Gefangen im Palazzo der Leidenschaft
Mitternachtsmesse, wir könnten aber auch zu dem beleuchteten Trevi-Brunnen gehen, der im Mondlicht besonders schön aussieht.“
Lily wusste genau, was sie am liebsten tun würde. Welche Frau würde sich nicht gern in Gesellschaft eines attraktiven Mannes wie Dmitri den Trevi-Brunnen ansehen? Doch sie wusste auch, wie gefährlich es sein könnte, sich auf so etwas Romantisches einzulassen.
„Ich bin mit dem glücklich, was du entscheidest“, sagte sie.
Dmitri lächelte. „An der Mitternachtsmesse habe ich schon oft teilgenommen, aber den Trevi-Brunnen habe ich noch nie bei Mondlicht gesehen.“
„Wirklich nicht?“ Lily war überrascht.
Sein Lächeln vertiefte sich, als er ihre ungläubige Miene bemerkte. „Nein.“
Unsicher betrachtete sie ihn. „Und du sagst das nicht nur, weil du weißt, dass ich ihn mir insgeheim gern ansehen würde?“
„Nein“, versicherte er. „Ist dir noch nie aufgefallen, dass man sich die Sehenswürdigkeiten in der eigenen Stadt nur selten ansieht?“
„Hm.“ Sie lächelte. „In London gibt es auch Stadtteile, in denen ich noch nie gewesen bin.“
„Das meine ich.“ Leicht umfasste Dmitri ihren Arm, um sie durch die überfüllten Straßen in Richtung Brunnen zu führen. Er wusste zwar nicht, ob es die richtige Entscheidung war, neben Lily an dem mondbeschienenen Brunnen zu sitzen, aber es war genau das, wozu es ihn drängte.
Sie war die einzige Frau, derer er sich an diesem Abend bewusst war. Mit ihren leuchtend blauen Augen, der hellen Alabasterhaut. Dem vollen Mund und den weißen Zähnen, wenn sie lachte. Dem weichen Körper mit den verführerischen Rundungen.
Nein, es war sicher nicht die vernünftigste Entscheidung, sich mit dieser wunderschönen Frau den mondbeschienenen Trevi-Brunnen anzusehen.
Was sich wenige Augenblicke später bestätigte, als sie dem Klang des rauschenden Wassers folgten und schließlich den Trevi-Brunnen in seiner ganzen Schönheit und Größe vor sich sahen. Dutzende anderer Paare hatten offensichtlich die gleiche Idee gehabt und saßen oder standen eng umschlungen zusammen, während sie die wasserumspülten und beleuchteten Statuen der Meeresgestalten bestaunten, in deren Mitte der Meeresgott Neptun stand. Kaskaden lichtdurchfluteten Wassers rauschten vor der Palastfassade in das große Becken.
„Ich hätte nicht gedacht, dass er so schön ist!“, rief Lily, überwältigt von der Größe des Brunnens und seiner Figuren.
„Möchtest du eine Münze hineinwerfen und dir etwas wünschen?“
Lily wandte den Blick von dem Brunnen ab und sah Dmitri an, dessen Gesicht halb im Schatten lag. „Nur wenn du es auch tust“, neckte sie ihn und fühlte sich in diesem Moment wie eine ehrfürchtige Touristin, die sie ja auch war. Obwohl es nicht nur die Schönheit des Brunnens war, die sie völlig gefangen nahm …
„Auch etwas, das ich noch nie getan habe.“ Dmitri ließ ihren Arm los, um einige Münzen aus der Hosentasche zu nehmen und sie ihr in seiner Handfläche hinzuhalten.
Sie nahm einen Euro, wartete, bis er ebenfalls eine Münze ausgewählt hatte, und wandte sich wieder dem Brunnen zu. „Bist du bereit? Eins … zwei … drei!“ Während sie beobachtete, wie die beiden Münzen durch die Luft flogen und dann mit einem Platscher in dem wunderschöne klargrünen Wasser eintauchten, wünschte sie sich im Stillen etwas.
Wie auf ein Stichwort erklangen die Glocken Roms, kündeten Mitternacht an und gaben ihr noch zusätzlich das Gefühl, sich in einer verzauberten Welt zu befinden, in der alles möglich schien …
„ Felice Natale , Lily“, murmelte Dmitri an ihrer Seite, als auch die letzte Glocke erklang. „Frohe Weihnachten, Lily“, übersetzte er mit heiserer Stimme.
„ Felice Natale , Dmitri“, erwiderte sie, gefangen von diesen faszinierenden grünen Augen.
Sanft strich er über ihren Arm. Dann nahm er ihre Hände in seine, neigte den Kopf und eroberte ihren Mund mit seinen Lippen.
Lily bebte von Kopf bis Fuß, als Dmitri sie langsam küsste. Sie griff nach dem Revers seiner Jacke, um sich daran festzuhalten, ehe sie die Hände auf seine Schultern legte. Er schlang die Arme um ihre Taille und presste sie an sich, während sie sich immer leidenschaftlicher küssten.
Lily hatte sich den ganzen Abend danach gesehnt, aber nicht zu hoffen gewagt, dass er es wieder tun würde. Hitze stieg nun in ihr auf, als sie seine Erregung spürte.
Sie atmeten beide schwer, als Dmitri schließlich die Stirn gegen ihre lehnte.
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