Gefangen im Terror (German Edition)
abtrünnig bezeichnen. Bisher hatte ich diese Kleidung nur einmal getragen. Ich war mir dabei besonders mutig vorgekommen. Nach längerem Herumprobieren vor dem Spiegel entschied ich mich doch für die traditionelle Kleidung. Eine rote Tunika, die ich von meiner Mutter zum Beginn des Studiums bekommen hatte, war genau das Richtige. Sie stand mir sehr gut. Vielleicht würde ich Chamil damit gefallen. Außerdem wusste ich nicht ob er orthodoxen Glaubens oder Muslim war, wie ich. Seine Kleidung war eher neutral. Immerhin hatte er mich angesprochen, was für einen Moslem ungewöhnlich war. Ich konnte ihn nicht einschätzen. Aber ich wollte auch kein Risiko eingehen. Stundenlang saß ich mit meiner roten Tunika auf dem Bett und wartete ungeduldig auf die Stunde, in der wir uns treffen wollten. Ich malte mir alle möglichen Szenen mit Chamil aus. Am besten gefiel mir die Vorstellung, dass er mir verliebt in die Augen blickte und mich nur an den Händen berührte.
Wir trafen uns vor der Universität und gingen in ein kleines Stadtviertel, ganz in der Nähe, wo es viele kleine Cafés und Speiselokale gab. Chamil setzte sich mit mir in ein winziges Café in die hinterste Ecke des Raumes, obwohl wir die einzigen Gäste waren.
Wir hatten uns kaum hingesetzt, als er über den Tisch meine Hände nahm, sie von allen Seiten betrachtete und dann sagte: „Du bist wunderschön.“ Dabei sah er mir tief in die Augen und ich wurde rot bis unter die Haarwurzel. Noch nie hatte mich ein Mann so angeschaut. Ich entzog ihm vorsichtig meine Hände und sagte: „Ich freue mich, dich kennen zu lernen.“ Es fiel mir beim besten Willen keine andere Antwort ein. Er sagte darauf: „Verrätst du mir deinen Namen?“ Richtig, ich hatte ihm noch nicht einmal meinen Namen gesagt. „Fatma Alijewa“, sagte ich mit belegter Stimme. Er hatte Tee und Kuchen für mich bestellt, dann fragte er mich über mein Studium aus und ich erzählte ihm, dass ich noch drei Jahre in Tbilisi bleiben musste. Er hatte nur noch ein Jahr zu studieren und danach würde er für einige Zeit ins Ausland gehen. Nachdem mich Chamil bis vor meine Tür begleitet hatte und mir zum Abschied noch einmal sagte, wie schön er mich findet, ging ich wie benommen in mein Zimmer. Es war tatsächlich alles so gekommen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich konnte mein Glück kaum fassen.
Nach diesem Treffen im Caféhaus sahen wir uns in immer kürzer werdenden Abständen wieder. Meine Freundinnen fragten oft neugierig, „wie weit“ wir denn gegangen wären. Aber ich erzählte ihnen nichts. Chamil war am Anfang sehr zurückhaltend und ließ mich sofort in Ruhe, wenn ich ihm zu verstehen gab, dass mir seine Berührungen unangenehm waren. Er drängte mich zu nichts. Er wohnte in einem Studentenheim. Ich konnte ihn dort nicht besuchen, ohne aufzufallen. Wir mussten uns in meinem kleinen Zimmer treffen. Meine Mitbewohnerin hatte Verständnis für mich und überließ uns die Wohnung, so oft ich sie darum bat.
Wir kannten uns jetzt bereits ein halbes Jahr und außer ein paar Küssen war zwischen uns nichts passiert. Bei einem unserer letzten Treffen war Chamil besonders zärtlich zu mir. Ich war so verliebt in ihn, dass ich ihn nicht länger hinhalten wollte.
Chamil entkleidete zuerst sich, dann begann er, meine Schuhe auszuziehen, öffnete mein Kleid und schob mein Kopftuch herunter. Ich war zunächst wie erstarrt. Ich fühlte, wie meine Brust fester wurde und hörte meinen Herzschlag in den Ohren pochen. Ich hörte die Warnungen meiner Mutter: „Wenn du Gottes Gesetze missachtest, wird er dich strafen!“
Chamil hatte meine Füße in die Hand genommen. Er küsste meine Zehen und seine Hände wanderten meinen Körper hinauf. Er streifte mir mein Kleid über den Kopf und öffnete meinen BH. Er streichelte meine Brüste und meinen Bauch. Als er sich über mich beugte und in mich eindrang, empfand ich nur einen kurzen Schmerz, für kurze gab ich mich ganz dem Gefühl hin, mit ihm eins zu sein. Die Warnungen meiner Mutter erreichten mich nicht mehr. Als er mein Zimmer verließ, hatte sich meine Welt verändert. Es würde nichts mehr so sein wie zuvor.
Chamil war wie besessen, ein guter Journalist zu werden. Langsam hatte ich auch den Mut, meiner Mutter von der Bekanntschaft zu erzählen. Damit begann eine schwierige Zeit. Immer wenn ich nach Hause fuhr und Chamil in Tbilisi zurückblieb, brach mir fast das Herz. Meine Mutter hatte mir verboten, mit meinen Schwestern über diesen Freund zu
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