Gefahr auf High Heels (German Edition)
Am Steuer saß Anne.
»Sie fährt weg.«
»Wohin?« Ich hörte das Klappern von Felix’ Schlüsseln.
»Keine Ahnung. Sie fährt den Van der Konditorei.«
»Na, dann fahr ihr nach. Lass sie nicht aus den Augen. Wenn du recht hast, was Fauston angeht, dann führt sie uns vielleicht zu Allie.«
»Stimmt.«
Ich klappte das Handy zu und gab Gas. Glücklicherweise war der hohe Lieferwagen zwischen den flachen BMWs und Jaguars so leicht auszumachen wie ein weißer Elefant, sodass ich keine Mühe hatte, ihr zu folgen, als sie sich durch den Berufsverkehr fädelte und schließlich vor einem großen Bürogebäude auf der Wilshire stehen blieb und am Straßenrand parkte. Ich hielt in einer Ladezone vier Autolängen hinter ihr und sah zu, wie sie aus dem Wagen kletterte, eine große rosafarbene Schachtel in der Hand, und in dem Gebäude verschwand. Fünfzehn Minuten später kam sie mit leeren Händen wieder heraus und stieg wieder auf den Fahrersitz.
Jetzt ging es über den Santa Monica Boulevard nach Hollywood. Ich folgte ihr durch das Labyrinth aus Stoßstange an Stoßstange fahrenden Autos. Nur einmal verlor ich sie an einer roten Ampel aus den Augen, hatte sie aber zwei Blocks später bei La Brea wiedergefunden. Als wir auf die 101 fuhren, schlug sie die südliche Richtung ein und verließ sie erst wieder, als wir in der Nähe des Regierungszentrums waren. Ich schob mich hinter ihr durch die Straßen von Downtown, bis die beeindruckende Silhouette des Summerville Gebäudes vor uns auftauchte.
Wieder parkte Anne am Straßenrand und verschwand dieses Mal mit einem Korb voll Muffins durch die Tür. Ich wartete, schaute aus dem Fenster und tippte mit den Fingern auf das Steuer. Zwölf Minuten später kam sie endlich wieder heraus, sprang in den Lieferwagen und fuhr nach Norden, in Richtung Echo Park. Ich fragte mich gerade, wie viele Zustellungen wohl noch vor ihr lagen, als sich mein Handy auf dem Beifahrersitz meldete. Ich steckte den Ohrhörer ein und klappte es auf.
»Ja?«
»Wo bist du?«, fragte Felix.
Ich las das vorbeifliegende Straßenschild. »Sunset und Elysian.«
»Gut, bleib in der Leitung und verlier sie nicht. Ich bin auf dem Weg.«
»Ich weiß deine Hilfe wirklich zu schätzen, aber ich glaube nicht, dass es weniger verdächtig wirkt, wenn ihr zwei Autos folgen, oder?«
Tief aus Felix’ Rachen kam ein komisches Geräusch. »Ich komme nicht, um dir zu helfen. Ich löse dich ab.«
Ich lachte spöttisch. »Felix, ich weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, von dir beschattet zu werden. Du stellst dich nicht gerade geschickt an. Ich schaffe das schon, vielen Dank.«
»Du hast etwas anderes zu tun.«
Da ich gerade eine scharfe Rechtskurve machte, musste ich mich auf die Straße konzentrieren. »Ach ja, was denn?«
»Deine Hochzeitsprobe. Wenn ich mich recht erinnere, fängt die in einer halben Stunde an.«
Ich sah auf die Uhr im Armaturenbrett. Mist, ich hasste es, wenn Felix recht hatte.
»Scheiße, das habe ich ganz vergessen.«
»Du hattest in letzter Zeit viel um die Ohren. Es wäre ein Wunder, wenn du nicht noch den Hochzeitstag vergisst.«
Ich stutzte, und mir ging auf, dass ich genau das von Ramirez gedacht hatte, als wir Gigi fanden. Und wer war jetzt so mit dem Fall beschäftigt, dass sie die Hochzeitsprobe vergaß? Und Felix hatte recht. Es war nicht das Erste, das ich in den letzten Tagen vergessen hatte. Wenn meine Freunde und meine Familie nicht gewesen wären, hätte ich die Hälfte der Dinge, die ich für die Hochzeit erledigen musste, verschwitzt. Ich nahm mir fest vor, das nächste Mal, wenn er wegen eines Mordes eine Verabredung zum Abendessen absagte, nicht mehr ganz so streng zu Ramirez zu sein.
Anne bog in eine kleine Einkaufsmeile ein und steuerte um die Ecke zum Lieferantenparkplatz eines Minimarktes. Ich folgte ihr, schlug aber die entgegengesetzte Richtung ein und parkte neben einem Subway Sandwiches.
»Hallo, ich bin jetzt beim Minimarkt auf der Silver Lake«, gab ich über das Telefon weiter. »Anne liefert hier was an.«
»Behalte sie im Auge. Ich bin in drei Minuten da«, versprach Felix.
Ich blieb in der Leitung und hörte, wie der kleine Neon bis an seine Grenzen hochgejagt wurde und Felix die anderen Fahrer übel beschimpfte. Derweil hielt ich den Blick fest auf die Rückseite des Minimarktes gerichtet und zählte die Sekunden. Aus einer Minute wurden zwei, dann fünf. Ich biss mir schier die Lippen wund. Komm schon, Felix, wo bleibst du?
Endlich, nach
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