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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Welt. Wie hieß diese Sache noch gleich?«
    »Kommunitarianismus.«
    »Ja, genau das.« Er schüttelte weise den Kopf. »Diese Ideen werden nicht die Zeiten überdauern, anders als eine gute Heldenerzählung. Geplante Produktion, soziale Gleichheit, als wäre das Ganze ein idiotisches Schülerprojekt. Wer sollte darauf reinfallen, um Samedis willen? Wo ist der Reiz? Wo ist das Blut und das Adrenalin?«
    Ich nippte am Whisky und blickte über die Lagerhausdächer von Grabung 27 zum Digger, dessen kantige Gliedmaßen sich vor dem leuchtenden Sonnenuntergangshimmel abzeichneten. Neueste Gerüchte, die sich lückenhaft und verrauscht auf illegalen Kanälen abspulten, besagten, dass der Krieg im äquatorialen Westen in eine heißere Phase überging. Irgendein Gegenschlag von Kemp, den das Kartell nicht einkalkuliert hatte.
    Schade, dass sie Carrera nicht mehr zur Verfügung hatten, damit er ihnen das Denken abnehmen konnte.
    Ich erschauderte leicht, als der Whisky runterging. Er brannte, aber auf eine höfliche, wohlerzogene Weise. Es war nicht der Sauberville-Blend, den ich mit Luc Deprez vernichtet hatte. Das war vor einer subjektiven Lebensspanne gewesen, letzte Woche. Irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, dass jemand wie Roespinoedji so etwas auf Lager hatte.
    »Im Moment fließt da draußen ziemlich viel Blut«, stellte ich fest.
    »Ja. Jetzt. Aber so ist die Revolution. Denken Sie an die Zeit danach. Gehen wir mal davon aus, dass Kemp diesen blöden Krieg gewinnt und sein Ding mit den Wahlen durchzieht. Was glauben Sie, was als Nächstes geschehen wird? Ich werde es Ihnen sagen.«
    »Das dachte ich mir.«
    »In weniger als einem Jahr wird er die gleichen Verträge mit dem Kartell unterzeichnen, um die gleiche vermögenswirksame Dynamik in Gang zu setzen. Wenn er es nicht täte, würden seine eigenen Leute ihn in Indigo City… äh… abwählen und es an seiner Stelle tun.«
    »Er scheint mir nicht der Typ zu sein, der still und leise abtritt.«
    »Ja, das ist das Problem mit Wahlen«, sagte Roespinoedji. »So sieht es aus. Sind Sie ihm jemals persönlich begegnet?«
    »Kemp? Ja, ein paarmal.«
    »Und wie ist er?«
    Er war wie Isaac. Er war wie Hand. Er war wie alle zusammen. Die gleiche Ernsthaftigkeit, die gleiche verdammte Überzeugung, dass er sich im Recht befindet. Er hatte nur einen etwas anderen Traum von dem, womit er Recht hatte.
    »Groß«, sagte ich. »Er ist groß.«
    »Aha. Tja, das war zu erwarten.«
    Ich wandte mich dem kleinen Jungen an meiner Seite zu. »Macht es Ihnen keine Sorgen, Djoko? Was wird geschehen, wenn sich die Kempisten so weit vorkämpfen können?«
    Er grinste. »Ich bezweifle, dass sich ihre politischen Assessoren sehr von denen des Kartells unterscheiden. Jeder hat seine Gelüste. Außerdem glaube ich… mit dem, was Sie mir gegeben haben, besitze ich genügend Verhandlungskapital, um zum alten Narren persönlich zu gehen und meine hypothekarisch belastete Seele zurückzukaufen.« Sein Blick wurde schärfer. »Unter der Voraussetzung, dass wir alle Ihre raffinierten Sicherheitsmaßnahmen zur Datenemission demontiert haben.«
    »Entspannen Sie sich. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich nur fünf installiert habe. Nur so viel, dass Mandrake ein paar davon findet, wenn man dort herumschnüffelt, damit die Leute erfahren, dass wir wirklich da draußen sind. Für mehr war keine Zeit.«
    »Hmm.« Roespinoedji schwenkte den Whisky in seinem Glas. Der weise Tonfall passte überhaupt nicht zur jungen Stimme. »Ich persönlich habe Sie für verrückt gehalten, dass Sie es mit so wenig riskieren wollten. Was wäre gewesen, wenn Mandrake alle aufgespürt hätte?«
    »Was hätte schon sein sollen?«, sagte ich mit einem Achselzucken. »Hand hätte niemals von der Annahme ausgehen können, dass er wirklich alle gefunden hat. Das wäre zu riskant gewesen. Es wäre sicherer gewesen, das Geld abzuschreiben. Das ist die Essenz jedes guten Bluffs.«
    »Ja. Nun, Sie sind der Envoy.« Er tippte gegen das flache, handtellergroße Stück Wedge-Technik, das zwischen uns auf dem Tisch lag. »Und Sie sind sich ziemlich sicher, dass Mandrake keine Möglichkeiten hat, diese Sendung zu identifizieren?«
    »Vertrauen Sie mir.« Bei diesen Worten verzogen sich meine Lippen zu einem Grinsen. »Ein hochmodernes militärisches Tarnsystem. Ohne diesen kleinen Kasten ist die Sendung nicht vom kosmischen Hintergrundrauschen zu unterscheiden. Für Mandrake, für jeden anderen. Sie sind der stolze und unbestrittene

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