Gefangen im Terror (German Edition)
ein. Wohin sollte ich gehen? Ich erinnerte mich an den Zettel, den Achmed mir gegeben hatte. Sollte ich dort anrufen und mich wieder in die Organisation begeben oder es auf eigene Faust versuchen? Ich war noch unschlüssig. Die große Stadt machte mir Angst. Die Menschen sahen nicht besonders freundlich aus. Sie rannten teilnahmslos aneinander vorbei. Ein paar junge Frauen in kurzen Hosen waren vor ein paar Minuten im Laufschritt an mir vorbei gerannt und hatten mich keines Blickes gewürdigt. Ich trug noch immer mein Kopftuch und hatte die landesübliche Kleidung des Irak an: Ein langes Kleid mit einem Umhang darüber, dazu Pantoffeln in der gleichen braunen Farbe wie das Kleid.
Wenn ich mich für ein Leben außerhalb des Terrorismus entschließen würde, musste ich auch mein Äußeres verändern. Ich würde meine Haare abschneiden und mich westlich kleiden. Chamil hatte immer von politischem Asyl gesprochen, das man in Europa bekommen könnte. Ich würde es damit versuchen. Ich saß mit gekreuzten Armen über meinem Bauch da und dachte weiter nach. Wenn ich wirklich schwanger wäre, was mir immer wahrscheinlicher vorkam, konnte ich nicht zurück in eine Organisation, deren Hauptaufgabe das Töten von Menschen war. Ich würde das Kind auf die Welt bringen und es erziehen. Niemals würde es erfahren, dass seine Eltern Terroristen waren. Ich würde dieses Kind in England aufziehen und ihm den Namen Chamils geben. Damit würde ich sein Andenken für immer bewahren und wenn er zurückkommen würde, dann könnte er sich über seinen wohlerzogenen Sohn freuen.
Ende
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