Gefahrenzone (German Edition)
offensichtlich stolz auf sich. Er hätte von Center gern etwas mehr Anerkennung erfahren, als dies jetzt der Fall war.
»Wir hätten mehr Piloten haben sollen«, sagte Center.
»Sir. Ich hielt es für nötig, mich an jeder Entführung persönlich zu beteiligen. Ich hätte das Signal kapern und dann sofort den verschiedenen Piloten die Kontrolle übergeben können, aber bei jeder einzelnen Operation galt es viele technische Nuancen zu beachten. Die Piloten waren nicht darauf trainiert, das Signal ständig aufrechtzuerhalten.«
Tong schaute einen Bericht durch, den Zha ihm über die Einzelheiten jeder Operation geschickt hatte. Zuerst sah es so aus, als wollte er weitere Kommentare abgeben, dann legte er das Papier jedoch wieder auf seinen Schreibtisch.
»Ich bin zufrieden.«
Zha stieß innerlich einen langen Seufzer aus. Er wusste, dass dies das höchste Lob war, das man von Center erhalten konnte.
Dieser fügte dann noch hinzu: »Ich hatte mir eigentlich fünf oder sogar mehr Kaperungen erhofft, aber die drei UAV, die Sie übernommen haben, waren in Bezug auf die größtmögliche Wirkung gut ausgewählt.«
»Danke, Center.«
»Und der Trojaner in ihrem Netzwerk?«
»Der bleibt. Ich habe ihnen eine falsche Spur gelegt. Die werden sie noch diese Woche finden, aber der echte Trojaner wird sofort wieder aktiv werden, sobald sie ihre Drohnen fliegen lassen.«
»Diese falsche Spur wird ihre Aufmerksamkeit auf den Iran lenken?«
»Ja, Center.«
»Gut. Die VBA hofft, dass die Amerikaner den Iran deswegen angreifen werden. Ich glaube jedoch, dass sie die Fähigkeit der NSA unterschätzen, diese Irreführung aufzudecken. Trotzdem ist jeder Tag, an dem Washington Chinas Verwicklung in die Operation Erdschatten noch nicht erkennt, ein gewonnener Tag, der uns unseren Zielen näher bringt.«
»Ja, Center.«
»Gut, gut«, sagte Center. Zha verbeugte sich und wandte sich zum Gehen.
»Da gibt es noch etwas.«
Der junge Mann nahm sofort wieder Habachtstellung ein und schaute Dr. Tong an. »Sir?«
Der Ältere holte ein Schriftstück von seinem Schreibtisch und schaute es einen Moment durch. »Zha, anscheinend werden Sie von der CIA beschattet. Sie haben einen Spion hier in Hongkong sitzen, der Sie beobachtet. Sie brauchen sich jedoch keine Sorgen zu machen. Sie stecken nicht in Schwierigkeiten. Selbst mit Ihrer Verkleidung hielten wir es für möglich, dass Sie jemand irgend wann erkennen wird. Er kennt Ihren Namen, und er kennt Ihr Computer-Pseudonym. Sie dürfen also den Namen FastByte22 künftig nicht mehr verwenden!«
»Jawohl, Center«, sagte Zha.
»Dieser örtliche CIA-Agent scheint jedoch keine näheren Einzelheiten unserer Operation zu kennen. Seine Vorgesetzten haben ihm mitgeteilt, dass sie im Moment kein gesteigertes Interesse an Ihnen haben. Sie könnten jedoch durchaus die amerikanische Polizei benachrichtigen, die vielleicht versuchen wird, Sie in die Vereinigten Staaten zurückzubringen.«
Der junge Mann mit der Igelfrisur sagte kein Wort.
Nach einem kurzen Moment wedelte Center mit einer Hand durch die Luft. »Ich werde das mit unseren Gastgebern besprechen. Sie sollten besser auf uns aufpassen. Schließlich bringen unsere Bankgeschäfte ihnen eine Menge Geld ein.«
»Jawohl, Center.«
»Sie sollten Ihre Aktivitäten in der Stadt etwas einschränken. Ich werde darauf bestehen, dass man Ihre Leibwache verdoppelt.«
»Und was machen wir wegen der Amerikaner?«, fragte Zha.
Offensichtlich hatte Center auch darüber bereits nachgedacht. »Im Moment? Nichts, außer die 14K zu größerer Wachsamkeit anzuhalten. Die Operation Erdschatten befindet sich in einer kritischen Phase. Wir können deshalb diesem Agenten nichts allzu« – er suchte nach dem passenden Wort – »Robustes antun, ohne die Aufmerksamkeit der Amerikaner zu erregen.«
Zha nickte.
»Im Moment warten wir einfach ab. Wenn wir uns später nicht mehr länger im Schatten bewegen müssen, werden wir Hongkong verlassen. Unsere Freunde hier werden sich dann um Mr. Adam Yao von der CIA kümmern.«
31
J ack Ryan jr. ließ sich wie jeden Werktag um genau 8.30 Uhr auf den Stuhl in seiner Box des Großraumbüros fallen.
Auch heute war er wieder seiner gewohnten Morgenroutine gefolgt. Um 5.15 Uhr aufstehen, mit Melanie Kaffee trinken, Kraftraum oder Morgenlauf, ein Abschiedskuss und eine fünfzehnminütige Fahrt zu seiner Arbeitsstelle.
Im Büro schaute er gewöhnlich erst einmal die Daten und Berichte durch, die die CIA drunten
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