Gefahrenzone (German Edition)
öffneten eine Fußgängerpforte neben dem Haupttor und traten auf die Straße hinaus.
Auf der anderen Straßenseite öffnete sich eine Haustür, und eine Frau im Bademantel kam heraus, die von der Deckenlampe ihres Eingangsflurs von hinten beleuchtet wurde. Snipe zog seine Pistole und schoss zweimal in ihre Richtung. Sie ließ sich zu Boden fallen und kroch in Panik zurück in die Sicherheit ihres Hauses.
Nach ein paar Sekunden näherte sich ein grauer Kastenwagen, hielt direkt neben den beiden Männern an, und sie kletterten hinein. Das Fahrzeug preschte los und fuhr nach Norden in Richtung I-15. Während Grouse steuerte und die anderen Männer still dasaßen, holte Crane sein Handy aus der Tasche und drückte auf ein paar Tasten. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Verbindung hergestellt war. Dann sagte er: »Alle Ziele erreicht.«
22
E in achtundvierzigjähriger Chinese mit zerknittertem Hemd und einer am Hals etwas locker sitzenden Krawatte nickte zufrieden, als er Cranes Nachricht hörte. Er saß allein vor einer ganzen Reihe matt leuchtender Computermonitore in einem gläsernen Büro, von dem aus er ein ganzes Stockwerk voller offener Arbeitsboxen überblicken konnte.
»Fangen Sie mit dem Hochladen der Daten an, sobald Sie können.«
»Jawohl, Sir«, antwortete Crane.
»Xie-xie« – danke –, erwiderte der Mann im Büro.
Dr. Tong Kwok Kwan, Deckname »Center«, tippte auf den gesicherten Voice-Over-Internet-Ohrhörer in seinem rechten Ohr, um die Verbindung zu beenden. Er schaute an seinen Bildschirmen vorbei in sein Großraumbüro hinein und überlegte den nächsten Schritt. Er entschied sich, quer durch die Operationsabteilung zum Arbeitsplatz seines besten Programmierers hinüberzugehen, um ihm mitzuteilen, dass in Kürze DarkGods Daten aus Amerika eintreffen würden.
Normalerweise hätte er nur auf einen Knopf auf seinem Schreibtisch gedrückt und mit dem jungen Mann über eine Videoverbindung gesprochen. Er wusste jedoch, dass ein persönlicher Besuch den Programmierer noch mehr anspornen würde, diese ganze Angelegenheit äußerst ernst zu nehmen.
Tong ließ den Blick durch sein makellos sauberes Büro schweifen. Es waren keinerlei Familienbilder oder andere persönliche Gegenstände zu sehen. Nur an der Glastür zum Gang hing ein kleines, ungerahmtes Kartonschild.
Es war mit flüssigen chinesischen Schriftzeichen beschrieben, die übereinander in einer einzigen vertikalen Reihe angeordnet waren. Es handelte sich offensichtlich um eine Kalligrafie. Der Text stammte aus dem Buch von Qi, einer Geschichte Chinas von 479 bis 502 nach Christus. Es war eines der berühmten »36 Strategeme«, Kriegslisten, die jedoch auch in der Politik und in zwischenmenschlichen Beziehungen angewendet werden konnten.
Tong las den Text dieses dritten Strategems laut vor: »Jie dao sha ren.« Töte mit einem geborgten Messer.
Obwohl seine Agenteneinheit in den Vereinigten Staaten gerade auf sein Geheiß getötet hatte, wusste Tong, dass er selbst das geborgte Messer war.
Es gab wenig, was ihm echtes Vergnügen bereitete. Sein Gehirn war von seinem Staat so umprogrammiert worden, dass er auf solche Reize wie Freude oder Vergnügen überhaupt nicht mehr ansprach. Aber seine Operation war jetzt auf den Weg gebracht, und das verschaffte Dr. Tong eine gewisse Befriedigung.
Er stand auf und verließ sein dunkles Büro.
T ong Kwok Kwan stammte ursprünglich aus Peking. Er war das einzige Kind aus einer Verbindung zwischen zwei Mathematikern, die beide in der Sowjetunion studiert hatten und danach in Chinas ballistischem Raketenprogramm arbeiteten, das damals noch in den Kinderschuhen steckte.
Kwok Kwan war zwar kein Prinzling, aber seine brillanten Eltern förderten seine intellektuellen Fähigkeiten mit allen Mitteln. Vor allem lenkten sie sein Interesse auf die Mathematik. Er arbeitete sich bereits als Kind durch mathematische Lehrbücher durch und löste Rechenprobleme, die für sein Alter eigentlich viel zu schwer waren. In seinen Jugendjahren kam gerade der Personal Computer auf. Seine Familie sah sofort, dass die fast grenzenlosen Möglichkeiten dieser unglaublichen Geräte seine Zukunft bestimmen würden.
Wegen seiner guten Noten schickte ihn der Staat auf die besten Schulen und Universitäten. Schließlich ging er im Jahr 1984 in die Vereinigten Staaten, um dort Computerwissenschaften zu studieren, zuerst am MIT und seit 1988 auf der Caltech in Pasadena, wo er seinen Master machte.
Danach kehrte
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