Gefangen im Palazzo der Leidenschaft
helfen. Beim Kickboxen ist nicht die Größe oder das Gewicht entscheidend, sondern das Können.“ Sie zuckte die Schultern.
Dmitri runzelte die Stirn. „Ich sagte Ihnen bereits, dass ich nicht die Absicht habe, Ihnen in irgendeiner Weise zu schaden, das wissen Sie sicher, oder? Ich habe keinen Streit mit Ihnen, sondern mit Ihrem Bruder.“ Seine Miene verhärtete sich.
„Und ich sagte Ihnen bereits, dass ich mir deswegen keine Sorgen mache“, beteuerte Lily.
„Ja.“ Er lachte. „Offensichtlich sind Sie eine junge Frau, die es gewohnt ist, auf sich selbst aufzupassen.“
Sie krauste die Stirn, denn ihr war der kritische Unterton bei der Erwähnung ihres Bruders nicht entgangen. „Was soll das heißen?“
„Genau das, wonach es sich anhört.“ Erneut zuckte Dmitri die unglaublich breiten, muskulösen Schultern, die zum Anbeißen …
Vielleicht hatte sie doch zu viel von diesem köstlichen Wein zum Essen getrunken, denn sie erging sich schon wieder in Begeisterung!
„Wie Sie wissen, handhaben wir die Dinge in England anders, Dmitri.“ Lily schüttelte den Kopf. „Ich bin sechsundzwanzig und brauche sicher keinen Mann – besonders nicht meinen kleinen Bruder –, der auf mich aufpasst.“ Sie zuckte zusammen, als ihr bewusst wurde, was sie eben gesagt hatte. „Nicht, dass ich es falsch finde, dass Sie Claudia beschützen. Aber die Situation ist eine ganz andere, denn offensichtlich sind Sie seit langem für sie verantwortlich …“ Sie stockte, als er anfing zu lachen. „Übertreibe ich mit meiner Entschuldigung?“
„Nur ein bisschen.“ Er lächelte sie an, und sofort hatte sie Schmetterlinge im Bauch.
Ach du meine Güte! Sie sollte sich jetzt wirklich entschuldigen und nach oben ins Bett gehen.
„Mir fällt ein, dass wir gar kein Dessert hatten“, meinte Dmitri.
„Zählen Käse und Obst denn nicht?“, hakte Lily überrascht nach.
„Auf keinen Fall, wenn die beste Eiscreme der Welt nur einen kurzen Spaziergang entfernt zu finden ist, cara “, erwiderte er.
Wärme stieg in ihren Wangen auf, weil er sie „Liebling“ genannt hatte. Vielleicht war sie nicht die Einzige, die ein bisschen zu viel von dem Wein getrunken hatte?
Spielte ihre Fantasie verrückt, oder hatte Dmitri eben wirklich gesagt, dass die beste Eiscreme der Welt nur einen kurzen Spaziergang entfernt zu finden war? „Wollen Sie damit sagen, dass wir draußen einen Spaziergang machen?“
Dmitri zuckte leicht zusammen. „Sie halten sich wirklich für eine Gefangene, stimmt’s?“
„Vielleicht bin ich deshalb hier?“, gab Lily rundheraus zurück.
„Ich hatte nicht …“ Er hielt inne und atmete tief durch. „Vielleicht war ich zu Anfang ein bisschen ruppig zu Ihnen.“
„Vielleicht?“, meinte sie trocken.
Dmitri betrachtete Lily eine Weile. Er wusste all das zu schätzen, was sie ihm während des Essens offenbart hatte – Dinge, die ihr vielleicht nicht einmal bewusst waren. So, wie die Tatsache, dass sie ihre Rolle als Älteste seit dem Tod ihrer Eltern sehr ernst genommen hatte. Dass sie seit Jahren keinen Urlaub mehr gemacht hatte, es sei denn in England. Dass sie ihren Bruder schrecklich vermisste. Aber das Wichtigste war vielleicht, dass dieser Urlaub in Italien unerwartet gekommen war, ein Urlaub, den sie sich von ihrem Gehalt als Lehrerin kaum leisten konnte.
Sie hatte sich sehr darauf gefreut. Und dann war sie in Rom eingetroffen, um sich eingesperrt wiederzufinden, ohne ihren Bruder oder eine einzige der historischen Sehenswürdigkeiten, die sie gern besichtigt hätte, zu Gesicht bekommen zu haben.
Weil er es bestimmt hatte. Weil er sich aus Sorge um seine Schwester und aus Wut auf Felix dazu entschieden hatte, die Person zu bestrafen, die ihm in diesem Augenblick als Einzige zur Verfügung stand.
„Ganz bestimmt. Ich habe mich bei Ihrer Ankunft in Rom unmöglich benommen“, räumte Dmitri ein.
Lilys Augen weiteten sich. „Sind Sie sicher, dass da nicht nur der Wein aus Ihnen spricht?“
Seine wohlgeformten Lippen verzogen sich zu einem jungenhaften Lächeln. „Wein ist für die Italiener wie Muttermilch, Lily.“
„Wirklich?“ Als sie sich seine Lippen an einer weiblichen Brust vorstellte, spielte ihre Fantasie wieder verrückt. Nicht an irgendeiner Brust, sondern an ihrer.
Ja, es war wirklich Zeit, sich zu entschuldigen und zu Bett zu gehen!
Höchste Zeit, wenn ihre Fantasien über diesen Mann so ausuferten, dass sie schon Erregung verspürte. Ihre Brüste prickelten, und
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