Gefallene Sonnen
das an«, brummte Caleb gutmütig. »Er klingt fast wie die Sprecherin.«
»Wie die Tochter, so der Vater«, witzelte Denn. »Ich bin bereit, zu einer der abgelegenen Hanse-Kolonien zu fliegen, die nicht mehr regelmäßig versorgt werden. Einige Siedlungen wie zum Beispiel Yreka halten nicht viel von der Großen Gans. Dort wird man uns alles abnehmen, das wir liefern können, und Stillschweigen bewahren.«
Caleb kratzte sich am Kopf. Sein graublondes Haar war noch feucht von der Dusche. »Es wäre sicher nicht verkehrt, profitablen Schwarzhandel mit Leuten zu treiben, die uns nie etwas getan haben.«
Kellum strich sich über den grau melierten Bart und lächelte. »Und wenn wir schon einmal dabei sind, könnten wir Repräsentanten ins Ildiranische Reich schicken. Die Große Gans kommt uns auf die patriotische Tour und meint, wir müssten unserem eigenen Volk‹ helfen, aber nach ihren Angriffen fühle ich mich nicht mehr an solche Dinge gebunden. Was ist mit euch?«
Die anderen stimmten ihm zu.
»Wir sind Roamer!«, rief Caleb. »Wir können es schaffen. Was haben wir sonst noch anzubieten?«
Denn zuckte mit den Schultern. »Ich habe eine ganze Ladung Weltbaumholz an Bord meines Schiffes.«
18 TASIA TAMBLYN
Als Tasia den Treffpunkt im All erreichte, dachte sie daran, dass ihr diese neue Aufgabe Probleme bescheren konnte. Trotzdem bereute sie ihre Entscheidung nicht, die Roamer-Gefangenen von den Chan-Asteroiden zu eskortieren.
»Sind Sie ganz sicher, Commander Tamblyn?«, hatte Admiral Willis gefragt, als sie in der TVF-Basis auf dem Mars ihre Sachen packte. »Dadurch gewinnen Sie nicht gerade einen Beliebtheitswettbewerb. Jenen Leuten gefällt es bestimmt nicht, eine Roamerin in TVF-Uniform zu sehen.«
»Ich will nicht behaupten, dass ich mich über die gegenwärtige Politik der TVF freue, Ma’am. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass ich mit den Gefangenen besser umgehen kann als jemand, der… die übertriebenen Medienberichte für wahr hält.«
Die alte Admiralin hatte gelächelt. »Sie sind immer erfrischend offen und direkt, Tamblyn. Aber Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
»Ich möchte dafür sorgen, dass die Roamer fair behandelt werden, auch wenn mich manche Clan-Angehörige deshalb für eine Verräterin halten.« Tasia hielt dem Blick von Admiral Willis stand. »Außerdem ist alles besser als diese Ausbildungsmission auf dem Mars. Wenn es eine Gelegenheit gibt, erneut gegen die Hydroger zu kämpfen, möchte ich dabei sein.«
»Sie stehen bereits weit oben auf meiner Liste, Commander. Ihre Fähigkeiten sind allgemein bekannt. Derzeit kann ich Ihnen nur diesen Einsatz bieten. Machen Sie das Beste daraus.«
Und so hatte sich Tasia mit einem Transporterkonvoi auf den Weg gemacht. Sie war schockiert und zornig gewesen, als sie von Admiral Stromos sinnlosem Angriff auf schutzlose Treibhauskuppeln erfuhr – ein Überfall, bei dem auch noch ihr Manta-Kreuzer eingesetzt worden war. Das setzte dem Ganzen die Krone auf.
Beim Treffpunkt im All ließ Stromo die Gefangenen zurück und machte sich dann auf den Weg zur widerspenstigen Kolonie Yreka. Während des Flugs zum Klikiss-Planeten, auf dem die Roamer untergebracht werden sollten, wollte Tasia auf der Brücke bleiben. Es widerstrebte ihr, den Gefangenen gegenüberzutreten. Was sollte sie ihnen sagen? Dass es ihr Leid tat, dass die Tiwis verrückt spielten?
Es war eine lange Reise.
Bestimmt glaubten die Gefangenen, man würde sie zu irgendeinem höllischen Planeten bringen, wo sie Zwangsarbeit leisten mussten. Wenn der Konvoi sein Ziel erreichte, würden die Roamer merken, dass die Situation nicht ganz so schlimm war. Das hoffte Tasia jedenfalls. Sie hatte die leere Klikiss-Welt Llaro nie besucht.
Sie hätte die Gefangenen zu einem näheren Planeten mit einem Transportal bringen können, um sie von dort aus nach Llaro zu transferieren – dadurch wäre eine erhebliche Menge an Ekti eingespart worden. Aber an Bord ihres Schiffes befanden sich auch Ausrüstungsmaterial und schweres Gerät für die neue Hanse-Kolonie auf Llaro, und so ergab der Flug dorthin für die Erbsenzähler und Planer der TVF durchaus einen Sinn. Tasia wusste, dass es keinen Sinn hatte, bürokratischer Logik zu widersprechen.
Unterwegs verbrachte sie viel Zeit in ihrer Kabine, dachte aber oft daran, zu den Gefangenen zu gehen, um mit ihnen zu reden und sie zu beruhigen. Aber sie befürchtete, sie nur zu provozieren. Ganz gleich, wie viele Erklärungen und
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