Gefangen im Palazzo der Leidenschaft
Handtuch umgeschlungen, ehe er zum Westflügel gerannt war. Andernfalls hätte er vielleicht sogar zur Polizeiwache gehen müssen, um Lily aus der Zelle zu befreien.
Er schüttelte den Kopf. „Sicherheit wovor? Lily, in Rom gibt es keinen Ort, wo ich dich nicht finden könnte, wenn ich das will“, erklärte er.
„Oh.“ Sie wirkte verblüfft, stellte seine Behauptung aber nicht infrage. Vermutlich weil seine Miene zeigte, dass er keine leeren Worte machte. „Ach, komm schon, Dmitri.“ Lily verzog das Gesicht. „Du kannst es einer Frau nicht übel nehmen, wenn sie es versucht.“
„Doch, das kann ich, wenn es darauf hinausläuft, dass ich die Polizei anlügen muss!“, fuhr er sie an.
Neugierig sah Lily ihn an. „Welche Lüge hast du ihnen denn aufgetischt?“
„Ich habe ihnen erzählt, dass es ein kleiner Streit zwischen Verliebten war. Ich hätte dich in der Küche mit dem Aufräumen allein gelassen, und du hättest deshalb in deiner Wut ein Fenster eingeschlagen.“
Ihre blauen Augen weiteten sich. „Ich bin aber nicht wütend.“
„Zum Glück wussten sie das nicht.“
„Und sie haben dir wirklich geglaubt?“
„Vermutlich nicht“, räumte er ein.
„Ich würde sagen, ganz sicher nicht“, spottete Lily. „Hätten wir wirklich gestritten und wäre ich wirklich wütend genug gewesen, um mit etwas zu werfen, hätte ich dafür gesorgt, dass ich dich treffe – nicht das Fenster.“
„Das weiß ich sehr wohl“, sagte Dmitri schroff. „Im Gegensatz zu den Polizisten und den Sicherheitsbeamten, die klug genug waren, meine romantische Version des Geschehens zu akzeptieren.“
Was das wissende Lächeln und Augenzwinkern erklärte, ehe die Männer gegangen waren. „Zweifellos habt ihr euch alle köstlich über das naive kleine Mädchen amüsiert.“ Abrupt stand sie auf.
Forschend betrachtete er sie. „Ich kann dir versichern, dass ich an dieser Situation nicht das Geringste amüsant fand.“
„Dann sind wir ja schon zu zweit“, gab sie zurück.
Dmitri fragte sich, ob diese Frau überhaupt durch irgendetwas zu erschüttern war.
Ja, es gab etwas. Offensichtlich hatte das, was nach dem Essen passiert war, sie so verwirrt, dass sie versucht hatte, aus dem Palazzo auszubrechen.
Innerlich zuckte er immer noch zusammen, wenn er daran dachte, wie er in die Küche gekommen war und eine verletzte Lily vorgefunden hatte, umringt von einer bedrohlich wirkenden Gruppe Männer. Blut war von ihrer Hand auf den Boden getropft, weil sie sich geschnitten hatte.
Um ihm entfliehen zu können.
Weil die Tiefe ihrer gemeinsamen Intimität sie so schockiert hatte, dass sie nicht bleiben und eine Wiederholung riskieren wollte.
Zugegeben, die Umstände, die sie hier festhielten, waren alles andere als normal und ihr Liebesspiel mehr als unvernünftig gewesen. Aber er konnte sich nicht erinnern, dass eine Frau je so verzweifelt versucht hatte, seinen Aufmerksamkeiten zu entkommen, und mitten in der Nacht fliehen wollte, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her.
Eingehend musterte er Lily. „Bist du so fest entschlossen, von hier fortzukommen, dass du sogar das Risiko eingehst, dabei verletzt zu werden?“
Abwehrend hob Lily die Brauen. „Meine Absicht war, von hier zu entkommen, und nicht, mich zu verletzen.“
„Ich bin immer noch nicht sicher, ob der Schnitt an deiner Hand nicht genäht werden sollte …“
„Bei mir verheilen die Wunden schnell“, warf Lily fest ein und versteckte die besagte Hand hinter ihrem Rücken, in der Hoffnung, dass auch in diesem Fall das Sprichwort wirkte: Aus dem Auge, aus dem Sinn. Doch wie sie Dmitri kannte, würde wohl eher das Gegenteil der Fall sein. „Könnten wir jetzt vielleicht zu Bett gehen? Ich meine …“ Sie stockte, als ihr bewusst wurde, was sie gesagt hatte, und errötete. „Ich gehe zu Bett“, ergänzte sie. „Allein. Du kannst tun, was du willst.“
„Wie freundlich von dir“, zitierte er sie trocken.
Ihre Augen leuchteten tiefblau. „Ich bin müde, meine Hand tut weh, und mir ist ein bisschen peinlich, dass ich durch mein Verhalten die Polizei und die Sicherheitsbeamten auf den Plan gerufen habe …“
„Nur ein bisschen?“, spottete er.
„Ein bisschen“, wiederholte Lily. „Und ich bin entschieden schlecht gelaunt. Willst du dich heute Nacht wirklich noch ein weiteres Mal mit mir anlegen?“ Herausfordernd begegnete sie seinem Blick.
Wäre es nicht völlig unpassend gewesen, hätte er gelacht. Sie ließ sich wirklich von
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