Sie bringen Menschen um.«
    »Wir entfernen Krebsgeschwüre.«
    »Wie Nelson Mandela?«, fragte McBride und entspannte sich erleichtert, als sein rechter Arm in der Zwangsjacke frei war.
    Opdahl blieb stehen und blickte seinen Gefangenen an. Schließlich sagte er: »Nicht nur Mandela. Auch Mbeki. Und Tutu. Sie alle werden nach Davos kommen — die Köpfe zusammenstecken. Ich werde auch da sein. Ich sehe mir das gerne an.«
    Mit einem Mal war das Ausmaß von Jericho offensichtlich — die Operation sollte mit einem Schlag drei schwarze Führungspersönlichkeiten Südafrikas auslöschen: den Gründungsvater des Landes, seinen derzeitigen Staatspräsidenten und sein moralisches Gewissen. »Sie sind wahnsinnig«, sagte McBride.
    »Wirklich komisch«, entgegnete Opdahl, »so etwas aus dein Munde eines Mannes zu hören, der in einer Zwangsjacke steckt.«
    Nicht mehr lange, dachte McBride, der jetzt mit der rechten Hand den linken Arm befreite. »Wie sind Sie bloß auf so etwas gekommen?«
    Opdahl zuckte die Achseln. »Wenn ein Patient ein Geschwür hat — öffnen wir es. Mehr tun wir nicht.« Er missdeutete McBrides gerunzelte Stirn und führte

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