Gefangen in der Todesgruft (Cassandra) (German Edition)
wenn ihre Kehle vor Schreck nicht wie zugeschnürt gewesen wäre.
Nur ein paar Meter von ihr entfernt funkelte ein Augenpaar im Gebüsch, das aber gleich darauf wieder verschwand.
Jennifer dachte an Tristan, aber der war ja nicht mehr am Leben. Welche Tiere gab es sonst noch auf der Insel? Doch darüber wollte sie sich jetzt nicht auch noch den Kopf zerbrechen. Sie wollte nur noch zum Schloss zurück und in ihr Zimmer. Wie gehetzt lief sie weiter.
Im ganzen Haus brannte kein Licht mehr, doch Rachel hatte die Eingangstür zum Glück noch nicht abgeschlossen. Jennifer ging sogleich zu Angies Zimmer hinauf in der Hoffnung, dass die Freundin in der Zwischenzeit zurückgekommen war. Doch leider war das nicht der Fall. Ihr wurde immer elender zumute. Was war bloß passiert?
Als sie die Tür wieder zuzog, hörte sie plötzlich ein Geräusch hinter sich und fuhr herum. Im Halbdunkel erblickte sie Rachels hagere Gestalt. Gewaltsam überwand Jennifer ihre Abneigung und ging auf die alte Frau zu.
"Rachel", sagte sie beschwörend, "Angie ist seit heute Morgen verschwunden, und keiner weiß, wo sie steckt. Haben Sie in der Zwischenzeit etwas von ihr gehört?"
Die alte Frau machte ein abweisendes Gesicht. "Wird auch umgebracht worden sein wie die andere", krächzte sie. Dann drehte sie sich um und verschwand in der Dunkelheit.
Jennifer lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Es hatte keinen Sinn. Mit Rachel konnte man nicht mehr vernünftig reden. Entnervt ging sie in ihr Zimmer und drehte den Schlüssel im Schloss um.
Es wurde die schlimmste Nacht ihres Lebens, allein mit Rachel in dem düsteren alten Schloss und der Ungewissheit, wo Angie und Jason steckten. Hinzu kam noch, dass sie in dieser Nacht abermals Motorengeräusche und flackernde Lichter in der Bucht unter ihrem Fenster bemerkte. Doch diesmal war Jennifers Angst größer als ihre Neugierde. Sie kroch in ihr Bett zurück und hoffte, dass es bald Morgen wurde.
* * *
Am nächsten Morgen war die Situation noch genauso unverändert. Jennifer zog sich an und stellte dann fest, dass sie immer noch mit Rachel allein im Haus war. Von Lorna wusste sie, dass sie über Nacht in St. Ives geblieben war und erst gegen Mittag wieder auf die Insel zurückkehren würde. Aber Richard und Barry waren ebenfalls nicht da, und Angie war immer noch nicht zurückgekommen. Als Jennifer nach einem hastig hinuntergeschlungenen Frühstück in Nebel und Sprühregen abermals zur Blockhütte lief, machte sie die beunruhigende Entdeckung, dass auch Jason noch nicht zurück war.
Für diesen Fall hatte Jennifer bereits vorgesorgt. Sie hatte in ihrem Zimmer einen Zettel geschrieben, den sie nun unter Jasons Tür durchschob.
Muss dich unbedingt sprechen , stand darauf. Angies Katze ist vermutlich vergiftet worden, und sie selbst ist seit gestern früh verschwunden. War nicht mit Rick zusammen, wie wir alle dachten. Seit gestern Abend bin ich mit Rachel allein im Schloss und kann niemanden fragen. Komm so schnell wie möglich. Jennifer .
Anschließend hastete sie den Weg wieder zurück, der ihr im Nebel noch unheimlicher und gespenstischer erschien als in der Nacht. Im Schloss angekommen, führte ihr erster Weg sie zum Funktelefon in der Halle. Sie wollte noch einmal beim alten Sam anrufen und zusehen, dass sie Rick erreichte.
Leider hatte sie heute kein Glück damit. Außer einem Rauschen und Pfeifen brachte sie keine Verbindung zustande, woran sicher das überraschend schlechte Wetter schuld war. Verzweifelt gab sie auf. Sie würde wohl warten müssen, bis Lorna zurückkam. Wenn wieder ein Boot verfügbar war, konnte man eher etwas unternehmen.
Die Lichter auf der anderen Seite der Insel fielen ihr wieder ein, die sie in der Nacht von ihrem Fenster aus gesehen hatte. Wer zum Teufel war das gewesen, wenn niemand im Schloss war? War dort hinten ein zweiter Anlegeplatz, von dem sie nichts wusste, und waren Richard und Barry über Nacht im Schloss gewesen, früh am Morgen jedoch schon wieder verschwunden?
Jennifer war am Rande ihrer Kraft. Alles wurde von Tag zu Tag mysteriöser. Jetzt konnte sie nur noch eins tun: nachsehen, ob vielleicht in der Zwischenzeit eines der Boote wieder am Dock lag oder ob sich eines draußen auf dem Meer der Insel näherte. Leider hatte Jennifer auch hier Pech, denn von der 'Mullion Star' oder der 'Halcyon' war weit und breit nichts zu sehen. Verzweifelt starrte sie auf das graue Wasser und den ebenso unfreundlichen Himmel.
Als ihr Blick auf den
Weitere Kostenlose Bücher