Gefangen in der Todesgruft (Cassandra) (German Edition)
Blockhütte läge, die an Urlauber vermietet wurde.
Angie blieb stehen. "Das hier ist die Südspitze der Insel", erklärte sie. "Zum Haus sind es nur noch ein paar Minuten, aber die Blockhütte liegt am nördlichen Ende der Insel."
"Und wie weit ist es bis dorthin?", erkundigte Jennifer sich.
"Zu Fuß eine gute halbe Stunde. Insgesamt ist Killarney Island drei Meilen lang und zwei Meilen breit."
Kurz darauf gabelte sich der Weg. Rechter Hand führte er zur Blockhütte, wie Angie erklärte, links würden sie nach wenigen Schritten Killarney Castle liegen sehen. Als sie dann aus dem Wald heraustraten und das Schloss vor ihnen lag, war Jennifer nicht nur enttäuscht, sondern regelrecht erschrocken. Doch sie bemühte sich, es sich nicht anmerken zu lassen.
Es war ein hässlicher grauer Kasten, wuchtig, trutzig und mit vergitterten Fenstern im Erdgeschoss. Für Jennifer war es weder ein Schloss noch ein Schlösschen, sondern ganz einfach ein abstoßendes altes Haus.
Ihre Mühe war umsonst, denn Angie sah ihr sofort an, was sie davon hielt.
"Sorry", meinte sie leise. "Ich merke, dass du wahnsinnig enttäuscht bist. Bevor ich dich dazu überredete, deinen Urlaub mit mir hier zu verbringen, hätte ich dir vielleicht erst ein Foto davon zeigen sollen."
Jennifer hatte sich von ihrem ersten Schrecken wieder erholt. "Quatsch", sagte sie burschikos und hängte sich bei der Freundin ein. "Du hast mich ja immerhin gewarnt, dass Killarney Castle alt, renovierungsbedürftig und unheimlich ist."
Sie gingen über eine kleine Brücke, die über einen steinigen Bach führte. Für einen Moment wurde die graue Fassade des Schlosses von der Nachmittagssonne erleuchtet, die das Gebäude gleich viel freundlicher erscheinen ließ.
"Es gibt etliche Räume im Schloss, die düster und unheimlich wirken", meinte Angie. “Aber die werden nicht bewohnt. Das Zimmer, das du vermutlich bekommen wirst, ist hell und halbwegs modern eingerichtet."
Jennifer lachte. "Na, das tröstet mich. Solange mir dort kein Gespenst erscheint ..."
Etwas außer Atem erreichten die beiden Freundinnen das Portal. Während Angie den schweren Messingklopfer schwingen ließ, stieg in Jennifer wieder dieses unerklärliche beklemmende Gefühl hoch. Ihr war fast, als drohte ihr in diesem düsteren Haus eine unbestimmte Gefahr, doch dann verdrängte sie diesen Gedanken rasch wieder. Sie war hier mit Angie, um deren liebenswerte Mutter zu besuchen, und sie war fest entschlossen, hier einen schönen Urlaub zu verbringen. Dabei spielte es keine Rolle, ob das Schloss alt und hässlich und das Gästezimmer halbwegs modern eingerichtet war oder nicht.
Eine dürre alte Frau mit einem ausgesprochenen Vogelgesicht öffnete ihnen. Jennifer wich bei deren Anblick unwillkürlich einen Schritt zurückwich. Doch dann nahm sie an, dass sie der alten Wirtschafterin gegenüberstand, die auf Killarney Island vermutlich nur noch ihr Gnadenbrot aß.
"Guten Tag, Rachel", sagte Jennifer freundlich, nachdem Angie sie begrüßt und mit ihr bekannt gemacht hatte, und reichte ihr die Hand. "Wie geht es Ihnen? Angie hat mir schon von Ihnen erzählt."
Die alte Frau brummte etwas Unverständliches und schlurfte in die Halle zurück. Als Angie vorausging, packte Rachel mit ihren knochigen Fingern Jennifer am Arm und hielt sie zurück.
"Du wärst besser geblieben, wo du hergekommen bist, Mädchen", murmelte sie böse. "Sonst wirst du auch noch umgebracht wie die Andere."
Jennifer überlief ein eiskalter Schauer. Sie wollte etwas sagen, doch da drehte Angie sich zu ihnen um. Rasch setzte sie ein gleichmütiges Gesicht auf. Die alte Frau sollte ja nicht mehr ganz richtig im Kopf sein, da brauchte man auf ihr Gerede sicher nicht viel zu geben. Trotzdem war Jennifer mehr als unangenehm berührt. Hatte es auf Killarney Island tatsächlich einmal einen Mord gegeben?
Als Jennifer kurz darauf Angies Mutter begrüßte, waren die alte Rachel und ihre rätselhafte Bemerkung wieder vergessen. Mrs. Allensford strahlte über das ganze Gesicht und bat ihre Tochter und deren Freundin, auf dem hübschen Biedermeiersofa Platz zu nehmen. Sie selbst ließ sich auf einem zierlichen Polsterstuhl nieder und griff nach der Teekanne.
"Ich wusste nicht genau, wann ihr kommt, aber der Tee ist noch warm, und auch Rachels Apfelschnitten sind ein Gedicht", sagte sie.
Angie musste lachen, als sie Jennifers entgeistertes Gesicht sah. "Keine Sorge, Jen. Rachel ist zwar etwas wunderlich geworden und kann nicht mehr viel im
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