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Gefahrenzone (German Edition)

Gefahrenzone (German Edition)

Titel: Gefahrenzone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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auch sein Mittelfinger krümmte sich um ihn. Die Operation schien seine Beweglichkeit wiederhergestellt zu haben, auch wenn es ihm noch an Kraft fehlte.
    Als er noch härter zudrückte, wuchs der stechende Schmerz in seinem Handrücken weiter an. Clark zuckte zusammen, ließ jedoch nicht locker. Der Zeigefinger hörte zu zucken auf und entspannte sich. Seine schwachen Muskeln waren endgültig erschöpft, und er streckte sich fast kerzengerade in die Länge.
    Clarks Hand brannte jetzt vom Handgelenk bis zu den Fingerspitzen wie Feuer, während er weiterhin drückte und drückte.
    Mit den Schmerzen konnte er leben, so wie er mit einem leichten Rückgang seiner Greifkraft hätte leben können.
    Aber sein Abzugsfinger war praktisch nicht mehr funktionsfähig.
    John lockerte den Griff. Sofort ließ der Schmerz nach. Auf seiner Stirn und um den Hals hatte sich Schweiß gebildet.
    Der Ball fiel auf den Parkettboden hinunter und hüpfte durch den Raum.
    Sicherlich war das nur der erste Test nach der Operation, aber er kannte bereits die bittere Wahrheit. Seine Hand würde nie mehr dieselbe sein.
    Johns Rechte mochte zwar beschädigt sein, aber er wusste, dass er auch mit der linken Hand eine Schusswaffe bedienen konnte. Jeder Navy- SEAL und jeder Agent für paramilitärische Operationen der CIA Special Activities Division verbrachte mehr Zeit damit, mit der schwachen Hand zu schießen, als die meisten normalen Polizisten ihre starke Hand benutzten. John war fast vierzig Jahre entweder SEAL oder CIA-Agent gewesen. Das Schießen mit der schwachen Hand war für jeden militärischen Schützen ein notwendiges Training, da er ja jederzeit an seiner Schusshand verletzt werden konnte.
    Es gab sogar eine gängige Theorie, warum dies so häu fig geschah. Wenn die unmittelbare Gefahr eines Schusswechsels bestand, tendierte das potenzielle Opfer dazu, sich ganz auf das zu konzentrieren, was es in diesem Moment bedrohte. Dies war jedoch nicht nur der Angreifer selbst, sondern auch dessen Waffe, diese kleine feuerspeiende Kugelspritze, die das Opfer zu zerfetzen versuchte. Aus diesem Grund erlitten die Beteiligten an solchen Schusswechseln unverhältnismäßig häufig Verletzungen an ihrem üblichen Schussarm oder ihrer dominanten Schusshand. Der Gegner konzentrierte sich nämlich beim Zurückschießen auf die Waffe seines Widersachers, wodurch er automatisch auch dessen Schusshand und -arm ins Visier nahm.
    Das Schießen mit der schwachen Hand war deshalb für jeden eine notwendige Fertigkeit, der sich irgendwann einmal einem bewaffneten Gegner entgegenstellen musste.
    Clark wusste, dass er mit etwas Übung mit seiner Linken fast genauso gut schießen würde wie bisher mit seiner Rechten.
    Aber es war ja nicht nur die Hand. Es war auch der Rest von ihm.
    »Du bist alt, John«, sagte er zu sich selbst, als er aufstand und zur hinteren Veranda hinüberging. Er schaute wieder auf die Wiese hinter dem Haus hinaus und beobachtete, wie der Nebel über das feuchte Gras zog. Er sah einen Rotfuchs zwischen den Bäumen hervorkommen und über die Weidefläche huschen. Hinter ihm spritzte das Regenwasser, das sich in einer Pfütze gesammelt hatte, hoch, als er wieder im Wald verschwand.
    Ja, gestand sich Clark ein, er war wirklich zu alt für anstrengende Außeneinsätze.
    Andererseits war er ja gar nicht so alt. Er hatte fast das gleiche Alter wie Bruce Springsteen und Sylvester Stallone, und die waren ja beide noch gut im Geschäft. Immerhin erforderten ihre Tätigkeiten einen ziemlich großen körperlichen Einsatz, auch wenn sie nicht gefährlich waren. Erst neulich hatte er einen Zeitungsartikel über einen sechzigjährigen Staff Sergeant gelesen, der noch jeden Tag in Afghanistan Gebirgspatrouillen durch feindliches Talibangebiet anführte, wobei seine Männer seine Enkel hätten sein können.
    John hätte gern einmal ein Bier mit diesem Typen getrunken, zwei taffe Hurensöhne, die sich gegenseitig Geschichten aus den alten Zeiten erzählten.
    Das Alter ist nur eine Zahl, hatte er bisher immer gesagt.
    Aber was war mit dem Körper? Der Körper war etwas Reales, dem man Tribut zollen musste. Mit den Jahren verursachten die Anstrengungen von Clarks Beruf bei ihm Verschleißerscheinungen und nutzten ihn körperlich ab, wie ein schnell fließender Gebirgsbach selbst den härtesten Stein allmählich abtrug. Springsteen, Stallone und die anderen alten herumhüpfenden Rockkämpen und Actionstars mussten bei ihrem Job nur einen Bruchteil des

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