Gefahrenzone (German Edition)
Raum. Dies war zwar ein leichter Protokollbruch, aber jeder in Ryans Weißem Haus, von den Putzfrauen bis zum Vizepräsidenten, wusste, dass Ryan das Zeremoniell absolut egal war.
»Entschuldigen Sie, Mr. President«, sagte sie, als sie ihren Platz einnahm. »Ich habe gerade erfahren, dass es eine dritte Drohnenentführung gegeben hat. Eine Predator des Heimatschutzministeriums, die an der kanadischen Grenze zur Zollüberwachung und Grenzkontrolle eingesetzt wird, hat sich vor zwanzig Minuten selbständig gemacht.«
»In den Vereinigten Staaten?«
»Jawohl, Sir.«
»Wie zum Teufel konnte das passieren? Ich habe doch ein Startverbot für alle Drohnen angeordnet. Auch die Homeland Security wurde davon unterrichtet.«
»Das stimmt, Sir. Diese Predator stand auf dem Vorfeld der Grand-Forks-Luftwaffenbasis in North Dakota. Sie sollte heute einen Überwachungsflug entlang der Grenze durchführen, aber der Einsatz wurde wegen des Flugverbots abgesagt. Sie wollten sie gerade wieder in den Hangar zurückschieben, als plötzlich alle Systeme angingen, die Drohne selbsttätig vom Kontrollzentrum auf eine Rollbahn rollte und startete. Gegenwärtig fliegt sie in sechstausend Meter Höhe über South Dakota nach Süden.«
»Lieber Gott. Wohin ist sie denn unterwegs?«
»Das wissen wir im Moment nicht. Die Flugaufsicht FAA verfolgt ihren Kurs und leitet den Luftverkehr entsprechend um. Wir haben zwei Abfangjäger losgeschickt, um sie abzuschießen. Natürlich hat sie keine Waffen an Bord, aber man könnte ihre kinetische Energie als Waffe benutzen. Man könnte sie zum Beispiel auf einen anderen Flugkörper oder ein Fahrzeug auf einer Autobahn prallen lassen oder sie in ein Gebäude steuern.«
»Das kann doch nicht wahr sein«, murmelte die Nationale Sicherheitsberaterin Colleen Hurst.
»Ich möchte, dass jede einzelne Drohne in den Vereinigten Staaten, unabhängig von ihrem Besitzer, ihrem Modell oder ihrem Hersteller, in einer Weise physisch abgerüstet wird, dass kein weiterer Start mehr möglich ist.«
»Jawohl, Mr. President«, sagte Verteidigungsminister Burgess. »Wir sind dabei, genau dies zu tun.«
Der Heimatschutzminister und der CIA-Direktor meldeten, dass sie mit ihren Drohnen gerade dasselbe anstellten.
Jack Ryan schaute Außenminister Scott Adler an: »Ihr Ministerium muss alle unsere Verbündeten, die ebenfalls Drohnen besitzen, auffordern , unserem Beispiel zu folgen, bis wir mehr Informationen besitzen.«
»Jawohl, Sir.«
»Gut. Und was wissen wir bisher über diesen Cyberangriff?«
Jetzt war Mary Pat an der Reihe. »Die NSA lässt gerade alle ihre Leute nachschauen, wie das durchgeführt wurde. Man hat mich jedoch gewarnt, dass wir in den nächsten Stunden keine Antworten bekommen werden. Sie hoffen, uns in ein paar Tagen mehr erzählen zu können. Immerhin steht fest, dass dies ein ausgesprochen raffinierter und hochkomplexer Angriff war.«
»Und was genau wissen sie?«
»Sie vermuten, dass jemand die Übertragungsfrequenz der Verbindung der Drohne zu ihrem Satelliten lahmlegte, woraufhin die Reaper auf Autopilot umgeschaltet hat, wie sie es immer tut, wenn es eine Kommunikationsstörung gibt. Als das Fluggerät dann nicht mehr unter unserer Kontrolle stand, nutzte jemand seine eigenen Geräte, um der Drohne das gültige Sicherheitssignal vorzutäuschen. Dafür müssen sie ganz tief in das geheimste und am meisten gesicherte Netzwerk des Verteidigungsministeriums eingedrungen sein.«
»Wer könnte das gemacht haben?«
»Wir denken an den Iran«, sagte CIA-Direktor Canfield.
»Mr. President, bitte beachten Sie, dass es nicht unbedingt ein Staat sein muss«, sagte Mary Pat.
Ryan dachte einen Moment darüber nach. »Sie meinen also, dass wir in unsere Bedrohungsmatrix auch terroristische und kriminelle Organisationen, Privatunternehmen ... verdammt, vielleicht sogar einen wild gewordenen oder von unseren Gegnern umgedrehten Drohnenspezialisten in unseren eigenen Reihen aufnehmen müssen.«
»Im Moment können wir nur schauen, wer ein Motiv und die Mittel dazu hat«, sagte CIA-Direktor Canfield. »Was den Angriff in Afghanistan angeht, sind das al-Qaida, die Taliban und der Iran, die alle seit einiger Zeit unsere afghanischen Operationen mit allen Mitteln behindern wollen. Was die Mittel angeht, können wir jedoch die Taliban vergessen. In technologischer Hinsicht leben die noch im Mittelalter.
Die al-Qaida ist den Taliban um Lichtjahre voraus. Sie könnten also durchaus einige
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