Gefahrenzone (German Edition)
Präsentation am ersten Konferenztag eine Menge Presseinterviews geben würde.
Er ging in sein Zimmer, packte den Koffer aus und traf sich dann mit seinen Freunden an dem großartigen Swimmingpool hinter dem Haus. Er holte sich aus einer vollen Kühlbox eine Flasche Corona, um ein paar Minuten mit den anderen zu plaudern. Die Freunde erzählten sich, was sie in den vergangenen Monaten so getrieben hatten. Schließlich sonderte er sich ein wenig ab und stellte sich vor den künstlichen Wasserfall, um keine weiteren Fragen über seine eigenen Aktivitäten oder gar über seinen morgigen Vortrag beantworten zu müssen.
Levys Freunde waren alles große Nummern in der Computerbranche. Zwei waren Microsoft-Führungskräfte, die an diesem Nachmittag eingeflogen waren. Außerdem gab es da noch einen Technikvorstand von Google, der mehr verdiente als die beiden Microsofttypen zusammen. Die beiden übrigen waren nur »einfache« Millionäre. Einer arbeitete für die Gerätesparte von AT&T, und der andere leitete die IT-Abteilung einer französischen Bank.
Charlie fühlte sich unter ihnen irgendwie immer wie ein Außenseiter.
Er war Videospielprogrammierer. Das wurde zwar recht gut bezahlt, aber er hatte ein ganzes Jahrzehnt lang jede Beförderung abgelehnt, weil er nicht einfach reich werden wollte.
Nein, Charlie Levy wollte eine Legende werden.
Dieses Jahr war es zweifellos so weit.
Morgen würde er während seines Vortrags die Entdeckung einer Zero-Day-Schwachstelle enthüllen, die es ihm erlaubte, JWICS, das Joint Worldwide Intelligence Communications System, zu infiltrieren und von dort aus in Intelink-TS einzudringen, das streng geheime gesicherte Intranet, das die US-Geheimdienste zur Übertragung ihrer geheimsten Daten benutzten.
Charlie »DarkGod« Levy hatte sich – so wollte er dies während seiner einführenden Worte auch ausdrücken – wie ein Wurm in das Gehirn der CIA hineingebohrt.
Obwohl die Website der CIA schon mehrere Male durch Denial-of-Service-Angriffe außer Gefecht gesetzt worden war, würde Levy als Erster öffentlich beweisen können, dass er tatsächlich streng geheime CIA-Botschaften gehackt hatte und dabei vertrauliche Informationen lesen konnte, die zwischen dem CIA-Hauptquartier in Langley und CIA-Stützpunkten und -Agenten in der ganzen Welt ausgetauscht wurden.
Dies würde in der Welt der Amateurhacker wie eine Bombe einschlagen. Ein »Garagenhacker« hatte es wirklich geschafft, den wichtigsten amerikanischen Geheimdienst zu knacken. Aber das würde nicht einmal der interessanteste Teil seines Vortrags werden. Levy würde ebenfalls verkünden, er verfüge über den Beweis, dass ihm das nicht als Erstem gelungen sei.
Als Charlie in Intelink-TS eingedrungen war und sich darin umsah, bemerkte er, dass ihm offensichtlich ein anderer zuvorgekommen war und genau in diesem Moment mithilfe eines RAT, eines »Remote Access Trojan« (»Fern steuerungstrojaners«), CIA-Botschaften las.
Charlie besaß die Screenshots des Eindringvorgangs, den Code und eine Thumbnail-Skizze des gesamten brillanten RAT.
Charlie war von der Qualität dieser Malware zutiefst beeindruckt. Er beschloss jedoch, bei seinem Vortrag nicht zu erwähnen, dass dieser RAT des anderen Hackers seinem eigenen Code, mit dem er die Zero-Day-Schwachstelle ausgenutzt hatte, um mehrere Größenordnungen überlegen war.
Diese Erkenntnis hatte ihn regelrecht vom Sitz gehauen. Trotzdem hatte er in den fünfunddreißig Tagen, seitdem er diese Entdeckung gemacht hatte, keinem Menschen davon erzählt.
Er schaute zu den DEFCON-Berühmtheiten am Pool hinüber und wusste, dass sie in vierundzwanzig Stunden eine Nummer ziehen mussten, um mit ihm sprechen zu können.
Diese DEFCON würde ihn ganz groß herausbringen.
Natürlich wusste Levy auch, dass er eine ganze Menge Schwierigkeiten bekommen würde. Alle möglichen Regierungsbeamten würden bei ihm auf der Matte stehen, und dies nicht nur wegen seines eigenen erfolgreichen Angriffs, sondern vor allem weil er gewusst hatte, dass noch jemand anderer jetzt in Amerikas tiefste und dunkelste Geheimnisse eingeweiht war, ohne dass er dies den Sicherheitsbehörden mitgeteilt hatte. Andererseits hoffte er, dass die Mitglieder seiner Community ihn massiv unterstützen und ihm gegen die staatlichen Stellen beistehen würden.
Außerdem war es in seinen Kreisen ein Initiationsritus, vom FBI drangsaliert zu werden.
Levys Geschichte war damit aber noch nicht zu Ende. Auch das würde er bei
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