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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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hochrangigen Nachrichtenjournalisten. Er berichtete vom Kampf um die Bürgerrechte wie ein Kriegsreporter, interviewte Martin Luther King im Gefängnis und kommentierte die Aktionen von Malcolm X. Und meistens behielt Phillip recht.
    Die beiden Männer hatten sich seit ihrem ersten Zusammentreffen vor einigen Jahren gemocht. Damals hatten sie beide in New York an derselben Story gearbeitet. Ben als junger Reporter, der frisch vom College kam, und Phillip als gestandener Journalist. Gemeinsam mit anderen Journalisten hatte sie lange Nächte in einer Bar an der Lower East Side verbracht und darauf gewartet, dass eine bestimmte Person ausdem gegenüberliegenden Haus kam. Phillip hatte Ben unter seine Fittiche genommen und in den vielen Stunden, die sie gemeinsam totschlagen mussten, hatten sie sich viele persönliche Dinge erzählt. Aber im Laufe der Jahre hatten sie immer weniger Zeit miteinander verbracht und im letzten Jahr überhaupt keine mehr. Ihre Karrieren hatten sie in verschiedene Richtungen geführt.
    „Ich weiß selbst nicht so genau, weshalb ich hier bin“, sagte Ben. „Aber ich bin zur Testamentseröffnung eingeladen. Und du?“
    „Sieht so aus, als ob ich auch eingeladen worden wäre. Aurore Gerritsen war eine interessante alte Dame.“
    Ben lehnte sich gegen die Beifahrertür. Er hatte schon geahnt, dass Phillips Anwesenheit auf der Insel etwas mit der Familie Gerritsen zu tun hatte, aber er hatte vermutet, dass Phillip hier war, um darüber zu schreiben.
    Es sei denn, er hatte vor, Selbstmord zu begehen.
    Regentropfen schimmerten in Phillips Haar und auf den dunklen Wangen. Er wirkte nicht im Geringsten besorgt wegen der Sache mit dem Ladenbesitzer, sondern eher wie einer, der auf neue Herausforderungen wartete. „Das wird ja immer merkwürdiger“, meinte Ben. „Warum du?“
    Phillip lächelte. „Du hast es dem Typen doch eben erklärt: Ich bin ein Freund der Familie.“
    „Ich hab nur versucht, deinen Arsch zu retten. Was steckt wirklich dahinter?“
    Phillip versuchte, seine langen Beine auszustrecken. „Hast du eine Theorie?“
    „Ja. Aber du musst noch mehr Theorien haben, wenn du an einen Ort wie Grand Isle reist und Einheimische anpöbelst.“
    Phillip betrachtete Ben von oben bis unten, bevor er antwortete. „Weißt du, warum man dich eingeladen hat?“
    „Was weißt du über die Gerritsens?“ Ben fischte den Schokoriegel, den er im Laden gekauft hatte, aus der Brusttasche, riss das Papier auf und brach ihn in zwei Hälften. Eine davonbot er Phillip an.
    Phillip schüttelte den Kopf. „Ich weiß nur, was man mir gesagt hat.“
    „Was weißt du über Pater Hugh Gerritsen?“, fragte Ben.
    „Er wurde letztes Jahr ermordet. Da hinten in Bonne Chance.“ Phillip deutete mit dem Daumen in die Richtung.
    „Ja. Mit dem Segelboot nur einen kurzen Törn entfernt, aber ein Höllenritt mit dem Auto. Ich bin in Bonne Chance geboren, und manchmal wache ich mitten in der Nacht auf und bin wieder dort. Ich spüre die Hitze und die Feuchtigkeit auf meiner Haut und bin wieder zurück.“
    „Du warst dort, als er starb, stimmt’s?“
    Es überraschte Ben nicht, dass Phillip Bescheid wusste. Sie hatten zwar nie darüber gesprochen, aber die Geschichte war in allen Zeitungen gewesen. „Ich war dort. Aber da ist noch was: Seine Nichte und ich …“ Er zuckte die Achseln. „Dawn und ich, wir standen uns sehr nah.“
    „So nah?“
    „Ich weiß nur, dass ich jetzt hier bin und bleiben werde.“
    „Ich auch.“
    „Du hast mir noch nicht erzählt, weshalb man dich eingeladen hat.“
    „Aber du könntest es dir denken, wenn du müsstest?“
    „Ich habe Mrs Gerritsen erst am Ende ihres Lebens kennengelernt. Dass ich hier bin, hat irgendwas damit zu tun.“
    „Weißt du, wer noch kommt?“
    Vielsagend lächelte Phillip. „Meine Mutter und mein Stiefvater.“
    Ben stieß einen leisen Pfiff aus. Er hatte Phillips Familie nie kennengelernt, doch er hatte Phillips Mutter schon tausend Mal singen hören. Nicky Valentine war eine weltberühmte Jazz- und Bluessängerin. Ihr gehörte ein Nachtklub in New Orleans.
    „Ihre Einladungen kamen am selben Tag wie meine“, sagte Phillip.
    Ben hatte einhundert Fragen, aber Phillip besaß die für einen Journalisten typische Zurückhaltung. Ben würde seine Antworten im Cottage bekommen. „Das wird ja noch interessanter, als ich dachte.“
    Phillips Lächeln gefror. „Vor allem wenn der Senator und seine Frau herausfinden, wen man in ihr Haus eingeladen

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