Gefahr auf High Heels (German Edition)
bedachten sie mit einem schiefen Blick.
»Was habt ihr denn? Kann doch sein …«
»Was – wenn«, sagte Larry. »Was, wenn Allie ihr Verschwinden inszeniert hätte, um euch von ihrer Spur abzubringen? Was, wenn sie ihre Mutter umgebracht hat, nun fand, dass ihr der Wahrheit zu nahekamt, und aus der Stadt geflohen ist?«
Ich schürzte die Lippen. Zugegeben, daran hatte ich noch nicht gedacht. »Das wäre möglich, nehme ich an.«
»Das ist brillant!«, sagte Marco, dessen Rollschuhkreise um uns immer enger gezogen wurden. »Das ist besser als eine Telenovela.«
»Aber wenn das wahr ist, dürfte sie leider mittlerweile in Mexiko sein«, stellte ich fest. Ein Gedanke, der so deprimierend war, dass ich es kaum über mich brachte, ihn auszusprechen.
»Okay, jetzt haben wir aber genug über Mord geredet«, sagte Larry, der es mir wohl angemerkt hatte. Er klatschte in die Hände. »Ich muss dir etwas Wichtiges zeigen!«
Als er in seine riesige Handtasche griff, holte ich tief Luft und machte mich auf das Schlimmste gefasst.
»Ta-da!« Er zog die Hand heraus und hielt ein großes weißes Haargummi mit aufgenähten kleinen blauen Plastikschmetterlingen hoch.
»Ähm … was ist das?«, fragte ich und hatte Angst vor der Antwort.
»Deine Etwasse für die Hochzeit!«
Mein Schluckauf war zurück – laut und vernehmlich.
»Das stammt von einem Auftritt, den ich in den Achtzigern zu Billy Idols ›White Wedding‹ hatte«, erklärte Larry. »Es ist aus echter Seide und aus dem Hochzeitskleid deiner Großmutter gefertigt – sehr alt. Die kleinen Schmetterlinge habe ich aufgenäht, die sind, wie nicht zu übersehen ist, blau und außerdem neu –«
»Ich habe geholfen, sie auszusuchen«, fiel Madonna ein.
»– und da es mir gehört und ich es dich tragen lasse, ist es auch geborgt.« Larry strahlte über das ganze Gesicht. »Hier, probier es an.«
Bevor ich ihn zurückhalten konnte, hatte er mein Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengenommen und schlang das Gummi darum wie eine mit Schmetterlingen besetzte Aderpresse.
»Oh mein Gott, sie sieht genauso aus wie du, Larry!«, quietschte Madonna.
Und wieder ein Schluckauf.
»Jesses, Maddie, dich hat es aber schlimm erwischt«, sagte Marco. »Meine Mutter hat uns immer einen Löffel Zucker gegeben, wenn wir Schluckauf hatten.«
»Oh, ich habe Süßstoff dabei«, rief Larry und wühlte wieder in seiner Handtasche.
»Nein, kein Problem, wirk-(Schluckauf)-lich«, protestierte ich.
Aber natürlich hörte mir keiner zu. Larry fand ein pinkfarbenes Päckchen, Madonna riss es auf und Marco goss mir den gesamten Inhalt in den Mund, als der sich ganz von allein erneut zu einem Schluckauf öffnete.
Ich presste die Lippen aufeinander und spürte, wie sich meine Gesichtsmuskeln fester zusammenzogen als das potthässliche Gummiband in meinem Haar, als das ekelhaft süße Zeug auf meiner Zunge schmolz.
»Besser?«, fragte Larry.
»Oh ja.« Mich schauderte. »Tippitoppi.« Ich hob schwach den Daumen.
Madonna legte den Kopf schief. »Das Gummiband braucht noch was.«
Ein Feuerzeug und eine Lötlampe?
»Ohrringe!«, rief Marco.
»Oh, ich habe die perfekten Ohrringe«, sagte Larry. »Große weiße Kreolen. Ich habe sie letztes Jahr in der Hommage an Bette Midler getragen. Was meinst du, Maddie?«
Ich meinte, dass meine Migräne wieder da war.
Bis meine Nägel getrocknet waren, hatte ich Larry davon überzeugt, dass ich bereits sehr hübsche Diamantohrringe für die Hochzeit hatte (auch wenn sie nicht so toll wie die von Bette Midler waren oder so), und meine frisch pedikürten Zehen zurück in meine Peeptoe-Pumps geschoben, und mir blieb gerade noch genug Zeit, um es über den Freeway rechtzeitig zu meinem Termin mit Kaufman zu schaffen.
Wenn nicht auf der 110 Stau gewesen wäre, weil ein Eiswagen umgekippt war. Kein Scherz, der ganze Freeway war voll mit Pfefferminzeis mit Schokoladenchips. Wenn ich nicht selbst über eine Stunde in diesem Stau gesteckt hätte, wäre es wahnsinnig komisch gewesen.
Ich betrachtete gerade einen Aufkleber auf der Heckscheibe des Pick-ups vor mir mit einer Figur aus Calvin und Hobbs, die gerade pinkelte, als mein Handy klingelte und auf dem Display Danas Nummer erschien.
»Hallo«, sagte ich.
»Ich bin’s. Ich habe endlich mit dem Fahrer gesprochen, der Spike zum Flughafen gefahren hat.«
Ich setzte mich kerzengerade hin. »Und?«
»Und er sagte, er habe sie um sieben Uhr morgens an dem Tag, als Gigi ermordet wurde, abgesetzt. Was
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