Gefallene Sonnen
zuvor das Donnern der Explosionen. Immer näher kamen sich die beiden stählernen Riesen am Himmel, wirkten wie zwei Asteroiden kurz vor der Kollision. Zan’nh schien tatsächlich bereit zu sein, seinen Bruder zu rammen.
Im letzten Moment zog Thor’h sein Schiff zur Seite, und die beiden reich verzierten Schiffe rasten aneinander vorbei. Panzerplatten berührten sich und zerrissen mit einem ohrenbetäubenden Kreischen. Der Erstdesignierte achtete nicht auf die Schäden an seinem Schiff. Es gelang ihm zu wenden, offenbar mit der Absicht, erneut anzugreifen.
»Gib dem Adar die Anweisung, das Schiff zu zerstören, Herr!«, rief Udru’h. »Thor’h ist nicht zu retten.« Der Erstdesignierte mochte über keine Waffenenergie mehr verfügen, aber er war imstande, sein Schiff auf den Weisen Imperator stürzen zu lassen.
Jora’h stand auf und wandte sich dem herankommenden Schiff zu. »Noch… nicht.« Er biss die Zähne zusammen und schloss die Augen. Mit seiner ganzen geistigen Kraft schickte er einen Ruf durchs Thism, einen absoluten Befehl. Er konzentrierte sich darauf, seinen mentalen Griff zu erweitern, streckte ihn Thor’hs Kommandocrew entgegen, erst Einzelnen, dann allen. Ein Bewusstsein nach dem anderen: Er zog und zerrte an ihnen, brachte sie in sein viel größeres Thism zurück, ging dabei genauso vor wie bei den Besatzungsmitgliedern der anderen Schiffe. Er fühlte die Seelen der Ildiraner und holte sie zurück.
Schließlich tastete Jora’h nach Thor’h, seinem eigenen Sohn. Aber Thor’h widersetzte sich, entzog sich der mentalen Berührung seines Vaters. Jora’h war erstaunt – er hatte nicht gewusst, dass der Erstdesignierte über derartige geistige Kräfte verfügte. Rasch wandte er sich den anderen Ildiranern an Bord zu.
Plötzlich wurde den letzten Rebellen an Bord des Schiffes klar, zu welchem Verbrechen sie benutzt werden sollten. Jora’h glaubte, durch ihre Augen zu sehen, doch die seines Sohns blieben ihm verschlossen. Die Offiziere im Kommando-Nukleus änderten hastig den Kurs. Im letzten Augenblick ging das Kriegsschiff höher, flog über den Hügel hinweg und berührte dabei fast den Zitadellenpalast.
Die befreiten Besatzungsmitglieder wandten sich gegen Thor’h. Sie umringten den Erstdesignierten in seinem eigenen Kommando-Nukleus, packten ihn und hielten den wütend um sich schlagenden Thor’h fest.
Während die Kohorte der Solaren Marine bemüht war, das Kamikazeschiff des Erstdesignierten abzufangen, nutzte Rusa’h die Gelegenheit zur Flucht. Plötzlich stieg ein Eskortenschiff auf, beschleunigte mit maximaler Energie und wirkte wie ein Projektil, das von einem großkalibrigen Geschütz abgefeuert worden war.
Der Dobro-Designierte griff nach dem Kom-Gerät eines Soldaten der Solaren Marine und schaltete auf einen allgemeinen Kanal. »Zan’nh! Rusa’h versucht zu fliehen!«
»Er wird nicht entkommen«, erwiderte der Adar.
Jora’hs Soldaten stürmten den Hügel, drangen in den Zitadellenpalast ein und nahmen die letzten Rebellen gefangen, jene, die Rusa’h besonders fest in sein häretisches Thism eingebunden hatte. Trotz der Flucht des Hyrillka-Designierten setzten sie den Kampf gegen den Weisen Imperator fort, viele von ihnen bis zum Tod. Jora’hs Soldaten waren angewidert von dem, was sie tun mussten, um den Sieg zu erringen.
Der Weise Imperator sah zu Zan’nhs Raumern empor, die das Eskortenschiff verfolgten. Wenn es jetzt nur noch gelang, Rusa’h an der Flucht zu hindern…
121 ADAR ZAN’NH
»Beschleunigung erhöhen!« Zan’nh stand auf der Kommandoplattform und erteilte Befehle. »Das Schiff abfangen, bevor es die Umlaufbahn erreicht.«
Der Navigator schüttelte den Kopf. »Unmöglich, Adar. Es ist zu schnell. Wir können nicht rechtzeitig zu ihm aufschließen.«
»Verfolgung fortsetzen. Wie weit kann Rusa’h mit dem Eskortenschiff kommen?«
»Das Triebwerk scheint modifiziert zu sein, Adar. Es hat mehr Schub als erwartet.« Der Mann schüttelte erneut den Kopf. »Aber er ist nicht in der Lage, das Hyrillka-System zu verlassen.«
»Wohin will er?«, fragte sich Zan’nh. »Folgen Sie ihm!«
Vom Zitadellenpalast aus schickte der Weise Imperator eine Mitteilung. »Nimm den Designierten gefangen, wenn du kannst, Adar. Aber sorg in jedem Fall dafür, dass er nicht entkommt. Rusa’h hat genug Schaden angerichtet. Wir müssen die Sache hier beenden.«
Das Flaggschiff des Adar beschleunigte weiter. Die Geschwindigkeit des massigen Kriegsschiffs wuchs nur
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