Gefahrliche Sunden
gepresst, drehte sich aber sofort wieder nach vorne um.
Jordan musste ein Kichern unterdrücken. Der Mann hatte tatsächlich Höhenangst! Statt sich noch einmal umzudrehen, starrte er vor sich auf den Berg, der hinter Helmut und ihr lag.
Ab und zu hörten sie eine Gruppe Wanderer, die
den Berg zu Fuà erklomm. Dann beugte sich Jordan über das Geländer der offenen Kabine, winkte ihnen und rief ihnen GrüÃe in diversen Sprachen zu. Reeves jedoch saà reglos wie ein Stein auf seinem Stuhl und umklammerte die Lehnen derart fest, dass man das Weià von seinen Knöcheln sah.
Dann erreichten sie die mittlere Station und brauchten nicht lange zu warten, bis die gröÃere Gondel kam. Zusammen mit den anderen Touristen gingen sie an Bord, und sofort suchte sich Helmut einen Platz direkt an einem der groÃen Fenster und blickte hinaus.
Reeves blieb in der Mitte der Kabine stehen, hielt sich dort an einer Stange fest, und Jordan sah ihn lächelnd an. »Du hättest sagen sollen, dass du Höhenangst hast«, zog sie ihn leise auf.
»Ich habe keine Höhenangst, sondern Höhenpanik«, räumte er mit einem verächtlichen Lachen ein.
»Wenn du willst, steigen wir wieder aus.«
Er sah aus dem Fenster der Kabine Richtung Berggipfel und musste schlucken. Die Spitze des Berges war in Nebel eingehüllt, und das erschreckend dünne Seil, das in seinen Augen aussah wie ein Faden, verschwand im weiÃen Nichts.
»Nein. Sobald wir wieder festen Boden unter den FüÃen haben, ist alles okay. Ich komme nur nicht damit klar, wenn ich in der Luft hänge.«
»Aber du fliegst doch ständig in der Weltgeschichte rum. Wie schaffst du das?«
»Anfangs mit einer groÃzügigen Dosis Scotch.
Dann habe ich allerdings gelesen, dass sich viele Leute an Bord von Flugzeugen derart betrinken, dass sie im Falle eines Unfalls nicht mal mehr versuchen können, sich zu retten. Das hat mich noch mehr erschreckt. Deshalb klammere ich mich inzwischen einfach immer an den Lehnen meines Sitzes fest.« Er sah sie mit einem jungenhaften Grinsen an. »AuÃer, irgendjemand gibt mir seine Hand, an der ich mich festhalten kann.«
Er griff unter den Parka, den sie sich erneut über den Arm gehängt hatte, und drückte ihre Hand. Sie erwiderte den Druck, und sie sahen einander lächelnd an. Dann blickte Reeves auf Helmut, der sich mit zwei jungen Frauen unterhielt. Offenbar Touristinnen, denn ihre groÃen Augen machten deutlich, dass der wunderbare Ausblick, der sich ihnen bot, etwas Ungewohntes für sie war.
Er stellte seine Tasche mit den Kameras zu seinen FüÃen ab und richtete sich wieder auf, wobei er wie zufällig mit seinen Lippen über ihre Wange strich.
»Reeves!«, schalt sie ihn leise. »Wenn dich Helmut sieht â¦Â«
5
»Er achtet kaum auf dich. Wird er niemals eifersüchtig?«
Sie sah auf ihren Verlobten, der die beiden jungen Frauen mit seinem strahlenden Lächeln glücklich machte, und schüttelte den Kopf. »Nein. Er ist viel zu selbstbewusst, um auch nur auf den Gedanken zu kommen, ich könnte mich für einen anderen interessieren.«
»Dann ist er ein Narr«, stellte Reeves mit einem solchen Nachdruck fest, dass sie überrascht in seine grünen Augen sah, in denen ein Gefühl blitzte, das nicht zu benennen war. »Kein Mann sollte sich einer schönen Frau je sicher sein.«
Sein Blick fiel auf ihren leicht geöffneten Mund. Ihre zarte pinkfarbene Zunge lag direkt unter der Reihe kleiner weiÃer Zähne, und ihr herrlicher Geschmack war ihm noch genauestens in Erinnerung. Er hatte bereits viele Frauen auf der ganzen Welt geküsst. Doch nachdem ein Kuss geendet hatte, hatte er nie mehr daran zurückgedacht.
Was bei Jordan anders war. Er wusste ganz genau, was für ein Gefühl es wäre, wenn er ihr jetzt die Zunge
in den Mund schieben würde. Nachdem sie ihre anfängliche Vorsicht über Bord geworfen hatte, hatte es ihn überrascht, wie ungezügelt ihre Reaktion auf ihn gewesen war. Und sie hatte sie ganz eindeutig nicht bewusst zur Schau gestellt. Es war, als hätte Jordans Leidenschaft lange Zeit geruht, wäre dann aber mit einem Mal erwacht, wobei er der glückliche Befreier ihrer Lust gewesen war.
Oder hatte auch das zu ihrem Spiel gehört? Er sah ihr wieder ins Gesicht, nahm allerdings keinerlei Unehrlichkeit darin wahr. Er war sich sicher, dass
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