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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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ersten Blick unsympathisch. Unter Roespinoedjis nachsichtiger Beobachtung durchliefen wir ein einführendes Geplänkel, aber ich merkte, dass ich offensichtlich meine Fähigkeit verlor, Furcht auszulösen. Ihre Reaktionen gingen nie über ein Was ist mit dem kranken Blödmann im Anzug los? hinaus. Schließlich gab ich es auf und führte sie zum Kampftransporter, wo Vongsavath bereits mit verschränkten Armen an der Einstiegsluke wartete und einen verbissenen, besitzergreifenden Eindruck machte. Die Techniker hörten sofort mit ihrer Angeberei auf, als sie sie sahen.
    »Alles in Ordnung«, sagte sie zu mir, als ich versuchte, ihnen nach drinnen zu folgen. »Warum gehen Sie nicht und reden mit Tanya? Ich glaube, sie hat einiges auf dem Herzen, was sie loswerden möchte.«
    »An mich?«
    Die Pilotin zuckte ungeduldig die Achseln. »An irgendwen, und wie es aussieht, sind Sie der Erwählte. Mit mir will sie nicht reden.«
    »Ist sie immer noch in ihrem Zimmer?«
    »Sie ist spazieren gegangen.« Vongsavath deutete auf die Ansammlung von Gebäuden, die das Stadtzentrum von Grabung 27 bildeten. »Gehen Sie. Ich werde schon auf diese Jungs aufpassen.«
    Ich fand sie eine halbe Stunde später. Sie stand auf einer Straße im höher gelegenen Bereich der Stadt und blickte auf die Fassade, die sich vor ihr erhob. Darin war ein kleines Stück marsianischer Architektur eingearbeitet, perfekt erhaltene bläuliche Facetten, die nun auf beiden Seiten in eine Schutzwand und einen Torbogen einzementiert waren. Jemand hatte die mit Glyphen übersäte Oberfläche dick mit Illuminiumfarbe bepinselt: FILTRATAUSGABE. Hinter dem Bogen war der ungepflasterte Hof mit Maschinenteilen übersät, die jemand nachlässig in Reihen auf dem knochentrockenen Boden angeordnet hatte, sodass es wie ein technoides Gemüsebeet aussah. Ein paar Gestalten in Overalls gingen die Reihen auf und ab und kramten in den Teilen herum.
    Sie schaute sich um, als ich näher kam. Mit ausgezehrtem Gesicht, von einer Wut gezeichnet, die sie nicht herauslassen konnte.
    »Verfolgen Sie mich?«
    »Nicht vorsätzlich«, log ich. »Gut geschlafen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich höre immer noch Sutjiadi schreien.«
    »Ja.«
    Als das Schweigen zu lange anhielt, deutete ich mit einem Nicken auf den Bogen. »Wollen Sie da reingehen?«
    »Was für einen Scheiß… Nein, ich bin nur stehen geblieben, um…« Dann zeigte sie mit hilfloser Geste auf das mit Farbe verschmierte marsianische Element.
    Ich starrte auf die Glyphen. »Anweisungen für den Bau eines Überlichtantriebs, richtig?«
    Sie hätte fast gelächelt.
    »Nein.« Sie strich mit den Fingern über eine Glyphe. »Es ist so etwas wie Lehrdichtung. Eine Art Mischung aus Lyrik und Sicherheitsanweisungen für den Nachwuchs. Teile davon sind Gleichungen, wahrscheinlich für den Auf- und Abtrieb. Gleichzeitig ist es eine Art Graffiti. Da steht…« Sie hielt inne und schüttelte wieder den Kopf. »Ich weiß nicht, wie ich ausdrücken soll, was da steht. Aber… ja, es verspricht etwas. Erleuchtung, ein Gefühl von Ewigkeit, vom Traum, die Flügel zu benutzen, bevor man tatsächlich fliegen kann. Und dass man gut scheißen soll, bevor man sich in eine bevölkerte Region begibt.«
    »Sie wollen mich auf den Arm nehmen. Das steht da nicht.«
    »Doch. Und alles ist an dieselbe Gleichungssequenz angehängt.« Sie wandte sich ab. »Sie waren gut darin, Dinge zu integrieren. In der marsianischen Psyche gab es nicht viel Aufsplitterung, soweit wir erkennen können.«
    Diese Wissensdemonstration schien sie erschöpft zu haben. Sie ließ den Kopf hängen.
    »Ich war auf dem Weg zum Digger«, sagte sie. »Zum Café, das Roespinoedji uns beim letzten Mal gezeigt hat. Ich glaube zwar nicht, dass mein Magen irgendetwas bei sich behalten wird, aber…«
    »Klar. Ich begleite Sie.«
    Sie blickte auf den Mobilanzug, der kaum von der Kleidung verdeckt wurde, die der Unternehmer aus Grabung 27 mir geborgt hatte.
    »Vielleicht sollte ich mir auch so einen besorgen.«
    »Es lohnt sich kaum für die Zeit, die uns noch bleibt.«
    Wir schlenderten den Hang hinauf.
    »Und Sie glauben wirklich, dass es funktioniert?«, fragte sie.
    »Was? Den größten archäologischen Fund der vergangenen fünfhundert Jahre an Roespinoedji zu verkaufen, zum Preis einer Virtualitätsbox und eines Startfensters vom Schwarzmarkt? Was glauben Sie?«
    »Ich glaube, er ist eine Krämerseele. Sie können ihm kein Stück mehr vertrauen als Hand.«
    »Tanya«, sagte ich

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