Gefahrenzone (German Edition)
näherte, blickte der Computerverkäufer auf seine fettige Pizza hinunter. Er nahm an, dass direkter Augenkontakt in einer derartigen Situation das Falsche war.
»Guten Tag.« Der Mann setzte sich an Todds kleinen Bistrotisch.
Todd schaute auf und schüttelte die Hand, die ihm der Chinese hinstreckte.
Wicks war vom Aussehen dieses Spions überrascht. Er war in seinen Zwanzigern und damit jünger, als Todd erwartet hatte. Tatsächlich hatte er etwas von einem Computer-Nerd an sich, dicke Brillengläser, ein weißes Button-down-Hemd und leicht zerknitterte Sansabelt-Hosen.
»Wie ist die Pizza?«, fragte der Mann mit einem breiten Lächeln.
»Ganz okay. Hören Sie, sollten wir nicht irgendwo hingehen, wo wir mehr unter uns sind?«
Der junge Mann mit der dicken Brille schüttelte lächelnd den Kopf. Er biss in seine Calzone und zuckte zusammen, als ihm der heiße Käse den Mund verbrannte. Er schüttete eine Menge Pepsi hinterher und sagte dann: »Nein, nein. Das passt schon.«
Todd fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Dieser Laden hier hat Überwachungskameras. Wie eigentlich jedes Lokal hier in der Gegend. Was ist, wenn jemand ...«
»Im Moment funktioniert die Kamera nicht«, sagte der chinesische Spion und schmunzelte. Er wollte gerade einen weiteren Bissen zum Mund führen, als er plötzlich mitten in der Bewegung stoppte. »Todd, ich frage mich langsam, ob Sie nicht nach einer schlechten Ausrede suchen, um uns nicht helfen zu müssen.«
»Nein. Das ist schon okay. Ich bin nur ... etwas besorgt.«
Der andere biss ein Stück Pizza ab und nahm einen weiteren Schluck aus seiner Coladose. Er schüttelte den Kopf und winkte ab. »Kein Grund zur Beunruhigung. Überhaupt nicht. Wir möchten nur, dass Sie uns einen kleinen Gefallen tun. Es ist ganz einfach. Einen einzigen Gefallen, und das war’s.«
Todd hatte im letzten Monat an fast nichts anderes als an diesen »Gefallen« denken können.
»Und worum handelt es sich?«
Mit seiner gewohnten Lässigkeit sagte der chinesische Spion: »Wie ich weiß, wollen Sie morgen Vormittag einem Ihrer Kunden eine Lieferung überbringen.«
Scheiße, dachte Wicks. Tatsächlich sollte er morgen um genau acht Uhr der Defense Intelligence Agency auf der Bolling-Luftwaffenbasis zwei kürzlich bestellte Hauptplatinen übergeben. Panik stieg in ihm auf. Er würde für die Chinesen spionieren. Man würde ihn erwischen. Er würde alles verlieren.
Aber er hatte keine Wahl.
Todd ließ den Kopf fast auf die Tischplatte sinken. Er hätte am liebsten geweint.
»Hendley Associates«, sagte der Chinese. » In Maryland.«
Todd richtete sich blitzschnell wieder auf.
»Hendley?«
»Sie haben doch einen Termin bei denen?«
Wicks wunderte sich schon gar nicht mehr darüber, dass der Chinese von seinen Geschäften mit diesem bestimmten Kunden wusste. Er war erleichtert, dass es hier offensichtlich »nur« um Industriespionage ging und er nicht gezwungen war, einen US-Geheimdienst auszuforschen. »Richtig. Um elf Uhr vormittags. Ich bringe ihnen die neue Hochgeschwindigkeitsfestplatte eines deutschen Herstellers.«
Der junge Chinese, der ihm immer noch nicht seinen Namen gesagt hatte, schob die Einkaufstüte unter den Tisch.
»Was ist das?«, fragte Todd.
»Das ist Ihr Produkt. Die Festplatte. Es ist genau das gleiche Produkt, das Sie morgen übergeben wollten. Wir möchten, dass Sie dorthin gehen, aber Ihnen diese Festplatte aushändigen. Keine Angst, sie sind identisch.«
Wicks schüttelte den Kopf. »Ihr IT-Direktor ist ein Sicherheitsfanatiker. Er wird Ihre Festplatte mit allen möglichen Diagnoseprogrammen überprüfen.« Todd machte eine Pause. Er wusste nicht, ob er das Offensichtliche laut aussprechen sollte. Nach ein paar Sekunden platzte es jedoch aus ihm heraus: »Er wird finden, was Sie dort draufgeladen haben.«
»Ich habe nicht gesagt, dass wir etwas ›dort draufgeladen‹ haben.«
»Nein. Haben Sie nicht. Aber ich bin mir sicher, dass Sie es gemacht haben. Ich meine ... warum sonst sitzen wir denn hier?«
»Auf dieser Festplatte gibt es nichts, was irgendein IT-Direktor finden könnte.«
»Sie kennen diesen Typ und seine Firma nicht. Sie sind erste Sahne.«
Der Chinese lächelte, während er in seine Calzone biss. »Ich kenne Gavin Biery, und ich kenne Hendley Associates.«
Wicks schaute ihn lange an, ohne etwas zu sagen. Hinter ihnen kam eine Gruppe von Highschool-Schülern herein. Sie waren so laut, dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstand. Ein
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