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Gefallene Sonnen

Gefallene Sonnen

Titel: Gefallene Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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die Hoffnung genommen. Mutlos stapften sie durch die Dunkelheit und stolperten über Steine. Der Designierte Avi’h sprach immer wieder von seiner Befürchtung, dass die Shana Rei aus der Finsternis kamen.
    »Die Shana Rei sind nicht hier auf Maratha«, sagte Vao’sh in einem ungeduldigen Ton. »Es gibt keine Ungeheuer in der Dunkelheit.«
    Aber noch während der Erinnerer sprach, dachten sie an die gepanzerten Anemonen, die die beiden Ildiraner des Bauern-Geschlechts zerfleischt hatten. Sie wichen den Stellen aus, wo Dampf aus Öffnungen im Boden aufstieg und einen gespenstischen Dunst bildete, in dem die Fleisch fressenden Pflanzen auf Opfer warteten.
    »Wir brauchen die Shana Rei gar nicht«, flüsterte Vao’sh Anton zu. »Wir bringen uns selbst um, mit unseren Ängsten.«
    Ohne genug Personen für eine Splittergruppe zerfaserten die geistigen Verbindungen zwischen den Ildiranern immer mehr. Ihre Angst würde weiter zunehmen, und dann musste Anton einen Weg finden, sie zusammenzuhalten.
    »Was ist das?«, fragte der Designierte Avi’h.
    Der Assistent neben ihm hob einen mobilen Glänzer und leuchtete damit. Ein schwarzer Schatten, dunkler als die Nacht, huschte von Felsen zu Felsen und zeigte sich kurz vor dem Hintergrund eines Dampfgeysirs. Anton sah ein kräftig gebautes Geschöpf, dessen Bewegungen ihn an die eines Löwen erinnerten.
    Es sprang in eine Ansammlung von Riesenanemonen, schnappte nach den Stängeln und bohrte seine Zähne durch die Panzerung. Die Ch’kanh schlugen nach dem Wesen, aber der pantherartige Schatten wusste, wie man mit ihnen fertig wurde. Er packte die Pflanzen mit den Kiefern und schüttelte sie, bis sich ihre Wurzeln aus dem Boden lösten. Dann zerbiss es die gepanzerten Stängel und fraß das weiche Innere.
    Als das Licht von Bhali’vs Glänzer auf das Geschöpf fiel, schien es noch dunkler zu werden. Es drehte sich, und seine Augen glitzerten wie Diamanten.
    »Was ist das?«, wiederholte Avi’h. »Es ist ein Shana Rei!«
    Das Wesen sprang ihnen entgegen, den Blick auf das Licht gerichtet.
    »Lauft!«, rief Anton. Die Ildiraner eilten ihm nach.
    Der Designierte hielt Bhali’v fest. »Lass nicht zu, dass mich das Wesen tötet!«
    »Es wird vom Licht angelockt!«, rief Ingenieur Nur’of. »Schalten Sie den Glänzer aus!«
    Doch der entsetzte Beamte wollte nicht auf das Licht verzichten, schien darin seinen einzigen Schutz zu sehen. Avi’h stieß seinen Assistenten in Richtung des Schattenwesens, heulte und folgte dem Rest der Gruppe. Bhali’v stieß einen schrillen Schrei aus, bevor das schwarze Raubtier ihn erreichte, zu Boden warf und zerriss wie zuvor die Anemonen.
    Das Licht der anderen Glänzer tanzte hin und her, als die Ildiraner liefen. Anton bemerkte, wie noch ein dunkles Geschöpf aus der Ch’kanh-Ansammlung kam. »Lauft weiter!« Das zweite Raubtier spürte ihre Körperwärme, und die Überlebenden hatten keine Waffen, mit denen sie einen Angriff abwehren konnten.
    Anton riskierte einen Blick über die Schulter und sah mit kummervoller Erleichterung, dass sich das zweite Geschöpf dem ersten hinzugesellte und über das warme Fleisch von Bhali’vs Leiche herfiel.
    Als der Designierte schließlich zusammenbrach, weit von den Schattenlöwen entfernt, ließ Anton die Gruppe Halt machen und ausruhen. Die Angst hatte sie angetrieben, aber jetzt gingen ihre Kräfte zur Neige. Die Ildiraner schauderten und schluchzten. Anton blieb mit zitternden Muskeln auf den Beinen.
    »Die Dunkelheit wird uns alle holen«, jammerte Avi’h. »Der Weise Imperator befahl mir, nach Maratha zurückzukehren, aber ich hätte mich weigern sollen. Wenn ich auf Ildira geblieben wäre, könnte ich jetzt das Licht der sieben Sonnen genießen. Ich wäre im hellen Tageslicht und in Sicherheit…«
    »Und wir anderen wären trotzdem hier«, warf Nur’of ein. »Niemand von uns möchte in einer solchen Situation sein.«
    »Man muss arbeiten, bis alles fertig ist«, sagte der Arbeiter Vik’k. »Man darf nie aufgeben.«
    Als Anton langsam wieder zu Atem kam und den Horizont beobachtete, fühlte er jähe Aufregung. Er hielt Ausschau, bis er ganz sicher war, wandte sich dann an die anderen. »Seht zum Horizont. Bemerkt ihr das Glühen? Es stammt von der Tagseite des Planeten. Wir sind ihr jetzt nahe. Wenn wir in jene Richtung gehen, wird das Licht mit jedem Schritt heller.«
    Vao’sh war der Erste, der seine Beobachtung bestätigte. »Ja, ich sehe es ebenfalls. Dort scheint die Sonne. Noch ist sie zu

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