Gefallene Sonnen
finden, aber trotzdem versuchten die Gefangenen zu überleben, auch wenn ihre Ressourcen begrenzt waren und sie überhaupt keine Informationen bekamen. Einige von ihnen hatten voller Verzweiflung versucht, sich umzubringen, aber Robb wollte nicht aufgeben. Und er gab auch seine Gefährten nicht auf. Er wollte ihnen nicht den Mut nehmen, indem er in einem entlegenen Winkel seines Selbst auch nur für eine Sekunde daran dachte, dass ihre Chancen, jemals hier herauszukommen, gleich null waren.
Sportliche Übungen und Geschicklichkeitsspiele konnten nicht die ganze Zeit zwischen den Schlafphasen ausfüllen. Da es nichts anderes zu tun gab, hatten Robb und die anderen über ihr Leben und ihre Familien gesprochen. Inzwischen kannten sie sich so gut, als wären sie miteinander aufgewachsen. Ein Mann litt, weil er seine große Familie vermisste. Eine Frau bedauerte, dass sie nie Kinder bekommen hatte. Andere entschuldigten sich für ein Unrecht, dass sie Leuten zugefügt hatten, die nie von ihrem Bedauern erfahren würden.
Robb hatte vom Aufgebot der TVF beim Ringplaneten Osquivel berichtet, von seinem Versuch, einen Kontakt mit den Hydrogern herzustellen, von Bord einer gepanzerten Kapsel aus, die in die Tiefen des Gasriesen hinabgesunken war… Doch die Hydroger hatten ihn gefangen genommen, und daraufhin hatte der Angriff der TVF begonnen. Er erinnerte sich nur noch an Explosionen, mehr nicht.
Vor allem aber sprach Robb über Tasia Tamblyn, die ihn inzwischen für tot halten musste. Tasia dachte realistisch und neigte nicht dazu, sich an irgendwelchen Illusionen festzuklammern. Sie würde es wohl kaum für möglich halten, dass er irgendwie überlebt hatte.
Draußen krochen Ranken chemischer Dämpfe wie Nebelschwaden durch die bizarre Metropole. Die amorphen, quecksilberartigen Hydroger sahen aus wie Klumpen aus geschmolzenem Metall und gingen unerfindlichen Dingen nach.
Einer der Gefangenen, Anjea Telton, pfiff eine Warnung. Drei Hydroger näherten sich der gewölbten Zelle.
»Das hat sicher nichts Gutes zu bedeuten«, sagte Gomez. Robb widersprach ihm nicht.
Die Hydroger kommunizierten nur selten mit ihnen, und dann auch nur, um knappe Befehle zu erteilen. Keiner der menschlichen Gefangenen wusste, was die Fremden von ihnen wollten.
Jenseits der transparenten Wand richteten sich die unheilvollen Geschöpfe auf und nahmen eine identische Gestalt an, die sie von ihrem ersten Opfer kopiert hatten: ein Mann, der wie ein Roamer aussah. Zwei von ihnen trugen die durchsichtigen Hälften eines Behälters, der etwa so groß wie ein Sarg war.
Die Hydroger näherten sich der Wand und drückten sich langsam durch die Membran. Die Gefangenen wichen zur anderen Seite zurück, doch die fremden Wesen folgten ihnen, trieben sie in die Enge.
Die Hydroger wählten einen Gefangenen aus, Charles Gomez, und näherten sich ihm mit den beiden Behälterhälften. Der dritte Hydroger winkte die anderen Gefangenen fort. Gomez versuchte zu fliehen, kam jedoch nicht an den Geschöpfen vorbei – sie schnitten ihm den Weg ab.
»Was macht ihr da?«, rief Robb den Fremden zu. »Was wollt ihr von ihm und von uns?« Die Hydroger sprachen kein Wort, als wäre eine so einfache Kommunikation unter ihrer Würde.
Robb trat vor. »Lasst ihn in Ruhe! Lasst uns alle in Ruhe!« Er wandte sich an den dritten Hydroger, holte aus und schlug zu. Verblüfft sah er, wie seine Faust in einem Körper verschwand, der aus schimmerndem Metall zu bestehen schien.
Er schrie, als sich unglaubliche Kälte in seiner Hand ausbreitete. Aus einem Reflex heraus zog er die Faust zurück und stellte fest, dass sie zu Eis erstarrt war – Dampf stieg auf, als sie zu tauen begann. Der Schmerz war so enorm, dass er heulend auf die Knie sank.
Robb hob rechtzeitig genug den Kopf, um zu sehen, wie sich die beiden Behälterhälften schlossen. Charles Gomez war darin gefangen, wie eine Mumie in einem Sarkophag. Die Wände des Behälters mussten ziemlich dick sein: Gomez trat, schlug und schrie, aber kein Laut drang nach draußen.
Die Hydroger trugen den sargartigen Behälter zur gewölbten Wand, die sie erneut langsam durchdrangen. Die Membran schimmerte, verfestigte sich hinter den Wesen wieder und schützte das Innere der Zelle vor dem draußen herrschenden enormen Druck. Robb hielt seine immer noch schmerzende Hand und trat zusammen mit den anderen Gefangenen zur gewölbten Wand.
Eine zweite Gruppe von Hydrogern brachte ein viel größeres Objekt heran, das ganz
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