Gefangen im Palazzo der Leidenschaft
den Lippen seine Haut liebkost hatte. Wie ihre Hände …
„Hallo?“
Unvermittelt hob er den Kopf, als Lily schließlich ihr Handy fand und den Anruf entgegennahm. Felix! Er musste es sein. Wer sonst sollte sie so spät am Abend noch anrufen?
„He!“, protestierte Lily, als ihr das Handy entrissen wurde und Dmitri es an sein Ohr hielt.
„Sind Sie das, Barton?“ Er hob die andere Hand, um sie zum Schweigen zu bringen, während er kurz zuhörte. „Wer ist das?“, fragte er sie dann schroff.
„Offensichtlich nicht Felix“, erwiderte Lily scharf und nahm ihm das Telefon aus der Hand. „Ja. Tut mir leid, Danny.“ Sie warf Dmitri einen verärgerten Blick zu. „Ach, nur ein … Freund meines Bruders. Nein, er klingt wirklich nicht sehr freundlich.“
Gezwungen lachte sie auf, was Dmitri mit einem zornigen Blick quittierte, während er sein Hemd zuknöpfte. „Kann ich dich morgen zurückrufen? Im Moment ist es hier ein bisschen hektisch und … Ja, ich rufe dich ganz sicher zurück“, meinte sie leichthin. „Tschau, Danny.“
Bedrückendes Schweigen erfüllte die Küche, nachdem sie das Gespräch beendet und ihr Handy wieder weggesteckt hatte. Sie konnte immer noch nicht fassen, was eben passiert war. Ihr Körper prickelte von den Nachwirkungen der Lust, die sie beide verspürt hatten. Sie wusste nicht einmal, warum Dmitri plötzlich verstummt war.
Das konnte verschiedene Gründe haben. Enttäuschung, weil der Anruf nicht von Felix kam. Vielleicht war er auch angeekelt von dem, was eben zwischen ihnen vorgefallen war. Oder beides. Sie jedenfalls war ganz und gar nicht stolz darauf, dass sie sich so hatte gehen lassen.
„Wer ist Danny?“
Verblüfft sah Lily ihn an. „Verzeihung?“
„Wer ist Danny?“, wiederholte er mühsam beherrscht.
Es konnte auch einen dritten Grund für sein anklagendes Schweigen geben …
Wobei sie nicht einen Moment daran dachte, dass Dmitri eifersüchtig sein könnte, weil ein anderer Mann sie angerufen hatte. Viel eher glaubte sie, er verachtete sie, weil sie bereit gewesen war, mit ihm zu schlafen, wenn es scheinbar bereits einen anderen Mann in ihrem Leben gab …
„Nur ein Freund“, meinte sie wegwerfend.
Skeptisch hob Dmitri die Brauen. „Und deine männlichen Freunde rufen dich normalerweise um …“ Er warf einen Blick auf seine goldene Uhr. „… halb elf abends an, wenn du im Urlaub bist?“
„Offensichtlich lautet die Antwort Ja – denn einer hat es eben getan.“ Verlegen zuckte sie die Schultern.
Eindringlich sah er sie an. „Einer? Wie viele Freunde hast du denn?“
Sein spöttischer Ton ließ sie erröten. „Dutzende, wenn du es genau wissen willst“, gab sie zurück.
„Verstehe.“ Missbilligend presste Dmitri die Lippen zusammen.
„Das bezweifle ich“, entgegnete Lily höhnisch, denn ihr war klar, dass sie beide etwas gänzlich anderes unter dem Begriff Freund verstanden. Aber sie hatte nicht die Absicht, sich diesem Mann gegenüber zu erklären, der sie so verächtlich ansah.
Einige Sekunden lang starrte er sie noch an, ehe er sich abwandte. „Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich muss vor morgen noch ein paar Papiere in meinem Arbeitszimmer durchsehen.“
„Dann soll ich das hier wohl wegräumen?“, erwiderte sie scharf, nicht im Mindesten überrascht, dass ihr romantischer Spaziergang im Mondschein schon vergessen schien. Denn offenbar brauchten sie den Mond nicht als Anreiz für eine romantische Stimmung, falls man die Explosion der Sinne überhaupt so bezeichnen konnte …
Ein glücklicherweise leeres Weinglas war auf die Käseplatte gefallen, und einige Früchte lagen auf dem Tisch verstreut. Auch das benutzte Geschirr war durcheinandergeraten.
Unglaublich!
Kurz verschloss Dmitri vor diesem Chaos die Augen. Solch ein Kontrollverlust entsprach überhaupt nicht seinem Charakter. Seine Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten erlaubten kein derart impulsives Verhalten. Und dass ihm dies ausgerechnet mit der Schwester des Mannes passiert war, dem er nicht mehr vertraute, machte es doppelt inakzeptabel für ihn.
Tief atmete er durch, ehe er antwortete. „Das wäre wohl angebracht, nachdem ich schon gekocht habe.“ Herausfordernd hob er eine Braue.
Lily konnte dem nichts entgegensetzen, wie sie sich bedauernd klarmachte. Dmitri hatte tatsächlich dieses köstliche Essen zubereitet. Zu schade nur, dass die Pasta und das Knoblauchbrot ihr jetzt schwer im Magen lagen. „Na schön“, stimmte sie knapp zu. „Dann sehen
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