Gefallene Sonnen
Ekti-Lieferungen eingestellt hatten, »um die Terranische Verteidigungsflotte zu schwächen«. Etwas Absurderes konnte sich Tasia kaum vorstellen.
Es gab keine offiziellen Verlautbarungen in Hinsicht auf den »Krieg« gegen die Clans, aber die meisten TVF-Soldaten wussten von den jüngsten Aktionen und begrüßten sie. Tasia verabscheute die falschen Prioritäten der Terranischen Verteidigungsflotte, ihre Bürokratie und Vorurteile, den Umstand, dass sie sich dem falschen Gegner zuwandte. Andererseits hatte nur das mächtige Militär der Hanse den Hauch einer Chance, gegen die Hydroger zu bestehen.
Und die Droger hasste Tasia mehr als all das, was die Hanse bisher gemacht hatte.
Als sie beobachtete, wie die Rekrutengruppen ihre Übungen zu Ende brachten, erschien auf dem kleinen Schirm im Innern des Helms eine unerwartete Nachricht. »Angriff auf Außenposten bei Hhrenni. In den Treibhauskuppeln zahlreiche Roamer gefangen genommen. Neue Einsatzorder für Commander Tamblyn. Sie soll als Verbindungsperson für die gefangenen Roamer fungieren und sie nach Llaro begleiten. Ihr Hintergrund könnte sich als nützlich erweisen.«
Der förmlichen Anfrage folgten einige wenige Worte von Admiral Willis, Tasias Vorgesetzter in Gitter 7. »Genehmigt. Aber nur, wenn Tamblyn damit einverstanden ist.«
Tasia hielt unwillkürlich den Atem an. Eine weitere Roamer-Station überfallen? Sie versuchte sich an den Außenposten bei Hhrenni zu erinnern, und daran, wer ihn geleitet hatte, aber zu viel Zeit trennte sie von jenem anderen Leben. Die letzte Schlacht bei Osquivel, wo sie ihren Freund und Geliebten Robb Brindle verloren hatte, war eine Katastrophe gewesen, aber Tasia wünschte sich trotzdem Gelegenheit, erneut gegen den Feind zu kämpfen. Vielleicht kam sie der Erfüllung dieses Wunsches einen Schritt näher, wenn sie sich um gefangene Roamer kümmerte und dafür sorgte, dass sie nicht misshandelt wurden.
»Tamblyn ist bereit«, gab sie ins Antwortfenster.
Hier auf dem Mars waren ihre Talente vergeudet. Sie langweilte sich, denn hier geschah nie etwas. Jeder andere Ort war besser.
11 ROBB BRINDLE
Würde der Albtraum an diesem unmöglichen Ort jemals aufhören?
Robb wusste nicht, wie lange er schon bei den Hydrogern gefangen war, aber es fühlte sich nach mehr als einer Ewigkeit an. Die unentwegte Langeweile war fast so schlimm wie die ständige Furcht. Als nomineller Leiter der Gruppe versuchte er, mit regelmäßigem Sport und Geschicklichkeitsspielen die Moral zu verbessern und die Leute körperlich und geistig in Form zu halten. Niemand von ihnen wusste, was die Hydroger mit ihnen planten. Robb war nicht sicher, ob er eine Antwort auf diese Frage wollte.
»Wenn doch nur der kleine Kompi zurückkehren würde«, murmelte er. Diesen Wunsch hatte er schon oft geäußert.
»Wir sind jetzt auf einem ganz anderen Planeten«, sagte Charles Gomez, dessen Armesündermiene sich nie veränderte. »Man hat uns evakuiert, erinnerst du dich?« Sein Blick blieb auf den schwammigen, geneigten Boden gerichtet; nur selten sah er den anderen ins Gesicht. Gomez war in Gefangenschaft geraten, als die Hydroger Boone’s Crossing angegriffen und mehrere Siedlungen vernichtet hatten. Warum Gomez nicht wie viele andere getötet, sondern gefangen genommen worden war, blieb Spekulationen überlassen. Planten die Hydroger, Experimente mit ihm durchzuführen? Wollten sie ihn in einer Art Zoo ausstellen? Alle Gefangenen hatten ähnliche Geschichten zu erzählen.
»Die Droger werden uns nie verraten, warum die Evakuierung notwendig wurde oder wohin sie uns gebracht haben«, brummte Robb. Er erinnerte sich nur an einen Lichtblitz und das Gefühl von Bewegung. Anschließend waren die Wolken außerhalb der fantastischen Stadt anders gewesen. Noch immer albtraumhaft, aber anders. »Ich schätze, unsere Regeln für die Behandlung von Kriegsgefangenen lassen sich nicht in ihre Sprache übertragen.«
Robb setzte sich. Nach zahllosen Wochen ohne Waschen war seine Uniform des Staffelführers steif und zerknittert. Die Hydroger gaben ihren Gefangenen Wasser und gummiartige Nahrungsbrocken, und irgendwie wurden von Zeit zu Zeit die Ausscheidungen beseitigt, aber menschliche Bedürfnisse wie ein Bad oder frische Kleidung schienen die fremden Wesen nicht zu verstehen. Es stank in dem transparenten Raum, doch Robb nahm den Geruch gar nicht mehr wahr.
Sie konnten nicht hoffen, ihre Zelle zu verlassen und einen Weg aus den Tiefen des Gasriesen ins All zu
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