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Gefallene Sonnen

Gefallene Sonnen

Titel: Gefallene Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Sie hatte am Lagerfeuer bereits mit solchen Flechtarbeiten begonnen.
    »Haben Leute früher nicht Ziegel aus Schlamm hergestellt?«, fragte Steinman. »Das können wir auch. Die Welt ist voller Baumaterial.«
    Orli und Steinman fällten einen Stangenbaum, und als er ins Gras fiel, stoben zwei Grasschleicher davon. Der oberste Bereich des Baums ergab drei feste Balken, die sich leicht tragen ließen. Als Steinman versuchte, Bretter aus dem dickeren Teil des Stammes zu schneiden, richtete er das Holz so übel zu, dass es sich nur noch als Füllmasse für die Wände verwenden ließ. »Na schön, ich bin kein Tischler. Hab es auch nicht behauptet.«
    Der zweite und dritte Versuch waren nur wenig besser, doch beim vierten Stangenbaum hatte er den Bogen heraus. Sie trieben die Hauptbalken tief in den Boden, gaben Wasser in die Löcher und fügten eine Mischung aus Schlamm und Kies hinzu. Dann schoben sie Querstangen in die Kerben, die Orli ins Holz getrieben hatte. Allmählich nahm das Haus Gestalt an.
    Sie hielten sich so gut es ging an Steinmans Plan. Als die Hauptarbeit geleistet war, betrachtete Orli ihr neues Heim. Steinman hatte sich zweifellos eine Art primitiven Palast vorgestellt, ein hübsches Holzhaus in der Art von Robinson Crusoe. Stattdessen sah sie eine Hütte, die den Eindruck erweckte, vom ersten Sturm umgeweht zu werden.
    Es war die Art eines schlecht geplanten und schlecht ausgeführten Projekts, wie sie es von ihrem Vater kannte.
    Bei diesem Gedanken hob Orli das Kinn. Wie wacklig das einfache Gebäude auch aussehen mochte, sie war stolz auf ihre Arbeit. Steinman und sie hatten diese Hütte ganz allein gebaut, mit einfachsten Mitteln und unter schwierigen Bedingungen.
    »Es genügt«, sagte Orli, und Steinman klopfte ihr auf den Rücken.
    Orli hatte es satt, jeden Abend Pelzgrille zu essen, und deshalb suchte sie im hohen Gras der weiten Ebene nach Getreide, Knollen oder essbaren Früchten. Allerdings wusste sie nicht recht, wonach es Ausschau zu halten galt. Immer wieder knabberte sie an Blättern, Beeren und Wurzeln. Sie merkte sich einige Blätter mit einem sehr bitteren oder sauren Geschmack, die nicht für den Verzehr infrage kamen, und eine bläuliche Beerenart bewirkte sofortigen Brechreiz. Aber eine klumpige braune Wurzel schmeckte recht süß und schien genießbar zu sein. Einige der Blumen waren so scharf, dass ihr Duft in der Nase brannte, aber an ihrem Geschmack gab es nichts auszusetzen. Allmählich gelang es Orli, ihr tägliches Essen abwechslungsreicher zu gestalten.
    Steinman beobachtete sie besorgt. »Spuck alles aus, das nach Gift schmeckt.«
    »Und wie schmeckt Gift?«
    »Keine Ahnung. Wenn ich Gift bereits geschmeckt hätte, wäre ich wahrscheinlich tot.«
    Orli rollte mit den Augen, hob den Blick wie in Erwartung eines himmlischen Rats – und erstarrte. Sie blinzelte mehrmals, um ganz sicher zu sein, was sie sah: das Triebwerksfeuer eines Raumschiffs, das in Richtung der Schlucht mit der zerstörten Siedlung flog.
    »Ein Schiff! Sehen Sie nur, Mr. Steinman, ein Schiff!«
    Der Alte klatschte in die Hände und lachte. »Vermutlich ein Versorgungsschiff der Hanse, Kind. Sollten wir nicht eine weitere Lieferung Ausrüstungsmaterial bekommen?«
    Das Schiff flog hoch über der Ebene und ging tiefer – aus einem schwarzen Fleck am Himmel wurde ein Frachter. Orli winkte mit beiden Armen.
    »Zur Siedlung!«, rief Steinman. »Wir müssen dort sein, bevor das Schiff wieder startet.«
    Sie liefen durchs hohe Gras. Grasschleicher hörten sie schon von weitem kommen und ergriffen die Flucht vor den beiden Lärmmachern. Orli ließ Steinman schnell hinter sich zurück und zwang sich, langsamer zu laufen, damit der alte Mann zu ihr aufschließen konnte. Sie wollte das Schiff, von dem sie sich Rettung erhoffte, so rasch wie möglich erreichen, aber ein Teil von ihr dachte auch an die Möglichkeit, dass weitere Roboter kamen – und für den Fall wollte sie Steinman in der Nähe wissen.
    Als sie das Landefeld vor der Schlucht erreichten, war Orlis Kehle vom vielen Rufen rau. Neben ihr schnaufte Steinman wie ein riesiger Blasebalg, aber das schien er gar nicht zu merken. Er wankte weiter und ergriff die Hand des Mädchens.
    Das Schiff war bereits in die Schlucht geflogen und kehrte nun zurück. Vermutlich hatte der Pilot versucht, einen Funkkontakt mit der Siedlung herzustellen, natürlich ohne Erfolg. Erneut glitt der Frachter über die rußigen Ruinen hinweg und kippte die Tragflächen, Hinweis

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