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Gefangen im Terror (German Edition)

Gefangen im Terror (German Edition)

Titel: Gefangen im Terror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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überall Straßensperren und ab 20 Uhr ein generelles Ausgangsverbot. Ich musste warten bis es dunkel wurde. Ich konnte nicht daran denken, mir ein Taxi zu nehmen. Achmed warnte mich nochmals, als er sich von mir verabschiedete: „Pass auf dich auf!“ Er hatte mir noch einen Stadtplan da gelassen, auf dem unsere Wohnung eingezeichnet war. So konnte ich mich wenigstens orientieren.
    Als wir vom Bagdader Flughafen in die Innenstadt gefahren waren, hatte ich in der Nähe des Flughafens ein großes Hotel gesehen, das ziemlich unbeschädigt gewirkt hatte. Dorthin würde ich gehen und auf meinen Flug warten. Niemand würde mich dort finden. Ich wunderte mich über mich selbst, wie klar ich plötzlich wieder denken konnte. Es ging jetzt um mein Überleben, denn Chamil konnte ich nicht helfen. Ich durfte mich nirgendwo als seine Frau oder Freundin zu erkennen geben. Durch meinen Pass war ich noch Frau Mehoudin, eine irakische Ehefrau, die ihren Mann in London besuchen würde. Ich hatte schon dazu gelernt.
    Als ich meinen Entschluss gefasst hatte, packte ich meinen Koffer. Aus Chamils Koffer nahm ich nur das Geld an mich. Dann schaltete ich noch einmal den Fernseher an. Es kamen die gleichen Nachrichten wie am Morgen. Die gleichen Bilder. Ich zwang mich, auch die Bilder der Gefangenen ein letztes Mal anzusehen.
    Chamil blickte nicht in die Kamera, er saß mit hängenden Schultern und abgewandtem Kopf auf einem Schemel und sein Hemd war blutverschmiert. Er trug Handfesseln. Seine Stirn blutete. Er sah gedemütigt aus. An seiner Haltung las ich ab, dass er sich bereits aufgegeben hatte. Er war ohne Hoffnung. Wahrscheinlich hatten sie ihn geschlagen und gefoltert. Er würde nie wieder in sein geliebtes Tschetschenien zurückkehren. So würde ich ihn wohl in Erinnerung behalten. Mein Herz zog sich zusammen, es wurde zu Stein. Trotzdem musste ich für ihn weiter hoffen. Vielleicht würde er durch einen Terrorakt der Mudschaheddin freigepresst werden. Die Terroristen hatten viele Möglichkeiten. Auch ein Austausch von Gefangenen kam vielleicht in Betracht. Ich durfte ihn jetzt nicht aufgeben.
    Der andere Gefangene, den ich mir erst jetzt genauer ansah, war Mustafa. Er hatte einen Verband um den Brustkorb. Sein Gesicht war unförmig angeschwollen und seine Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Bei seinem Anblick fühlte ich nichts, nicht einmal Bedauern.
    Was mit den Gefangen weiter passieren sollte, wurde in dem Beitrag nicht mitgeteilt. Es gab in Bagdad so viele Gefängnisse und Kerker, die voll von Terroristen waren. Immer wieder wurden einzelne öffentlich hingerichtet. Mein Herz schlug bis zum Halse und ich musste mich erst wieder beruhigen, bevor ich mein Vorhaben fortführen konnte.
    Ich war Chamil dankbar für die Schminke, die er mir besorgt hatte. Meine Augen waren vom Weinen verquollen und ich zitterte immer noch. Ich trug das Make-up dick auf, bis ich mich selbst kaum mehr erkannte. Dann legte ich den Tschador an und verließ die Wohnung. Die Pistole hatte ich unter meinem Kleid verborgen. Dort hatte ich auch wieder ein Messer. Dass ich die Waffen vor dem Abflug wegwerfen musste, war mir klar. Doch vorerst fühlte ich mich damit sicherer.
    Als ich die Wohnung verließ, war es 22 Uhr. Zu dem Hotel im Flughafenbereich musste ich etwa 1 Stunde zu Fuß rechnen. Die Straßen waren menschenleer. Ich drückte mich an den Hausfassaden entlang. Meine Kleidung war schwarz und in der Dunkelheit nicht auffällig. Wenn sich ein Fahrzeug näherte, sprang ich so schnell ich konnte in einen Hauseingang oder hinter einen der Schutthaufen.
    Der Plan, den mir Achmed gegeben hatte, war für mich wertlos. Er war im Dunkeln nicht zu entziffern, außerdem gab es kaum Straßenschilder. Ich war allein auf meinen Orientierungssinn angewiesen. Ich ging in nördlicher Richtung. Von dort waren wir mit dem Jeep gekommen. Der Flughafen musste in dieser Richtung liegen. Als ich in einen Außenbezirk kam, sah ich Flugzeuge im Sinkflug. Ich war also auf dem richtigen Weg. Mein Koffer, in dem ich nur das Nötigste verstaut hatte, wurde immer schwerer. Ich keuchte beim Gehen und der Schweiß lief mir den Rücken hinunter. Immer wieder musste ich Deckung suchen, denn es waren viele Militärfahrzeuge unterwegs.
    Einer Straßensperre, die ich gerade noch rechtzeitig erkannt hatte, war ich in weitem Bogen ausgewichen. Ich war seit mehr als zwei Stunden unterwegs, so dass es inzwischen zu spät war, um im Hotel zu übernachten. Das wäre zu auffällig gewesen.

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