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Gefahrenzone (German Edition)

Gefahrenzone (German Edition)

Titel: Gefahrenzone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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auch immer heimkehrte, kam er nicht nach Hause zurück. Stattdessen wurde er ins Krankenhaus eingeliefert. Man hatte ihn auf eine Weise zusammengeschlagen, dass er fast gestorben wäre. Dies hatte einer seiner Chirurgen Sandy in aller Vertraulichkeit im Warteraum erzählt, während John gerade unter Narkose gesetzt wurde. Obwohl seine rechte Hand bei dieser schrecklichen Tortur offensichtlich dauerhaft beschädigt worden war, dankte sie Gott jeden Tag, dass er überhaupt überlebt hatte.
    John besprach das Ganze noch ein paar Minuten mit den beiden wichtigsten Frauen in seinem Leben. Sollte er jedoch noch irgendwelche Zweifel über seine Entscheidung gehabt haben, waren sie in dem Moment verflogen, als er die Erleichterung in Sandys Augen bemerkte.
    Sandy hatte das verdient. Auch Patsy hatte das verdient. Und sein Enkel verdiente einen Großvater, der noch einige Zeit für ihn da sein würde, lange genug, dass er ihn bei einem Schulbaseballspiel anfeuern konnte, lange genug, dass er noch an seiner Abschlussfeier teilnehmen konnte, und vielleicht sogar so lange, dass er noch miterleben würde, wie er vor den Traualtar trat.
    John wusste, dass in Anbetracht der Dinge, die er seit Vietnam erledigt hatte, ein Großteil seines Lebens geborgte Zeit gewesen war.
    Das war jetzt vorbei. Er war raus.
    Clark war überrascht, wie leicht ihm dieser Entschluss dann doch fiel. Allerdings bedauerte er zutiefst, dass er niemals die Chance bekommen würde, diesem Walentin Kowalenko den Hals umzudrehen.
    Ach, was soll’s, dachte er, als er seine Tochter zärtlich umarmte und in die Küche zurückkehrte, um den beiden Frauen bei der Vorbereitung des Abendessens zu helfen. John war sich fast sicher, dass Kowalenko, wo immer er gerade sein mochte, gegenwärtig bestimmt keine angenehme Zeit verlebte.
     

 
    6
    D ie Matrosskaja Tischina war eigentlich eine Straße im Norden Moskaus, diente jedoch auch als Kurzbezeichnung für eine staatliche Einrichtung mit einem viel längeren Namen. »Bundeshaushaltsinstitution IZ-77/1 des Büros der russischen Strafvollzugsbehörde in der Stadt Moskau« war allerdings auch für Russen ein solcher Zungenbrecher, dass man das riesige Gefängnis an der Matrosskaja Tischina gewöhnlich nur mit diesem Straßennamen bezeichnete. Es war eine der größten und ältesten Untersuchungshaftanstalten Russlands. Der Bau stammte aus dem 18. Jahrhundert, und sein Alter war ihm durchaus anzusehen. Zwar war die siebenstöckige Straßenfassade in ausgezeichnetem Zustand und wirkte sogar ausgesprochen repräsentativ, aber die Zellen im Innern waren klein und heruntergekommen, Betten und Bettzeug verlaust, und auch die Sanitäreinrichtungen waren für die gegenwärtige Häftlingszahl unzureichend, die inzwischen immerhin das Dreifache der Kapazität betrug, für die das Gebäude ursprünglich geplant worden war.
    Kurz vor vier Uhr morgens rollte eine schmale fahrbare Krankentrage quietschend durch einen grün-weiß gestrichenen Gang im alten Hauptgebäude der Matrosskaja Tischina. Sie wurde von vier Gefängniswärtern geschoben und gezogen, während der Häftling, den sie beförderten, gegen die Gurte ankämpfte, mit denen er auf der Trage festgeschnallt war.
    Seine lauten, schrillen Schreie hallten von den Betonwänden wider und vermischten sich mit den kaum weniger schrillen Geräuschen, die die Rädchen verursachten.
    »Antwortet mir endlich, verdammt! Was geht hier vor? Ich bin nicht krank! Wer hat das Ganze angeordnet?«
    Die Wärter gaben keine Antwort. Den ungebührlichen Aufforderungen eines Häftlings zu folgen war das genaue Gegenteil ihrer Jobbeschreibung. Sie schoben die Trage weiter den Gang hinunter bis zu einer Gittertür. Als sie sich mit einem metallischen Klicken öffnete, rollten sie ihren Gefangenen hindurch und setzten ihren Weg ungerührt fort.
    Der Mann auf der Trage hatte unrecht. Tatsächlich war er krank. Jeder, der eine gewisse Zeit in diesem Höllenloch verbringen musste, war krank. Er litt unter einer schweren Bronchitis und hatte sich eine ekelhafte Ringelflechte eingefangen.
    Obwohl seine körperliche Verfassung für einen Menschen draußen in der Freiheit erschreckend gewesen wäre, ging es diesem Gefangenen nicht schlechter als den meisten seiner Zellengenossen. Deshalb war seine Angst durchaus berechtigt, dass man ihn nicht mitten in der Nacht aus seiner Zelle geholt hatte, um ihn gegen Krankheiten zu behandeln, die fast alle anderen Häftlinge in diesem Gebäude ebenfalls

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