Gefallene Sonnen
töten.«
Zan’nh fand es unvorstellbar, dass sein Onkel so etwas tun konnte. Aber er hatte bereits Pery’h ermordet…
Er wandte sich an den Kommunikationsoffizier. »Haben wir etwas von Qul Fan’nh gehört? Warnen Sie vor eventuellen Tricks des Erstdesignierten. Ich weiß nicht, was hier geschieht, aber wir sollten Thor’h besser nicht trauen.«
»Keine Antwort, Adar. Der Qul reagiert nicht auf unsere Kommunikationssignale.«
Eine eisige Faust schloss sich im Zan’nhs Herz. War es bereits zu spät?
»Die Zeit ist um, Adar«, sagte Rusa’h und beugte sich zum Imager vor, damit sein Gesicht den ganzen Schirm ausfüllte. »Dein Zögern zwingt mich, dir zu zeigen, dass du meine Forderungen ernst nehmen solltest.«
Bedienstete bewegten den Chrysalissessel, damit die Imager den ganzen Hangar erfassen konnten. Der Designierte hob die Hand, und zwei Wächter brachten den benommenen primären Protokolloffizier näher. Er hatte sich noch nicht ganz von der Wirkung der Betäubungsstrahlen erholt. »Dies ist der Erste.«
Zan’nh beobachtete das Geschehen mit wachsender Besorgnis. Wie weit wollte Rusa’h gehen? »Warte, Onkel! Erlaube mir…«
Der Hyrillka-Designierte winkte erneut und lehnte sich inmitten der Kissen zurück. Die beiden Wächter zogen Kristalldolche aus mit Edelsteinen besetzten Scheiden und stießen beide gleichzeitig zu. Die eine Klinge bohrte sich dem Protokolloffizier in die Brust, die zweite schlitzte ihm die Kehle auf. Blut spritzte. Die beiden Wächter ließen den Mann los, der tot zu Boden sank. Sie wichen zurück, von ildiranischem Blut besudelt.
Zan’nh schnappte nach Luft. Zwei Offiziere der Brückencrew übergaben sich. »Du hast… einen Ildiraner getötet…«
Rusa’h hatte dafür gesorgt, dass die schrecklichen Bilder an Bord aller siebenundvierzig Kriegsschiffe zu sehen waren. »In drei Minuten töte ich den nächsten Gefangenen. Ich sollte darauf hinweisen, dass die Geiseln die Agonie des Todes spüren, wenn die Wirkung der Betäubungsstrahlen nachlässt. Die Reaktion im Thism wird für euch alle sehr schmerzhaft sein.«
»Hör auf damit!«, verlangte Zan’nh.
»Du weißt, wie du dies beenden kannst, Adar. Zwing mich nicht, weitere Ildiraner zu töten.« Rusa’h klang selbstgefällig.
Über einen privaten Kanal wandte sich Zan’nh an seine Sicherheitscrew. »Wie lange dauert es, ein Schott aufzubrechen?«
»Mindestens eine Standardstunde. Es handelt sich um massives Metall.«
»Bekh!« Die Faust in Zan’nhs Brust drückte fester zu, und seine Gedanken rasten, als er nach einem Ausweg suchte. Durch das Thism konnte sein Vater die Gefahr fühlen, nicht aber die Details erkennen – er spürte nur, dass etwas nicht stimmte. Zan’nh wünschte sich, den Rat von Adar Kori’nh einholen zu können. Was hätte sein Mentor getan? Wie sollte er dieses Problem lösen? Der Designierte Rusa’h war verrückt!
Drei Minuten vergingen wie im Flug.
Zan’nh hatte die menschlichen Betreiber von Himmelsminen eingeschüchtert. Er hatte bei von Katastrophen heimgesuchten Kolonien Hilfe geleistet und an komplexen Kriegsmanövern teilgenommen. Er hatte gegen die Hydroger gekämpft. Aber diese Situation mit den Geiseln, die Drohung, eiskalt einen Ildiraner nach dem anderen umzubringen, lähmte ihn wie einen unerfahrenen Novizen. Zan’nh hatte von irrationalem Verhalten bei menschlichen Helden und Verrückten gehört, doch so etwas widersprach der ildiranischen Natur. Auf einen derartigen Notfall war er nicht vorbereitet.
Trotz seines grässlichen, unvorstellbaren Verhaltens war der Hyrillka-Designierte noch immer der Bruder des Weisen Imperators, ein Ildiraner.
Doch Zan’nh konnte nicht zulassen, dass der rebellische Designierte die Kontrolle über diese Kriegsschiffe bekam. Was wollte Rusa’h mit ihnen anstellen, wenn er bereit war, für sie zu morden? Ohne weitere Opfer konnte Rusa’h keinen Druck mehr ausüben. Musste Zan’nh, um größeres Unheil zu verhindern, tatenlos zusehen, wie der Designierte und seine Rebellen alle siebzig Geiseln umbrachten?
Wie konnte er mit einer solchen Schuld leben? Er war der Adar der Solaren Marine! Die Geiseln waren seine treuen Soldaten. Er hatte sie bei Hrel-oro in den Kampf gegen die Hydroger geführt. Nach dem verheerenden Verlust eines ganzen Kriegsschiffes hatte Zan’nh sie nach Hyrillka gebracht, damit sie sich erholten und wieder Zuversicht schöpften. Wie konnte er sich jetzt von ihnen abwenden und sie einfach dem Tod
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