Gefallene Sonnen
Gefahr ausgesetzt haben, um Ildiraner zu retten.« Die Flüchtlingen hatten bereits übers Kom-System ihre Geschichte erzählt. »Wir werden Sie bei uns unterbringen und für Sie sorgen, bis wir Gelegenheit finden, Sie nach Ildira zu bringen. Mein Vater möchte sich bestimmt persönlich bei Ihnen bedanken.«
Sullivan errötete. »Es ist nicht der Rede wert. Ich bin sicher, Ihr Volk hätte das Gleiche für uns getan.«
Ildiraner und Menschen wurden in verschiedenen Quartieren untergebracht. Sullivan und seine Leute hatten kaum Gelegenheit, mit den ildiranischen Flüchtlingen zu reden und gute Wünsche mit ihnen auszutauschen. Besonders höflich erschien ihm das nicht, aber er erinnerte sich auch an das unverständliche Verhalten von Hroa’x. Als die ildiranischen Geretteten wieder bei ihren Artgenossen weilten, wurden sie Teil einer größeren Gruppe, die die Menschen ausklammerte.
Mit Höchstgeschwindigkeit setzten die sieben Kriegsschiffe den Flug nach Qronha 3 fort und erreichten den Gasriesen wenige Stunden später. Die Aufmerksamkeit Yazra’hs und der Soldaten galt einer nicht weiter erklärten Mission. Sullivan fragte sich, was sie bei Qronha 3 zu erreichen hofften, denn inzwischen waren die dortigen Himmelsminen längst zerstört. Als er entsprechende Fragen stellte, gaben die Ildiraner nur ausweichend Antwort.
Die neugierige Tabitha unternahm mehrmals Ausflüge und wanderte durch die Korridore des Schiffes. Sie war in der TVF zur Systemtechnikerin ausgebildet worden, auf Waffenentwicklung spezialisiert, hatte sich dann aber für die Arbeit an Bord der Himmelsmine entschieden. Sie hoffte, bei ihren Streifzügen mehr über das Kriegsschiff zu erfahren – bisher waren die Ildiraner immer bereit gewesen, ihre Technik mit den Menschen zu teilen. Sie betrat das Antriebssegment und mied Bereiche mit offensichtlicher Zugangsbeschränkung. Ihr Interesse galt den Bordsystemen. Angesichts des mentalen Netzes, das alle Ildiraner miteinander verband, gab es an Bord kaum Sicherheitsmaßnahmen.
Hroa’x, der Leiter der ildiranischen Himmelsfabrik, hatte sich nicht für die technischen Einzelheiten der terranischen Ekti-Produktion interessiert. Ihm hatte die Neugier gefehlt, die Tabitha antrieb, als sie das ildiranische Schiff inspizierte und Dinge betrachtete, die sie bisher nur aus Beschreibungen kannte. Die Ildiraner hatten der Menschheit ihren Sternenantrieb zur Verfügung gestellt, und für Tabitha gab es keinen Grund zu glauben, dass sie Geheimnisse hüteten. Aber eine ihrer Entdeckungen überraschte sie. Aufgeregt kehrte sie zu Sullivan zurück und führte ihn in einen der kleineren Hangars. »Das müssen Sie sich ansehen. Ich frage mich, was die Ildiraner vorhaben.«
Ein kugelförmiges Schiff stand in dem Raum. Die kristallene Hülle war enorm dick und mit gewölbten Streben verstärkt. Der zentrale Raum im Innern wies für eine kleine Person gerade genug Platz auf.
Sullivan schob nachdenklich die Unterlippe vor. »Ist das eine Art Druckkammer?«
»Ich glaube, dies ist der Grund, warum die Ildiraner nach Qronha 3 fliegen.« Tabitha strich mit den Fingern über die Außenfläche der Kugel. »Denken Sie daran, was vor dem Massaker bei Osquivel geschah. Die TVF schickte einen Mann in einer Taucherglocke in die Tiefe des Gasriesen, zu den Hydrogern. So etwas scheinen auch die Ildiraner zu beabsichtigen.«
Sullivan blickte ins Innere der schwer gepanzerten Kugel. »Wenn ich mich recht entsinne, erzielte die TVF nicht den gewünschten Erfolg.«
Hinter ihnen erklang die scharfe Stimme einer Frau. »Wir haben Sie nicht in diesen Hangar gebeten.«
Sullivan drehte sich abrupt um und begriff, dass man sie ertappt hatte. Tabitha errötete verlegen. »Wir… wir wussten nicht, dass wir hier unerwünscht sind.«
»Bitte entschuldigen Sie«, sagte Sullivan. »Man hat uns nicht darauf hingewiesen, dass uns zu bestimmten Bereichen des Schiffes kein Zugang gestattet ist. Meine Technikerin hier interessierte sich nur für Ihre Technologie.«
Yazra’h stand da und wirkte sehr eindrucksvoll mit dem Kristalldolch in ihrer Hand. Sullivan glaubte, dass es der Tochter des Weisen Imperators nicht schwer gefallen wäre, sie beide zu töten.
Seltsam fehl am Platz hier wirkte ein engelhaftes Mädchen an Yazra’hs Seite; es schien zart, aber nicht schwach zu sein. Seine Züge hatten etwas Sonderbares. Das goldene Haar war zu kleinen, fedrigen Strähnen geflochten. Das Gesicht des Mädchens war weich und unschuldig, aber in den
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