Gefallene Sonnen
überlassen?
»Es wird Zeit für deine zweite Lektion«, sagte der Designierte. »Du hast Zeit vergeudet. Drei Minuten vergehen schnell.«
»Nein!«, rief Zan’nh ins Kommunikationssystem. »Lass mich jemanden schicken, der über deine Forderungen verhandelt…«
Davon wollte Rusa’h nichts wissen. »Es gibt nichts zu verhandeln. Ich habe mich klar ausgedrückt.« Seine Gefolgsleute zerrten eine Soldatin nach vorn. »Du wirst schließlich lernen, Adar. Du bist immer intelligent gewesen, Neffe, wenn auch getäuscht vom Weisen Imperator.«
Die Rebellen rissen der Soldatin die Körperpanzerung vom Leib, und daraufhin stand sie schutzlos da. Die Wirkung des Betäubungsstrahls hatte inzwischen ganz nachgelassen.
Messer wurden gehoben.
Rusa’hs Stimme erklang. »Ich frage dich erneut, Zan’nh: Fügst du dich? Übergibst du mir deine Schiffe?«
»Ich kann nicht.« Zan’nh suchte in seinem Innern nach Kraft. »Ich darf dir nicht gestatten…«
Der Hyrillka-Designierte nickte, und seine Gefolgsleute stachen zu. Die Soldatin gab gurgelnde Geräusche von sich, als sie verblutete. Ihre Leiche blieb neben dem ersten Opfer liegen.
Jeder Tod brachte Zan’nh ebenso starken Schmerz wie eine glühende Nadel im Auge. Zan’nh spürte die schreckliche Pein im Thism – er fühlte, wie die Soldatin starb.
»Wie viele Leichen müssen sich ansammeln, Adar? Du weißt, dass du schließlich nachgeben musst. Wie viele Ildiraner sollen bis dahin einen sinnlosen Tod sterben?«
»Wir werden dich besiegen«, brachte Zan’nh zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Und jeder Mord verlängert die Liste deiner Verbrechen.«
»Meine Verbrechen bedeuten nichts. Der falsche Imperator Jora’h wird sich dafür verantworten müssen, das ildiranische Volk in die Irre geführt zu haben.«
Über einen privaten Kanal wandte sich Zan’nh an die Kommandanten der anderen Kriegsschiffe. Er hatte noch immer nichts von Qul Fan’nh oder Thor’h gehört. »Ich brauche Vorschläge. Hat jemand eine Idee?«
Als Zan’nh jünger gewesen war, hatte Adar Kori’nh ihn an militärischen Übungen auf der Grundlage von menschlichen Kriegsspiel-Szenarios teilnehmen lassen, um zu sehen, wie Ildiraner auf veränderte Situationen reagierten. Zan’nh war wegen seiner innovativen Ideen befördert worden. Doch jetzt fiel ihm nichts ein. »Können wir Betäubungsgas in den Hangar leiten?«
»Das wäre möglich«, sagte ein Techniker. »Aber die Vorbereitungen würden länger dauern als das Aufbrechen einer Tür. Wir kommen voran, aber nicht schnell genug. Der Hyrillka-Designierte lässt uns nicht die Zeit, die wir brauchen.«
»Das weiß er. Er will uns nicht zur Ruhe kommen lassen.«
Viel zu bald sagte Rusa’h: »Wieder sind drei Minuten verstrichen, Adar.« Er hob die Hand. Zan’nh flehte ihn an, zu warten, zu verhandeln, doch der Designierte ließ ein hilfloses Mitglied des Empfangskomitees ermorden.
»Was sollen wir tun?«, fragte ein Techniker. »Wir könnten das Außenschott öffnen und den Atmosphärenschild deaktivieren. Es würde den Tod des Designierten und seiner Helfer bedeuten…«
»Und auch den aller Geiseln«, sagte Zan’nh. »Ich bin nicht bereit, eine solche Lösung zu akzeptieren. Finden Sie eine andere.«
Zwei von Rusa’hs Vergnügungsgefährtinnen zerrten ein viertes Opfer herbei. In ihren Armen hielten sie einen benommenen Wachoffizier, der von zwei Betäubungsstrahlen getroffen worden war. Eine der beiden böse lächelnden Frauen presste ihr Messer an die Kehle der Geisel.
»Sieh dir diesen Mann an, Adar«, sagte Rusa’h. »Sein Leben liegt in deiner Hand. Du entscheidest jetzt darüber, ob er sterben muss oder in die Freiheit zurückkehrt.«
»Ich übernehme nicht die Verantwortung für deinen Wahnsinn!«
»Es bleibt weniger als eine Minute.« Rusa’h verhielt sich so, als hätte er alle Zeit der Welt. »Ich frage noch einmal: Übergibst du mir deinen Manipel?«
»Sag mir, was du auf Hyrillka gemacht hast! Wozu brauchst du diese Schiffe? Die Solare Marine hat deinen Planeten immer verteidigt! Was willst du mit…«
»Später bin ich gern bereit, dir alles zu erklären, aber ich habe dir meine Forderungen genannt. Die Frist ist erneut verstrichen. Ich werde nicht zulassen, dass du Zeit gewinnst und nach einer Möglichkeit suchst, mich aufzuhalten.« Rusa’h winkte, und die Vergnügungsgefährtin stieß ihr Messer in die Kehle des Mannes, rammte ihm die Klinge bis ins Gehirn. Der Wachoffizier starb lautlos und sank
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