Gefallene Sonnen
Augen lag eine Intelligenz, die weit über das Alter des Kindes hinausging.
Sullivan trat lächelnd vor und dachte an seine Enkeltöchter. »Und wer ist dies? Ich bin Sullivan Gold und…«
»Sie brauchen ihren Namen nicht zu kennen.« Yazra’h legte dem Mädchen wie schützend die Hand auf die Schulter. »Eine Inspektion wartet auf uns. Kehren Sie zu Ihrem Quartier zurück.«
»Vielleicht können wir Ihnen bei der Inspektion helfen«, sagte Tabitha, als wollte sie ihren Fauxpas auf diese Weise wieder gutmachen. »Ich bin eine qualifizierte Technikerin und würde mein Wissen gern mit Ihnen teilen…«
»Das ist nicht nötig. Geben Sie den anderen menschlichen Flüchtlingen Bescheid und suchen Sie mit ihnen den Versammlungsraum auf. Der Septar hat entschieden, eins der Kriegsschiffe nach Mijistra zurückzuschicken, mit Ihnen und den Überlebenden von unserer Himmelsfabrik. Die anderen sechs Schiffe bleiben bei Qronha 3, um ihre Mission durchzuführen.« Yazra’h wandte sich ab und führte das Mädchen zur gepanzerten Kugel.
Sullivan sah ihr nach. »Was haben Sie bei Qronha 3 vor?« Yazra’h richtete einen kühlen Blick auf ihn und Tabitha. »Bitte gehen Sie zu den anderen Menschen und bringen Sie sie in den Versammlungsraum.«
Sullivan und Tabitha verließen den Hangar. Als sie Seite an Seite durch den Korridor gingen, sagte Tabitha nachdenklich: »Ich würde gern wissen, was die Ildiraner vor uns verbergen.«
91 OSIRA’H
Osira’h war hierfür vorbereitet und ausgebildet worden, aber die Ereignisse um sie herum erschienen ihr wie eine Flutwelle, die einen Damm durchbrochen hatte. Sie konzentrierte sich auf das, was man von ihr erwartete. Die Würfel waren gefallen; sie musste nun ihrer Aufgabe gerecht werden.
Während sich Yazra’h um die letzten Details und auch um die menschlichen und ildiranischen Flüchtlinge kümmerte, meditierte Osira’h, bereitete ihre besonderen geistigen Fähigkeiten für den entscheidenden Einsatz vor. Wenn sie einen Erfolg erzielte, würde es bei diesem Krieg keine weiteren ildiranischen Opfer geben. Aber wenn sie versagte… Dann starb sie und nahm alle ihre Geheimnisse mit in den Tod.
Eins der Kriegsschiffe kehrte mit den Geretteten nach Ildira zurück. Die sechs restlichen Schiffe reichten aus, um Osira’hs Kontaktkugel in die Atmosphäre von Qronha 3 sinken zu lassen. Es kam jetzt nicht mehr auf die Anzahl der Kriegsschiffe an – alles hing von einem kleinen Mädchen ab.
Schließlich, nach einer leisen und rührenden Verabschiedung durch Yazra’h, brach Osira’h auf.
Wolken umgaben die Kugel, in der Osira’h saß – sie hatte jetzt keine Verbindung mehr zu den Kriegsschiffen und musste auch auf die beruhigende Präsenz ihrer Schwester verzichten.
Bei ihrer Ankunft hatten die Schiffe der Solaren Marine einige letzte Rauchschwaden in der Atmosphäre des Gasriesen vorgefunden, sonst nichts. Die Trümmer der beiden zerstörten Himmelsfabriken waren längst in den unergründlichen Tiefen des gewaltigen Planeten verschwunden, und mit ihnen die Hydroger. Osira’h musste nach ihnen suchen.
Die gepanzerte, mit speziellen Polymeren und Legierungen verstärkte Kontaktkugel verfügte weder über ein Triebwerk noch über Waffen. Solche Dinge waren überflüssig, wenn Osira’h die Hydroger fand. Die Schiffe der Solaren Marine befanden sich weit oben im Orbit von Qronha 3 und konnten sie jetzt nicht mehr zurückholen. Wenn sie keinen Erfolg erzielte, war ihr Tod die geringste aller Konsequenzen. Während Osira’h weiter in die Tiefe sank, begriff sie, dass ihr Schicksal von den Hydrogern abhing.
Ihr kam die gleiche Aufgabe zu wie einst den Klikiss-Robotern – bis die Roboter bei Hrel-oro alle Verbindungen mit dem Ildiranischen Reich abgebrochen hatten. Als Brücke zwischen zwei völlig verschiedenen Spezies musste Osira’h einen Kontakt mit den Hydrogern herstellen und sie zu einem Gespräch mit dem Weisen Imperator bewegen. Sie fragte sich, zu welchen Zugeständnissen ihr Vater bereit sein mochte, welchen Preis er für den Frieden zahlen würde.
Ihr kleines Schiff fiel wie ein Stein. Osira’h saß in ihrem kleinen gepolsterten Sessel, konzentrierte sich und schickte eine mentale Botschaft, die die Signale des Kommunikationssystems begleitete. Die Hydroger mussten zu ihr kommen. Und wenn sie kamen… Osira’h hoffte inständig, dass sie neugierig genug sein und die Kugel nicht einfach vernichten würden.
Reibungshitze ließ die kristallenen Wände erglühen. Das
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