Gefallene Sonnen
offensichtlich nicht von ihnen hergestellt war. Trotz des Entsetzens und der Verwirrung um ihn herum erhellte sich Robbs Gesicht. »Das ist die gepanzerte Kapsel, mit der ich mich auf den Weg ins Innere des Gasriesen gemacht habe! Die Hydroger haben sie behalten.«
Unsinnige Zuversicht erfüllte ihn plötzlich. »Soll Charles in der Druckkapsel untergebracht werden? Vielleicht wollen ihn die Hydroger zurückschicken.«
»Das bezweifle ich«, sagte Anjea Telton.
Robb schüttelte den Kopf und hielt an der Hoffnung fest. Während der letzten Monate der Gefangenschaft hatte er zu viel Verzweiflung erlebt. Aber selbst wenn die Druckkapsel nach oben zurückkehrte… Wie sollte Gomez eine menschliche Siedlung oder ein Raumschiff erreichen?
»Vielleicht soll eine Art Geiselaustausch stattfinden«, sagte Robb. »So was ist beim Militär oft geschehen. Vielleicht haben die Droger einen weiteren Emissär geschickt, wie jener, der König Frederick tötete. Vielleicht wollen sie einen Waffenstillstand oder Frieden anbieten. Vielleicht…«
Doch als er sah, was die Hydroger machten, löste sich seine Hoffnung schnell auf. Die Wesen versammelten sich an dem Behälter, öffneten ein Ventil an der Seite und ließen ihre eigene Atmosphäre hineinströmen.
Gomez trat und schlug noch mehr.
»Was bedeutet das?«, fragte Anjea.
»Sie haben den Behälter geöffnet und erhöhen langsam den Druck darin.«
»Das wird ihn umbringen.«
»Ich glaube, darum geht es.«
Im Innern des transparenten Behälters geriet Gomez außer sich. Die Hydroger beobachteten ihn so, als ginge es um ein wissenschaftliches Experiment. Gomez hämmerte mit den Fäusten, öffnete den Mund zu einem Schrei. Seine Augen waren weit aufgerissen.
»Aufhören!«, rief Robb, wusste aber, dass es nichts nützte. Die anderen Gefangenen stöhnten oder weinten.
Der Druck nahm weiter zu, und schließlich hörte Gomez auf, an die Innenflächen des Behälters zu schlagen. Die Augen wurden rot, und Blut quoll aus der Nase und den Ohren. Die inneren Organe mussten inzwischen zerquetscht sein. Robb blinzelte Tränen fort. Er wollte den Blick von dem entsetzlichen Geschehen abwenden, konnte es aber nicht.
Die Hydroger hielten jedoch an dieser Stelle nicht inne. Selbst nach Gomez’ Tod ließen sie den atmosphärischen Druck immer höher werden, bis der Körper des toten Gefangenen regelrecht implodierte und seine Struktur verlor.
Es dauerte fast zehn Minuten, die Leiche in einen grässlichen Fladen zu verwandeln. Anschließend öffneten die drei Hydroger den Behälter und hoben ihn, damit der Brei herausfloss. Die rötliche Masse, von Knochensplittern durchsetzt, bildete eine Pfütze zwischen den drei Hydrogern. Die drei quecksilberartigen Gestalten starrten darauf hinab, als erwarteten sie, dass ein Körper wie der ihre daraus wuchs. Doch die organische Materie, die Charles Gomez gewesen war, warf nur einige Blasen.
Die Hydroger wandten sich ab. Was wollten sie erreichen? Handelte es sich um Folter? War es Strafe oder eine horrende Form der Unterhaltung? Robb schwieg, und auch die anderen Gefangenen blieben still.
»Wir kommen hier nicht lebend heraus«, sagte Anjea schließlich.
Als die Gefangenen zur Rückwand ihrer Zelle zurückwichen, näherten sich die Hydroger, um erneut jemanden auszuwählen.
12 ADARZAN’NH
Von seinem Kommando-Nukleus aus betrachtete der Adar fassungslos die vom Hangar übertragenen Bilder. Die Soldaten und Protokolloffiziere des Empfangskomitees lagen auf dem Boden, von Strahlen betäubt oder bewusstlos geschlagen. Die Türen waren verriegelt, alle Zugänge blockiert. Rusa’h hatte sich verbarrikadiert, zusammen mit seinen Geiseln, und er verlangte Unmögliches.
»Unsere Techniker und Konstrukteure sollen sich an die Arbeit machen. Sie sollen eine der Türen öffnen. Ich möchte den Hangar wieder unter meine Kontrolle bringen.« Widerstrebend fügte Zan’nh hinzu: »Lasst den Hyrillka-Designierten wenn möglich am Leben, aber ergreift alle notwendigen Maßnahmen.«
Die Einsatzgruppen vor den Zugängen verwendeten Schneidbrenner und Brechstangen, aber die Schotten waren so konstruiert, dass sie selbst einer Explosion standhielten.
Der Designierte wusste, dass Zan’nh zuhörte, und er verriet nicht das geringste Gefühl, als er seinen Rebellen befahl, das außer Gefecht gesetzte Begrüßungskomitee zusammenzubringen. »Dir bleibt nicht mehr viel Zeit, Adar. Übergib mir das Schiff, oder wir beginnen damit, unsere Gefangenen zu
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