Gefangen im Palazzo der Leidenschaft
„Bitte mich nicht darum, mich für diesen Kuss zu entschuldigen.“
„Nein“, erwiderte Lily. Entschuldigen? Sie wollte, dass er sie wieder küsste, und nicht, dass er sich entschuldigte.
Forschend betrachtete er sie, als er das Beben bemerkte, das ihren Körper durchlief. „Ist dir kalt?“
„Ich zittere nicht vor Kälte, Dmitri“, gab sie mit Sehnsucht in der Stimme zu.
„Trotzdem, es ist schon sehr spät.“
„Oder sehr früh. Je nachdem, aus welcher Perspektive man es betrachtet.“ Lily lächelte flüchtig.
Seine Augen leuchteten. „Du weißt, dass ich dich will.“
Sein Eingeständnis ließ sie erschauern. „Ich … Ja.“ Es hatte keinen Sinn, sich unschuldig zu geben, da sie beide gespürt hatten, wie erregt sie waren.
„Kommst du mit zu mir nach Hause, Lily?“, lud Dmitri sie ein. „Komm zurück mit mir zum Palazzo. Bleib bei mir. Diesmal aus freien Stücken“, fügte er sanft hinzu.
Ihr Herz machte einen Sprung, und Lily rang nach Luft, während sie ihn unverwandt ansah. Sie wusste genau, worum Dmitri sie bat und was geschehen würde, wenn sie seine Einladung annahm. Denn ihrer beider Verlangen war so greifbar wie das Wasser, das sich unaufhörlich in den Brunnen ergoss.
Wenn sie mit Dmitri zum Palazzo zurückkehrte, würden sie zusammen im Bett landen und gemeinsam die Nacht verbringen, ohne an ein Morgen zu denken.
Weil es kein Morgen für sie beide geben würde. Nur diese eine Nacht.
Doch Lily wollte es so sehr, dass ihr Verlangen fast schmerzte.
Sie befeuchtete sich die Lippen, ehe sie antwortete. „Ja.“
Hitze flammte in seinem Blick auf, sodass seine Augen wie geschmolzenes grünes Glas wirkten. „Ja?“
„Ja“, wiederholte sie und wunderte sich selbst über ihren Wagemut. Aber eine andere Antwort konnte sie ihm nicht geben.
Sie war in der romantischen Stadt Rom, mit dem attraktivsten Mann, den sie je kennengelernt hatte. Und seine brennenden Küsse, die Hitze in seinem Blick und sein unverhohlenes Verlangen, all das zeugte davon, dass er sie genauso sehr wollte wie sie ihn.
Noch nie war ihr so etwas passiert.
Und wahrscheinlich würde es auch nie wieder geschehen.
Es schien, als würden die Wünsche, die man dem Trevi-Brunnen anvertraute, doch in Erfüllung gehen …
10. KAPITEL
„Es ist noch nicht zu spät, deine Meinung zu ändern, wenn du es dir noch einmal überlegen willst.“
Hand in Hand waren sie zurück zum Palazzo gegangen. Lily hatte sich ganz in der Vorfreude auf das kommende Vergnügen verloren, doch nun begann sie zu beben, als Dmitri den Code in der kleinen Tür eingab, die in das große Holztor eingelassen war.
Ein Beben, dessen er sich deutlich bewusst war, weil er immer noch ihre Hand hielt …
Wollte sie wirklich ihre Meinung ändern?
Nein!
Ja!
Lily wusste nicht, was sie wollte.
Nein, das stimmte nicht. Sie wollte Dmitri.
Und doch überlegte sie. Nicht, ob sie ihn wollte. Nein, ihre Zweifel galten nur ihr und ihrer mangelnden Erfahrung.
Dmitri war Mitte dreißig und hatte sicher schon mit vielen schönen Frauen geschlafen. Sie hingegen konnte nur eine wenig befriedigende Begegnung vorweisen, die sie während des Studiums gemacht hatte und die vielleicht deshalb so katastrophal ausgefallen war, weil weder sie noch der junge Mann damals viel Erfahrung hatten. Also hatte sie recht wenig zu bieten, um die Nacht mit einem Mann zu verbringen, der im Liebesspiel so versiert war wie Dmitri.
„Wenn du lieber zum Hotel zurückwillst, kann ich dich dort hinbringen.“ Ihr panischer Blick war ihm nicht entgangen, als sie neben ihm unter der beleuchteten Tür des Palazzos stand.
Sie schluckte. „Bevor wir hineingehen, solltest du wissen … Ich möchte nicht, dass du enttäuscht bist, wenn wir …“
„Lily?“ Er nahm ihre Hände. „Du hast so etwas vorher noch nie gemacht, stimmt’s?“
„Nein. Ich meine, ja.“ Ungehalten schüttelte sie den Kopf, weil ihr die passenden Worte fehlten. „Ja, doch. Aber nur einmal. Es ist Jahre her – und war sehr enttäuschend –, und ich will nicht, dass du mit mir die gleiche Enttäuschung erlebst“, sagte sie verzweifelt, als sie mit einem schmerzlichen Ausdruck in den Augen zu ihm hochsah. „Ich weiß, dass du dich normalerweise mit schönen und … erfahrenen Frauen triffst, und ich bin …“
„Eine wunderschöne Frau“, unterbrach Dmitri sie heiser.
Röte schoss ihr ins Gesicht. „Mag sein …“
„Es ist so“, versicherte er.
„Aber ich habe keine Erfahrung“, beharrte
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