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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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hat.“
    „Ich an deiner Stelle würde ihm nicht den Rücken zudrehen.“
    Phillip startete den Motor. „Wir beide haben eine Menge Fragen, die beantwortet werden müssen. Vielleicht ist es höchste Zeit herauszufinden, was dahintersteckt. Aber was auch immer es ist, es wird sicher nicht langweilig. Hier gibt es eine Story. Dunkle und helle Gestalten. Und alle tanzen nach der Pfeife einer alten Dame.“
    Ben schwieg. Der Regen hatte nachgelassen, aber der Himmel blieb dunkel. Inzwischen waren vermutlich alle Eingeladenen im Cottage angekommen. Vielleicht hatte Phillip recht. Vielleicht würde sich die Sache innerhalb der nächsten Stunden aufklären. Doch eines war gewiss: Sogar nach ihrem Tod bestimmte Aurore Gerritsen noch, wo es langging.

2. KAPITEL
    M it vierundsiebzig musste sich Spencer St. Amant höchstens noch Sorgen darüber machen, ob ihn ein nachmittägliches Gewitter davon abhalten würde, die Esplanade Avenue entlangzuschlendern. Während seine Altersgenossen sich im Pickwick Club trafen, um unaufhörlich über ihre beste Zeit zu reden, saß Spencer in seiner Anwaltskanzlei in der Canal Street und leitete eine Horde frischgebackener, milchgesichtiger Universitätsabsolventen, die das Tagesgeschäft erledigten.
    Er hatte seinen Ruhestand vor zehn Jahren zwar schon einmal in Erwägung gezogen, in seinem Esszimmer, zwischen einem Krabbencocktail und einer Forelle Müllerin Art. Nach dem letzten Bissen aber war er dann in sein Büro zurückgekehrt und hatte seine Mitarbeiter angewiesen, sämtliche Spekulationen über die künftige Führung der Kanzlei sofort einzustellen. Eines Tages würden sie ihn kopfüber in seinen Akten liegend am Schreibtisch finden. Bis dahin blieb er der alleinige Chef.
    Spencer bezweifelte, dass man jemals auf die Gründe seiner Entscheidung kommen würde. Er war weder mit dem Gesetz verheiratet noch gefiel ihm die Arbeit besonders gut. Als junger Mann hatte er sogar einmal davon geträumt zu fliegen und, so wie die Gebrüder Wright, die Welt zu entdecken. Stattdessen war er am Boden geblieben, um seine familiären Pflichten zu erfüllen. Die Pflichten der lange verstorbenen St. Amants, die so stolz auf die Familienkanzlei gewesen waren, hatte er inzwischen längst erfüllt. Aber seine Pflicht gegenüber der Frau, die er geliebt hatte, noch nicht. Er hatte die Arbeit in der Kanzlei nur deshalb fortgeführt, um Aurore Gerritsen nah zu sein; sie hatte nie etwas davon geahnt. Sie war als Freundin gestorben. Das war mehr, als er sich je erhofft hätte, falls er ihr die Wahrheit gesagt hätte.
    Seine Verpflichtung ihr gegenüber war noch nicht erledigt.Ihr Letzter Wille musste noch erfüllt werden. Ein letzter Akt der Liebe.
    Trotz des Regens ging Spencer den langen Pfad zum Gerritsen-Cottage bedächtig entlang. Der Weg erinnerte ihn an das erste Mal, als er mit einem wackeligen Zweisitzer geflogen war. Und an das Gefühl, das er empfunden hatte, als ihm bewusst wurde, dass sein Leben kurz davor war, sich in etwas zu verwandeln, das er nicht mehr im Griff hatte.
    Er klopfte an die Tür. Als er Schritte hörte, winkte er seinem Chauffeur, der bereits seinen Koffer vor der Tür abgestellt hatte. Der junge Mann fuhr prompt mit quietschenden Reifen in Spencers Wagen davon. Spencer hielt sich aufrecht – eine bemerkenswerte Leistung – und trat einen Schritt zurück, als Pelichere Landry nach draußen kam, um ihn zu begrüßen. Sie war eine stämmige Frau mit dunklem Haar und einer unerschütterlichen, klar erkennbaren Ergebenheit für Aurore Gerritsen. Sie und davor ihre Mutter hatten sich um die Familie Gerritsen gekümmert, solange Spencer denken konnte.
    „Ich bin froh, Sie zu sehen“, sagte er. „Ich wusste nicht, wer hier sein würde.“
    „ Mais oui, natürlich.“ Pelichere trat einen Schritt zurück, um ihn besser betrachten zu können.
    Er spürte ihren abschätzenden Blick und versuchte, ein wenig aufrechter zu stehen. „Es geht mir gut.“
    „So sehen Sie aber gar nicht aus.“
    „Erzählen Sie mir lieber, welche Überraschungen auf mich warten. Ist schon jemand oben?“
    „Dawn ist in ihrem Zimmer. Ich habe ihr etwas zu essen gemacht. Ben Townsend ist auch angekommen, aber er ist gerade unterwegs.“
    „Er kommt wieder.“
    „Und die anderen kommen auch?“
    Spencer nickte.
    „Aurore hat immer getan, was sie für richtig hielt. Selbst wenn sie sich irrte.“ Pelichere nahm Spencers Koffer. „IhrZimmer ist fertig und in der Küche gibt es Kaffee.“
    Dann hielt

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