Gefahrenzone (German Edition)
regengeschwängerte Luft.
Domingo wusste, dass die gesamte Stellung dieser schlecht ausgebildeten Rebellen in einer weiteren Minute ausgelöscht sein würde, wenn er selbst nicht etwas dagegen unternahm. Deshalb richtete er sein Scharfschützengewehr wieder auf die Fahrbahn und visierte den mittleren Rücken eines Leibwächters in einem schwarzen Regenmantel an.
Die Dragunow ging los, und der Mann kippte nach vorn und stürzte auf die Motorhaube eines Geländewagens.
C aruso setzte einen Funkspruch ab und versuchte dabei den Gefechtslärm zu übertönen. »Yin Yin ist tot! Ich kann mit diesen Leuten nicht mehr kommunizieren!«
»Schießt einfach weiter!«, rief Chavez zurück.
Jetzt meldete sich Driscoll. »Auf dem Seitenstreifen nähern sich aus Südwesten Polizeiwagen!«
»Kümmere dich um sie, Sam!«, sagte Ding.
»Verstanden, aber mir geht in einer Minute die Munition aus!«
Ding antwortete, wobei er seinen Satz mit den Schüssen aus seinem Scharfschützengewehr unterstrich: »Wenn wir in einer Minute nicht abziehen« – Bumm! – , »dann ziehen wir überhaupt nicht mehr ab!« Bumm!
»Verstanden«, rief Driscoll.
G eneral Su Ke Qiang kroch aus der Deckung seiner Limousine heraus, um sich hinter einer Reihe seiner Männer in Sicherheit zu bringen, die sich neben der Autobahn aufgestellt hatten und jetzt in Richtung Westen schossen. Links und rechts von ihm brannten Fahrzeuge und lagen reglose Körper im strömenden Regen, deren Blut sich mit dem Regenwasser vermischte und in ganzen Bächen zum Drainagegraben neben dem Standstreifen hinunterlief.
Er konnte nicht glauben, was da gerade geschah. Ein paar Meter vor ihm sah er die zusammengesunkene Gestalt seines Stellvertreters, General Xia. Su konnte sein Gesicht nicht erkennen, er wusste nicht, ob er tot war oder noch lebte, aber zumindest bewegte er sich nicht mehr.
Su schrie laut auf, als ihm beim Kriechen zersplittertes Sicherheitsglas, das überall auf dem Asphalt herumlag, Hände und Handgelenke zerschnitt.
Das Rattern von Automatikfeuer drang aus Richtung Süden von der Anhöhe auf der anderen Seite der Autobahn herüber.
I n zweihundertdreißig Meter Entfernung fiel Domingo Chavez am Rand der Autobahn in der Nähe des vierten Fahrzeugs eine schnelle Bewegung auf. Er richtete sein Zielfernrohr auf einen Mann in Uniform, der dort auf allen vieren über den Asphalt kroch. Ohne zu zögern, drückte er auf den Abzug seiner Waffe.
Die Kugel verließ den Gewehrlauf, raste über das Chaos des havarierten Konvois hinweg und schlug in das linke Schulterblatt des Vorsitzenden der Zentralen Militärkommission Su Ke Qiang ein. Das kupferummantelte Geschoss bohrte sich durch seinen Rücken, zerriss seinen linken Lungenflügel und trat aus seiner Brust aus, um danach in den Asphalt unter seinem Körper einzudringen. Mit einem kurzen schockierten Schmerzensschrei starb der gefährlichste Mann der Welt mit dem Gesicht nach unten auf der Autobahn neben seinen jungen Soldaten, die im verzweifelten Versuch, den unerwarteten Angriff zurückzuschlagen, Hunderte Kugeln in alle Richtungen abfeuerten.
Chavez wusste nicht, dass seine letzte Zielperson in diesem Konvoi Su gewesen war. Er wusste nur, dass sie alle ihr Bestes gegeben hatten und dass es jetzt höchste Zeit war, von hier zu verschwinden. »Abzug!«, rief er in sein Funkgerät. »Bewegung, Leute! Los! Los! Los!«
Clark und sein Begleiter holten vier Minuten später Chavez und seine drei Rebellenkämpfer ab. Driscoll und drei überlebende Rebellen überquerten sämtliche acht Fahrspuren und rannten dann die Anhöhe im Westen hinauf, wo sie zwei Pfad-der-Freiheit-Männern begegneten, die nach Süden anstatt nach Westen gelaufen waren. Kurz darauf fanden sie Dom und zwei weitere überlebende Chinesen, die verzweifelt versuchten, alle Leichen in einer Geländerinne von der Anhöhe herunterzuziehen, wo sie vor dem sporadischen Feuer aus Richtung Autobahn geschützt waren. Zusammen sammelten sie jetzt alle Toten ein, und ein Mann holte den Kleinbus.
Das Gewitter war bei ihrem Abzug ausgesprochen hilfreich. Natürlich waren inzwischen Hubschrauber im Anflug. Chavez konnte ihre Rotoren hören, während sie selbst in Richtung Nordwesten fuhren. Bei diesem schwarzen, diesigen Himmel war jedoch ihre Bodensicht äußerst beschränkt. Außerdem herrschte vor Ort so viel Chaos, dass es mindestens eine Stunde dauern würde, bis sie begriffen, was genau dort passiert war.
Die Amerikaner und die zehn überlebenden
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