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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sanction IV dar, aber ich neigte dazu, sie nicht zu erwähnen, solange sich das Thema nicht aufdrängte. Ein derartiger Ruf führte bestenfalls dazu, dass sich nervöse Stille einstellte, sobald ich eine Messe betrat, und schlimmstenfalls zu unsinnigen Provokationen von erstmals gesleevten Neulingen mit mehr Neurachem und Muskelkraft als Verstand. Carrera hatte mich nach dem dritten Todesfall (mit intaktem Stack) zur Schnecke gemacht. Befehlshabende Offiziere hatten gewöhnlich keine allzu gute Meinung von Morden innerhalb der eigenen Truppe. Ein solches Verhalten sollte sich auf den Feind beschränken. Es herrschte allgemeine Übereinstimmung, dass jeglicher Hinweis auf meine Vergangenheit als Envoy tief in den Datenbanken von Wedge vergraben bleiben sollte, und die problemlos zugänglichen Dateien bezeichneten mich als Söldner, dessen Karriere bei der Armee des Protektorats begonnen hatte. Ein keineswegs unübliches Profil.
    Doch falls Schneider durch meine Erwähnung des Envoy Corps beeindruckt war, ließ er es sich nicht anmerken. Er beugte sich wieder vor, mit einem nachdenklichen Zug im intelligenten Gesicht.
    »Sie waren also ein E? Wann haben Sie gedient?«
    »Vor einer Weile. Warum?«
    »Waren Sie auf Innenin?«
    Das Ende seiner Zigarette glühte mich an. Für einen kurzen Moment kam es mir so vor, als würde ich hineinstürzen. Das rote Licht verwischte zu Laserfeuer, das sich in Ruinen und Matsch grub, während sich Jimmy de Soto in meinem Griff wehrte und schreiend an seinen Verletzungen starb. Dann brach der Brückenkopf auf Innenin rund um uns in sich zusammen.
    Ich schloss für einen Moment die Augen.
    »Ja, ich war auf Innenin. Wollen Sie mir jetzt über diesen wahnsinnig lukrativen Deal erzählen oder nicht?«
    Schneider schien es kaum erwarten zu können, jemandem davon zu erzählen. Er nahm sich eine weitere von meinen Zigaretten und lehnte sich zurück.
    »Wussten Sie, dass an der Küste der Nordregion, ein Stück hinter Sauberville, die vermutlich ältesten marsianischen Siedlungsreste liegen, die unserer Archäologie bekannt sind?«
    Ach so. Ich seufzte und ließ meinen Blick von ihm weg und wieder zu Sanction IV wandern. Ich hätte mit etwas in dieser Art rechnen müssen, aber irgendwie war ich nun von Jan Schneider enttäuscht. In den wenigen Minuten unserer Bekanntschaft glaubte ich, einen harten Kern in ihm gespürt zu haben, der sich niemals mit diesem Blödsinn über untergegangene Kulturen und verborgene technische Schätze abgeben würde.
    Es war gute fünfhundert Jahre her, seit wir auf das Mausoleum der marsianischen Zivilisation gestoßen waren, und die Menschen hatten immer noch nicht kapiert, dass sich die Artefakte, die unsere ausgestorbenen planetaren Nachbarn herumliegen ließen, größtenteils entweder außerhalb unserer Reichweite befanden oder zerstört waren. (Oder wahrscheinlich beides, aber wie können wir das wissen?) So ziemlich die einzigen nützlichen Sachen, die wir bergen konnten, waren die Astrogationskarten, deren ansatzweise entzifferte Daten uns befähigten, unsere Siedlerschiffe zu garantiert terrestroiden Zielen zu schicken.
    Dieser Erfolg, in Verbindung mit den verstreuten Ruinen und Artefakten, die wir auf den Welten fanden, die in den Karten verzeichnet waren, gaben zu den unterschiedlichsten Theorien, Vorstellungen und kultischen Überzeugungen Anlass. In den Jahren, die ich kreuz und quer durch das Protektorat gereist war, hatte ich unzählige davon gehört. Mancherorts hatte sich das paranoide Gebrabbel verbreitet, dass die ganze Sache nur eine Täuschung war, mit der die Vereinten Nationen die Tatsache verschleiern wollten, dass die Astrogationskarten in Wirklichkeit von Zeitreisenden aus unserer Zukunft stammten. Dann gab es auch den ausgeklügelten religiösen Glauben, dass wir die verlorenen Nachkommen der Marsianer waren, die darauf warteten, sich mit den Geistern unserer Vorfahren wiederzuvereinen, wenn wir eine entsprechende karmische Erleuchtung erreicht hatten. Einige Wissenschaftler hatten die vorsichtige Hoffnung formuliert, dass der Mars in Wirklichkeit nur ein abgelegener Außenposten war, eine Kolonie, die von der Mutterzivilisation abgeschnitten wurde, und dass das Zentrum dieser Kultur immer noch irgendwo da draußen existierte. Meine persönliche Lieblingstheorie war die, dass die Marsianer zur Erde kamen und dort zu Delfinen wurden, um sich aus der Zwangsjacke einer technischen Zivilisation zu befreien.
    Letztlich lief es immer auf

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