Gefahr auf High Heels (German Edition)
finde, es zeugt von einem hohen Maß an Selbstbeherrschung, dass ich daraufhin nicht über den Tisch hechtete, um ihn zu erwürgen.
»Nun, ich muss sagen, dass sie recht hat«, sagte Kaufman nickend. »Ich kann nur jedem einen empfehlen. Frischverheirateten fällt es naturgemäß schwer, über Scheidung nachzudenken, doch in vielen Fällen muss man damit rechnen. In zweiundfünfzig Prozent der Fälle, um genau zu sein. Und Vorsicht ist besser als Nachsicht, nicht wahr?«
Ich warf Felix einen »Ich hab’s dir ja gesagt«-Blick zu, doch dann fiel mir ein, dass er ja gar nicht mein Verlobter war.
»Ich habe hier ein paar Formulare.« Kaufman schob mir einen Packen Blätter über den Tisch zu, die ich überflog, während er mir die wichtigsten Inhalte und die juristischen Fachbegriffe erklärte und wie wir den Vertrag unseren Bedürfnisse anpassen konnten. Dann ließ er seine Assistentin alles tippen, und dann hatte ich in Rekordzeit einen Ehevertrag auf meinen und Ramirez’ Namen vor mir liegen, bereit zur Unterschrift.
Ich starrte ihn an. Das »Meins«, »Seins« und »Unseres« schwarz auf weiß zu sehen machte mich auf einmal nervös. Ich sagte mir, dass es ganz normal sei, vor der Hochzeit kalte Füße zu bekommen, doch als ich den Vertrag schließlich in meine Handtasche steckte, fragte ich mich bang, ob ich nicht schon Frostbeulen hatte.
»Möchten Sie gleich hier unterzeichnen?«, fragte Kaufman und schob Felix einen Stift zu.
»Oh, äh, vielleicht können wir das später machen«, sagte ich.
Kaufman zog die Augenbraue hoch.
»Na ja, ich würde gern noch mal darüber schlafen und mich vergewissern, dass wir auch nichts vergessen haben.«
Felix nickte. »Ausgezeichnete Idee, Engelchen.«
Ich verdrehte die Augen.
»Selbstverständlich«, erwiderte Kaufman. »Das verstehe ich sehr gut.« Er begann die Papiere zu ordnen und seine Stifte zurück in die Aktentasche zu räumen.
Felix gab mir einen Tritt unter dem Tisch und zeigte mit dem Kinn auf Kaufman.
»Äh, ich möchte Ihnen danken, dass Sie so kurzfristig Zeit für mich hatten«, sagte ich. »Gigi hatte recht, Sie sind wirklich wunderbar.«
Bei der Erwähnung von Gigis Namen stockte Kaufman und räusperte sich. »Nun ja, ich bin auch froh, dass es geklappt hat.«
»Gigi war doch noch einen Tag, bevor sie starb, bei Ihnen, oder?«, fragte Felix.
Kaufman runzelte die Stirn.
»Äh, ich habe mit ihr zu Mittag gegessen, und da hat sie es mir erzählt«, sagte ich schnell. Was ja auch beinahe die Wahrheit war. Ich hatte sie getroffen und dann zu Mittag gegessen. Das war nahe genug dran.
Es schien ihn auch zufriedenzustellen, denn er nickte mit seinem überdimensionalen Kopf. »Ja. Ja, sie war hier.«
»Sie sagte mir, Sie hätten etwas mit ihr besprechen wollen?«
Wieder runzelte er die Stirn.
»Es tut mir leid, aber darüber kann ich nicht reden.«
Ich spürte, wie die Enttäuschung darüber, erneut in einer Sackgasse gelandet zu sein, in mir hochstieg.
Felix lehnte sich vor. »Hören Sie, ich verstehe ja, dass das, was zwischen Ihnen beiden besprochen wurde, unter die Schweigepflicht fällt. Aber Gigi war eine gute Freundin von uns. Sie ist tot, und die Polizei hat keine Ahnung, wer der Täter sein könnte. Ich finde, es ist ein seltsamer Zufall, dass sie just einen Tag, nachdem sie einen dringenden Termin mit ihrem Anwalt hatte, getötet wurde.«
Kaufman erbleichte und sank mit hängenden Schultern in seinen Sessel zurück. Offenbar hatte er daran noch nicht gedacht.
Er schüttelte den Kopf. »Ich bin sicher, dass der Inhalt unseres Gesprächs von keinem Belang für ihren Tod war.«
»Gibt es denn irgendetwas, das Sie uns sagen dürfen?«, fragte ich und konnte mich gerade noch zurückhalten, »bitte, bitte« anzuhängen.
Kaufman fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. Sein Blick flog zwischen mir und Felix hin und her. Schließlich rang er sich zu einer Entscheidung durch.
»Also, ich kann nicht näher darauf eingehen, was bei diesem Treffen besprochen wurde. Aber ich kann Ihnen sagen, dass es Gigi sehr am Herzen lag, diese Angelegenheit so schnell wie möglich zu regeln. Ich musste einem anderen Mandanten absagen, um sie so kurzfristig empfangen zu können. Wir sprachen über … über ihr Anliegen, und ich versicherte ihr, dass ich am Abend des folgenden Tages die notwendigen Papiere für sie zur Unterschrift bereit haben würde.«
Aber jemand war ihm zuvorgekommen. In diesem Moment hätte ich alles dafür gegeben, zu wissen,
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