Gefangen im Terror (German Edition)
als Iraker in Amerika überhaupt nicht willkommen. Du wirst nie eine Einreisegenehmigung erhalten, egal wie nett der Beamte in der Botschaft war. Du darfst nicht anfangen, Dinge zu verwechseln! Wir sind nur hier, um einen Anschlag vorzubereiten. Wir werden sie ausradieren. Aber wir werden nicht nach Amerika gehen!“
Chamil war froh, dass ich die Botschaft so gut beschreiben konnte und rief Achmed an: „Wir haben die Daten, sagte er am Telefon, du kannst herkommen.“, dann legte er den Hörer auf.
Ich war noch immer geschminkt von meinem Besuch in der Botschaft. Ich wollte ins Badezimmer gehen, um mich abzuwaschen, aber Chamil sagte: „Lass es einfach drauf. Mir gefällst du damit.“
Achmed kam eine halbe Stunde später. Er hatte einen kleinen Computer dabei. Damit zogen sich die Männer erst einmal zurück. Achmed besprach mit Chamil den Einsatzplan und dann musste ich eine Zeichnung der Botschaft anfertigen, und genau angeben, wo sich der Botschafter und das Personal aufhielten.
Ich trug keinen Schleier und Achmed ließ mich nicht aus den Augen. Als er mir die Zeichnung abnahm, berührten sich kurz unsere Hände und ich fuhr wie elektrisiert zurück. Achmed hatte es bemerkt und er sagte: „Du hast deine Arbeit gut gemacht, Fatma. Und wie eine Irakerin siehst du auch schon aus.“, dabei sah er mir in die Augen und ich fühlte, wie ich rot wurde. Chamil stand daneben und lachte. Er sagte: „Fatma übt schon für Europa.“ Ich hasste es, wenn sich die Männer auf meine Kosten amüsierten. Ich drehte mich um und verließ den Raum.
Meine Mission war damit erfüllt. Ich hatte keine weiteren Aufgaben. Mein Flugticket lautete allerdings auf einen Rückflug nach Kabul. Dorthin würde ich nicht zurückfliegen. Es war an der Zeit, dass Chamil mir sagte, wohin unsere Reise gehen sollte. Er musste endlich mit der Wahrheit herausrücken. Als Achmed weg war, ging ich zu ihm und fragte ihn. Zunächst wollte er mir noch nicht sagen, wohin wir ausreisen würden. Er hatte seinen Auftrag noch vor sich. Morgen würde der Anschlag stattfinden und bereits heute Nacht musste Chamil die Fahrzeuge präparieren. Ich ließ ihm keine Ruhe und schließlich ging er zu seinem Koffer und kam mit zwei Flugtickets zurück: Sie lauteten auf London. Ich war überrascht. England? An dieses Land hatte ich überhaupt nicht gedacht. Für mich gehörte es nicht zu Europa. Europa das war für mich Deutschland, Frankreich, Italien. Chamil sagte, als er mein überraschtes Gesicht sah. „Ich dachte du freust dich, du sprichst doch perfekt Englisch?“ Da hatte er natürlich Recht, aber er hätte mich auch fragen können, wohin ich am liebsten wollte. Ich wäre bereit gewesen, jede Sprache dieser Welt zu erlernen, wenn ich nur aus dem Terror entkommen würde. Jetzt war es fast soweit. Ich fühlte mich wie auf Flügeln. In zwei Tagen würden wir frei sein.
Chamil war ziemlich aufgeregt. Ich merkte es an seinem unruhigen Verhalten. Er ging im Zimmer auf und ab und spähte immer wieder durch die Jalousien. Wir hatten sie die ganze Zeit halb geschlossen gelassen. Er hatte eine schwere Aufgabe vor sich. Ich wagte nicht, ihn zu befragen. Die beiden Frauen, die die Autos fahren sollten, waren in einer anderen Wohnung untergebracht, das hatte ich aus einem Gespräch mit Achmed gehört. Chamil drehte sich plötzlich zu mir um und sagte. „Wenn ich aus irgendeinem Grund bis morgen Abend nicht zurückgekommen bin, musst du alleine ausreisen. Nimm dein Ticket und verschwinde damit. Du bestellst ein Taxi und fährst sofort zum Flughafen. In meinem Koffer ist das Bündel Geld, das ich für diesen Einsatz erhalten habe. Das nimmst du mit.“ Er ließ sich erschöpft auf einen Sessel fallen. Ich starrte ihn ungläubig an. „Ich gehe nicht ohne dich“, sagte ich tonlos. „Wenn mir etwas zustößt, dann gehst du alleine!“ Er sah mich dabei durchdringend an und mir wurde eiskalt. An diese Möglichkeit hatte ich noch gar nicht gedacht.
Er sagte weiter: „Du kannst dich nicht auf Achmed verlassen, er wird dich mit zurück nach Kabul nehmen. Er ist so wichtig für die Organisation und bekannt, dass es für ihn unmöglich ist, auszusteigen. Du hast nur diese eine Chance. Wenn du sie verpasst, bleibst du weiterhin Terroristin und bei der nächsten Gelegenheit wirst du als „Schwarze Witwe“ eingesetzt, wenn sie nicht wieder deine Sprachkenntnisse benötigen. Du weißt, was das bedeutet.“
Chamil hatte Recht. Es war meine einzige Chance auf ein Weiterleben.
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