Gefahrenzone (German Edition)
an den Straßenrand und hielt an. »Sagen Sie Center, dass ich mehr Geld möchte.«
»Warum sagen Sie ihm das nicht selbst?«
»Sie sind Russe. Er ist offensichtlich auch ein Russe. Obwohl Sie wie ich nur sein Laufbursche sind, wird er wahrscheinlich eher auf Sie hören.«
Kowalenko ließ ein müdes Lächeln sehen. »Sie wissen doch, wie das ist. Wenn ein Geheimdienst einem Agenten eine Menge Geld zahlt, braucht der Agent kein Geld mehr, und sein Arbeitseifer lässt nach.«
Lipton schüttelte den Kopf. »Wir wissen doch beide, warum ich für Center arbeite. Hier geht es nicht um Geld, sondern um Erpressung. Trotzdem verdiene ich eine etwas höhere Bezahlung.«
Kowalenko wusste, dass Liptons Aussage so nicht ganz stimmte. Er hatte die Akte dieses Mannes gelesen. Sicher war der ursprüngliche Grund für seine Spionagetätigkeit diese Erpressung gewesen. Center hatte Pornofotos auf seinem Computer gefunden, die ihn ins Gefängnis bringen konnten.
Aber inzwischen machte er das Ganze hauptsächlich des Geldes wegen.
Er arbeitete jetzt ein Jahr für diesen mysteriösen Auftraggeber, der ihm alle ein oder zwei Wochen einfache Anweisungen erteilte. In dieser Zeit war die Quantität und Qualität der von ihm besuchten Nutten stark angestiegen.
Seine Frau und seine Kinder hatten keinen Pfennig von diesem Geld gesehen. Er hatte ein Privatkonto eröffnet, und fast alles, was er dort einzahlte, floss an Carmen, Barbie, Britney und die anderen Mädchen, die in den Hotels in Crystal City und Rosslyn arbeiteten.
Kowalenko hegte keinerlei Achtung für diesen Mann, aber er musste einen Agenten nicht respektieren, um ihn zu führen.
Er öffnete die Beifahrertür und stieg aus. »Ihre Agentin soll genau um neun Uhr vormittags dort eintreffen. In der Zwischenzeit werde ich mit Center über Ihre Bezahlung reden.«
D ie Staatssicherheitsgesetze der chinesischen Regierung verpflichteten jeden chinesischen Staatsbürger, allen staatlichen Sicherheitsbeamten Folge zu leisten und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Außerdem war jedes Hotel und Geschäftsunternehmen dazu verpflichtet, den Sicherheitsorganen unbeschränkten Zugang zu seinem Gelände und seinen Einrichtungen zu gewähren.
Dies bedeutete in der Praxis, dass die meisten Business-Class-Hotels in China mit audiovisuellen Geräten verwanzt waren, deren Aufnahmen ständig von Beamten des Ministeriums für Staatssicherheit beobachtet und geheimdienstlich ausgewertet wurden.
Viele Geschäftsgeheimnisse erfuhren die Chinesen einfach dadurch, dass sie einen Schalter umlegten und einen Übersetzer mit einem Notizblock an einen Funkempfänger setzten.
Chavez, Caruso und Driscoll wussten natürlich, dass ihr Pekinger Hotel verwanzt sein würde, und einigten sich noch daheim in den Staaten auf eine ganz bestimmte Strategie. Auch während sie sich in ihren Suiten aufhielten, würden sie ihre Tarnung aufrechterhalten und ihre Journalistenrolle weiterspielen.
Sobald sie nach ihrem unerträglich langen Linienflug aus den Vereinigten Staaten ihre Hotelzimmer bezogen hatten, drehte Ding die Dusche auf, stellte sie möglichst heiß, verließ das Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. Er machte den Fernseher an und begann, sich auszuziehen. Er war ein müder Geschäftsmann, den der lange Flug erschöpft hatte und der jetzt nur noch kurz duschen wollte, bevor er ins Bett kroch. Er ging im Zimmer herum, während er sein Hemd auszog, stellte sich vor den Fernseher und benahm sich so natürlich wie möglich. In Wirklichkeit hielt er jedoch im ganzen Raum nach Kameras Ausschau. Er untersuchte das Fernsehgerät selbst und dann die Wand gegenüber seinem Bett. Er legte sein Hemd und Unterhemd auf den Tisch neben seine Reisetasche und schaute dabei vorsichtig unter den Lampenschirm.
Ding kannte sich mit mindestens zwei Dutzend der gebräuchlichsten Miniaturkameras und Audioempfänger aus. Er wusste, wonach er suchen musste, aber bisher hatte er nichts gefunden.
Er bemerkte, dass die Deckenbeleuchtung in die Decke selbst eingelassen war. Das war bestimmt ein großartiger Platz, um eine Kamera zu verstecken. Er stellte sich direkt unter die Leuchten, stieg jedoch nicht auf einen Stuhl oder aufs Bett, um aus der Nähe nachzusehen.
Sie waren dort, dessen war er sich sicher. Wenn er aber zu deutlich nach ihnen suchte, würden die MSS-Späher, die ihn beobachteten, aufmerksam werden und sich noch mehr auf dieses Zimmer konzentrieren.
Als er sich vollkommen ausgezogen hatte, ging er ins
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