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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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verdrehte die Augen.
    »Als bräuchte ich ihren juristischen Rat!«, zischte Adrienne mit zusammengebissenen Zähnen.
    Bettes Essstäbchen beförderten ein Stückchen Pahd Thai in Richtung Mund, während Adrienne ihre Attacke auf das Curry wieder aufnahm. Schließlich fragte Bette: »Wie wär's, wenn du Eddie Vanilla engagierst?«
    Adrienne runzelte die Stirn. Blickte auf.
    »Der macht doch so Sachen, oder?«, fragte Bette. »Ich meine, ist das nicht genau sein Gebiet?«
    Adrienne schüttelte langsam den Kopf. »Das ja, aber ... ich kann ihn mir nicht leisten! Wie viel verlangt Eddie eigentlich? Fünfzig Dollar die Stunde?«
    »Aber da ist doch noch das Geld deiner Schwester — du bist die Testamentsvollstreckerin, oder? Unter den gegebenen Umständen, denke ich, steht es dir durchaus zu, einen Detektiv zu engagieren.«
    Die Idee war Adrienne noch gar nicht gekommen. Bei ihren knappen finanziellen Mitteln hatte sie im Traum nicht daran gedacht, jemanden für etwas zu engagieren, das sie selbst erledigen konnte - auch wenn sie nicht die Zeit dazu hatte. »Vielleicht hast du Recht«, räumte sie ein.
    Edward Bonilla, als »Eddie Vanilla« bekannt, war früher in der Armee gewesen und hatte lange als Ermittler für den CID gearbeitet. Seit einigen Jahren war er Privatdetektiv in Washington, D. C., und stand als Bonilla & Partner in den Gelben Seiten.
    Wer der oder die »Partner« waren, darüber konnte man nur spekulieren. Aber er war für seine gute Arbeit bekannt: Er stellte Vorladungen zu, forschte nach Vermögenswerten, ermittelte in Scheidungsangelegenheiten und verschaffte Informationen für Anwaltskanzleien, die auf Fusionen und Unternehmenskäufe spezialisiert waren. Außerdem war er erfolgreich im Aufspüren von widerwilligen Zeugen und im Beschaffen von Informationen über Personen, obwohl seine Befragungsmethoden als suspekt galten. Einer der Anwälte bei ihnen nannte ihn »Eddie Gorilla« — aber nie in seinem Beisein.
    Er konnte genau der richtige Mann sein, dachte Adrienne.
    Und er war noch dazu praktisch ihr Nachbar, denn sein Büro befand sich in einem Stadthaus auf der Park Road, nur eine Querstraße von Adriennes Wohnung entfernt. Bei den Anwohnerversammlungen von Mount Pleasant gehörte er zum festen Inventar. Bonilla, ein Experte in Sicherheitsfragen und unerbittlicher Kämpfer für den Schutz von Privatbesitz, hatte bei der Einrichtung eines Nachbarschaftswachdienstes eine führende Rolle gespielt. »Mein Aufgebot«, nannte er die Trupps von orange gekleideten Eigenheimbesitzern, mit denen er abends auf Patrouille ging.
    »Nimm dir noch«, sagte Bette und hielt ihre Schachtel hin.
    Adrienne schüttelte den Kopf und bot ihr im Gegenzug ihre Schachtel an. Aber Bette wollte nichts. Sie stand auf und warf den Rest in den Mülleimer. »An die Arbeit«, sagte sie und ging wieder zu ihrem Schreibtisch.
    Adrienne lehnte sich zurück und nahm noch ein paar Bissen Curry. Je mehr sie darüber nachdachte, desto besser gefiel ihr der Gedanke, Eddie Bonilla zu engagieren. Es sprach nichts dagegen, und sie würde diesen Duran nicht ungeschoren davonkommen lassen. Ein bisschen Nachforschung konnte da weiß Gott nicht schaden. Und Bonilla wäre dafür genau der Richtige. Exzentrisch, aber dennoch ein Profi. Und obwohl er sehr beschäftigt war - die Kanzlei handelte pro Monat zwei oder drei Fusionen und Unternehmenskäufe ab -, musste sie, dass er Zeit für sie finden würde. Sie waren schließlich so gut wie befreundet. Nicht richtig — aber irgendwie schon.
    Vor einem Jahr hatte er vor ihrer Tür gestanden (das war kurz nach ihrem Einzug gewesen), mit Mrs. Spears, die ihn vorstellte. »Adrienne, ich mochte Ihnen Mr. Bonilla vorstellen.«
    Ihr erster Gedanke war gewesen, dass Eddie Bonilla ein komischer Vogel war. Er war klein und hager, über fünfzig - und sah aus, als würde er noch in den fünfziger Jahren leben. Er trug eine Khakihose, das pomadige Haar war an beiden Seiten glatt nach hinten gekämmt, und eine schmissige Tolle fiel ihm in die Stirn. Wie Elvis hatte er mächtige Koteletten. Das Merkwürdigste war, dass seine Kleidung an ihm ein wenig zu klein wirkte, obwohl er so dünn war - wie bei einem Jugendlichen, der gerade einen Wachstumsschub bekommen hatte.
    »Eddie Bonilla«, hatte er gesagt und an ihr vorbei in die Wohnung gespäht. Dann schnellte seine Hand vor, und sie schüttelte sie. »Ich möchte immer gern wissen, wer bei uns in der Gegend neu ist.«
    »Nett, Sie kennen zu lernen«, hatte sie

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