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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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Schleusen. Es stürmte. Völlig durchnässt hastete Ben durch die Dämmerung und suchte Schutz in einem Fischereiladen, um wenigstens den schlimmsten Sturm abzuwarten.
    Zehn Stufen führten zu dem Holzhäuschen hinauf, das etwa dreimal so groß war wie eine Garage. Drinnen führten zwei schmale Gänge an Vitrinen und Regalen vorbei. Sein Interesse galt aber mehr den anderen Personen im Laden.
    Der Ladenbesitzer, ein kahler, dickbäuchiger Mann um die fünfzig, lehnte am Tresen. Vor ihm stand ein jüngerer Mann, den er selbstgefällig angrinste, wobei er eine Reihe vom Tabak vergilbter, zu langer Zähne entblößte. Er war so mit seinem anzüglichen Grinsen beschäftigt, dass er Ben nicht einmal wahrnahm. „Tja, mein Junge“, sagte er zu seinem Gegenüber. „Kann sein, dass ich weiß, wo das Haus der Gerritsens ist, kann aber auch nicht sein. Kommt drauf an, weshalb du das wissen willst. Ich kann mir nämlich keinen vernünftigen Grund vorstellen, weshalb ein Nigger so spät noch nach dem Haus des Senators suchen sollte, es sei denn, er führte Dinge im Schilde, die er besser sein lassen sollte.“
    Ben stand im Gang und beobachtete, wie der andere Mann – um die siebenunddreißig und schon seit zwei Jahrzehnten keinJunge mehr – auf die Worte des Ladenbesitzers reagierte. Ben erkannte ihn.
    Phillip Benedict beugte sich über den Tresen. „Glaubst du kleines dreckiges Südstaaten-Arschloch das wirklich? Dass ich ausgerechnet hierhergekommen wäre, wenn ich vorhätte, Senator Gerritsen umzubringen, damit du dich später an mich erinnern kannst?“
    Der Ladenbesitzer richtete sich zu seiner vollen Größe auf, aber es fehlten ihm mindestens weitere fünfundzwanzig Zentimeter, um auf gleicher Höhe mit Phillip zu sein. Bens Meinung nach fehlte ihm weit mehr als nur diese paar Zentimeter.
    „Raus aus meinem Laden! Sofort! Los! Und sieh dich vor, solange du auf dieser Insel bist! Man könnte dich sonst in der Brandung finden, mit dem Gesicht nach unten.“
    Phillip hatte schöne, breite Hände mit schlanken Fingern. Damit packte er jetzt den Ladenbesitzer am Kragen, bis der sich nicht mehr rühren konnte. „Wer sich an mich heranschleichen will, muss schon sehr leise sein, du dreckiges Südstaaten-Arschloch! Und du bist nicht leise. Du hast ein großes Maul. Ich würde dein Gequatsche schon meilenweit entfernt hören. Also, sei vorsichtig, denn während du das Maul aufreißt, könnte ich den Spieß umdrehen. Du würdest mich unter Garantie nicht hören.“ Er ließ das Hemd los und stieß den Mann zurück. Dann fiel sein Blick auf Ben.
    „Dreckiges Südstaaten-Arschloch?“, fragte der grinsend. „Ich wünschte, das wäre mir eingefallen.“ Er blickte über Phillips Schulter zum Ladenbesitzer, der sich an die Wand drückte. „Das ist ein übler Scheißkerl!“, erklärte er ihm. „Der frisst Weiße zum Frühstück, zum Mittagessen und zum Abendbrot. Und dann ist er auch noch ein Freund der Familie Gerritsen. Ich an Ihrer Stelle wäre vorsichtig! Von so einem würde ich mich lieber fernhalten.“
    „Raus aus meinem Laden!“, schrie der Mann. Er kochte vor Wut. „Alle beide!“
    „Unhöflichkeit ist schlecht fürs Geschäft.“ Ben schnapptesich einen Schokoriegel, fischte Kleingeld aus der Tasche und legte es auf den Tresen. „Willst du auch was, Phillip?“
    „Ja. Einen Kopf auf einem Silbertablett.“
    Ben legte seinen Arm um Phillips Schulter. „Im nächsten Geschäft schauen wir mal, was wir für dich tun können.“
    Sie verließen den Fischereiladen, aber Ben behielt den Ladenbesitzer im Auge, bis sie heil aus der Tür draußen waren. „Es wird Zeit. Wir müssen uns auf die Socken machen“, sagte er, als sie die Treppe hinabgestiegen waren. „Hast du ein Auto?“
    „Ich bin sicher nicht getrampt.“
    „Dann lass uns fahren.“
    Sie stiegen in den Wagen und schwiegen, bis Phillip vor einer kleinen Kirche anhielt. „Die Sonne geht unter, weißer Junge. Hier am Arsch der Welt auf ’ner Straße in Looziana isses nich’ mehr sicher für Nigger und Unruhestifter.“
    „Was, zum Teufel, machst du hier?“
    Phillip zog die Augenbrauen hoch. „Dasselbe könnte ich dich fragen.“
    Während Ben Phillip musterte, überlegte er, wie er ihm erklären sollte, was er sich selbst nicht erklären konnte.
    Phillip Bendict war ein kritischer Journalist. Er war bekannt für seine scharfen Analysen und Kommentare. Mit seiner Hautfarbe und seiner freiheitlichen Überzeugung unterschied er sich von anderen

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